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Ob still, sprudelnd oder mit wenig Kohlensäure – wer durstig ist, greift hierzulande nicht nur bei der aktuellen Hitze gerne zum Mineralwasser. Im Schnitt 147,3 Liter tranken die Bundesbürger im vergangenen Jahr; mehr als einen handelsüblichen Kasten pro Monat. Ein Rekord, wie der Verband Deutscher Mineralbrunnen (VDM) mitteilt. 1970 etwa lag der Pro-Kopf-Verbrauch nur bei 12,5 Litern Mineralwasser. Den wachsenden Durst der Verbraucher spüren auch die Mineralbrunnen in der Region. „Unser Absatz ist in den vergangenen fünf Jahren gestiegen“, sagt etwa Schlossquelle-Inhaber Jörg Mellis. „Viele Menschen trinken heute bewusster, intensiver und dadurch auch mehr.“

Beliebter würden seit einigen Jahren die stillen Mineralwässer und solche mit wenig Kohlensäure. Das belegen auch Zahlen des VDM. Wenn schon still, warum nicht gleich das Wasser aus der Leitung? „Mineralwasser hat eine ursprüngliche Reinheit“, sagt Mellis. „Leitungswasser dagegen ist wieder aufbereitetes Wasser.“ Der Qualität schade das nicht, meint Ramon Steggink von der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) in Mülheim. „Es handelt sich um wieder aufbereitetes Wasser, ja. Aber wir nehmen jeden Tag Proben und müssen die Grenzwerte der strengen Trinkwasserkontrollen einhalten.“ Die Verbraucher könnten deutschlandweit unbedenklich das Wasser aus der Leitung trinken. Auch geschmacklich gebe es keinen Unterschied, so Steggink. Das würden die regelmäßigen Blindverkostungen des Wasserversorgers zeigen.

Inzwischen gibt es verschiedene Hersteller auf dem Getränkemarkt, deren Geschäft auf dem Wasser aus der Leitung basiert. Die Firma Soda Stream etwa bietet unter anderem Sprudler an, mit denen die Kunden das Trinkwasser selbst mit Kohlensäure versetzen können. „Inzwischen nutzen uns 4,8 Prozent aller Haushalte“, sagt Ferdinand Barckhahn, Geschäftsführer von Soda Stream in Deutschland und Österreich. Um neue Kunden zu gewinnen, weicht das Unternehmen auch durchaus mal von seinem Kerngeschäft – dem Wassersprudeln – ab. Im Juni brachte es „Blondie“ auf den Markt, ein Pils zum Selbermachen.

Ob aus Leitung oder Flasche – viele Kunden setzen sich heute offenbar mehr mit dem Wasser auseinander, das sie trinken. Schlossquelle-Inhaber Jörg Mellis kann sich vorstellen, dass es in Restaurants künftig eine Karte mit verschiedenen Mineralwässern geben wird – ähnlich wie heute für Wein. Vielleicht ist dort dann auch das Wasser aus der Leitung zu finden.