Witten. Im Gewerbegebiet nahe der Herbeder Straße steht noch kein Gebäude. Was sich ein Handwerker wünscht, der ein Grundstück auf „Drei Könige“ erwarb.
Es ist fast anderthalb Jahre her, dass NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach nach Witten kam, um den offiziellen „Startschuss“ für das neue Gewerbegebiet Drei Könige zu geben. Seither hat sich auf dem Gelände nahe der Herbeder Straße noch nicht viel getan. Derzeit laufen Erd- und Kanalarbeiten für das DHL-Logistikzentrum, das auf Drei Könige auf einem 5800 Quadratmeter großen Areal für rund 100 Mitarbeiter gebaut werden soll.
Etwa zwei Drittel der Flächen im rund 31.000 Quadratmeter großen Gewerbegebiet waren im Januar vergangenen Jahres schon vergeben, als Ministerin Scharrenbach die Umwandlung der Brachfläche in ein Gewerbegebiet als ein „beispielhaftes Projekt“ bezeichnete. Die Gewerbeflächen seien verkauft, bis auf die, die am geplanten Archäologischen Fenster auf Drei Könige liegen, sagte Wittens Wirtschaftsförderin Anja Reinken jetzt auf Anfrage unserer Redaktion. Der „vermeintliche Stillstand“ auf der Fläche erkläre sich damit, dass Kaufverträge, beziehungsweise Baugenehmigungen anstehen würden.
Fliesenlegermeister aus Witten hätte auch gerne eine Gewerbefläche gemietet
Erschließung kostete vier Millionen Euro
Vier Millionen Euro hat die Erschließung des neuen Gewerbegebietes Drei Könige laut Stadtbaurat Stefan Rommelnfanger gekostet. 2,2 Millionen Euro könnten durch die Vermarktung des Geländes nicht wieder hereingeholt werden. Das Land habe 80 Prozent des Betrages übernommen, sagte Rommelfanger im Januar 2020.
Die Wiederentdeckung der Steinhauser Hütte, ihre große industriegeschichtliche Bedeutung, hatten die Aufbereitung des Gewerbegebiets Drei Könige kräftig ins Stocken gebracht. Bislang ist beabsichtigt, mit einem „Archäologischen Fenster“ einen Teil der europaweit bekannt gewordenen Funde des Wittener Stahlwerks Steinhauser Hütte (1854-1877) der Öffentlichkeit zu zeigen.
Vor rund zwei Monaten hat sich Fliesenlegermeister Julian Pier, bislang an der Pferdebachstraße zu finden, für den Kauf eines fast 2400 Quadratmeter großen Baugrundstücks entschieden. Auf Drei Könige sollen eine Werkstatt, das Lager, eine Ausstellung und das Büro des 15-Mann-Betriebes ihren neuen Sitz finden. Eigentlich wollte Pier eine Gewerbefläche anmieten, war in Witten aber nicht fündig geworden. Derzeit machen dem Handwerker die auch durch Baustoffmangel verursachten hohen Baukosten Sorgen. „Aber das wird sich wieder normalisieren.“
Auf eine baldige Besserung hofft Pier auch beim Zustand der maroden Herbeder Straße, über die man ins Gewerbegebiet gelangt. „Das ist eine Zumutung, die muss unbedingt gemacht werden.“ Eine Straßensanierung sei auch wichtig, weil im Gewerbegebiet künftig mit vielen Verkehrsbewegungen zu rechnen sei. Allein mit Blick auf das DHL-Logistikzentrum rechnet der Fliesenleger mit rund 100 Fahrzeugen am Tag, „die ein- und ausfahren werden“.
Elektro Wieshoff will nach 66 Jahren den Steinhügel in Witten-Heven verlassen
Piers Nachbar im Gewerbegebiet wird der Handwerksbetrieb Elektro Wieshoff. Nach 66 Jahren am Steinhügel in Heven benötigt Juniorchef Heinrich Wieshoff für seine Firma mehr Platz. Er steht kurz vor dem Abschluss des Kaufvertrages mit der Stadt. 3900 Quadratmeter will Wieshoff erwerben, darauf eine Lagerhalle, eine Werkstatt, Sozialräume und ein Büro errichten. Eigentlich hätte er sich noch einen zentraleren Standort, „näher an der Autobahn“, gewünscht. Aber den gab es in Witten nicht. Mit einem Umzug rechnet der 31-Jährige erst im nächsten Jahr.
Ohne Wenn und Aber glücklich ist Feuerwehrchef Mario Rosenkranz mit dem Bauplatz auf Drei Könige. Im Eingangsbereich des Gewerbegebietes soll ein neues Gerätehaus die in die Jahre gekommenen Gebäude der alten Hauptfeuerwache an der Hauptstraße und des Gerätehauses der Feuerwehr in Heven am Wannen ersetzen. Ein neuer Standort für 80 freiwillige Feuerwehrleute und sechs Fahrzeuge, wie Rosenkranz sagt. Vor vier Wochen habe man den Bauantrag bei der Stadt eingereicht.
Nichts Neues vom viel diskutierten „Archäologischen Fenster“ auf Drei Könige
Ob es im neuen Gewerbegebiet auch das viel diskutierte „Archäologische Fenster“ geben wird, ist noch offen. Das Fenster, so die bisherigen Planungen, soll an die historisch bedeutsame Steinhauser Hütte erinnern, die auf dem Gelände im 19. Jahrhundert Stahl produzierte. Im Sommer letzten Jahres hatte Stadtbaurat Stefan Rommelfanger gegenüber unserer Redaktion gesagt, dass es mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe noch keine Einigung darüber gebe, wer der Bauherr des Projektes sein soll, wer das Archäologische Fenster betreiben und unterhalten soll. Die Stadt alleine könne dies nicht leisten. Auf eine jetzige Anfrage zum „Fenster“ hieß es knapp von der Stadt: „Da gibt es aktuell nichts Neues.“