Witten. Seit Ende Februar bekommen Hundebesitzer wieder Einzelunterricht. Die Freude von Trainer Klaus Haumann aus Witten hält sich jedoch in Grenzen.
Hundebesitzer in Witten mussten sich in den vergangenen Monaten selbst helfen – wegen des Lockdowns blieben Hundeschulen geschlossen. Seit dem 22. Februar dürfen Schulen für Vierbeiner nun wieder Einzelunterricht geben. Die Freude von Trainer Klaus Haumann, Inhaber der Hundeschule „Canis Familiaris“ am Durchholzerplatz in Witten, ist aber verhalten.
Fakt ist: Ihm fehlt Einkommen von rund sechs Monaten. „Natürlich bin ich da nicht alleine – es geht mir so, wie vielen anderen auch“, sagt der gebürtige Oberhausener, der seine Hundeschule vor 13 Jahren in Durchholz eröffnete. Zusammen mit seiner Frau Sabine, die ihn bei der Arbeit unterstützt, lebt er für und mit Hunden. Die drei Vierbeiner des Paares – Nova, Cragar und Tikka – tollen aktuell die meiste Zeit alleine über die 6000 Quadratmeter große, abgezäunte Wiese.
Drei bis vier Hundebesitzer pro Woche
Vor Pandemie-Beginn waren es bis zu 60 Kunden, die von Haumann Hilfe bei der Erziehung ihrer Fellnasen bekamen. Zurzeit sind es nur noch drei bis vier Hundebesitzer pro Woche, denen der Hundetrainer Einzelstunden gibt. Der Zulauf sei bisher verhalten, sagt der 58-Jährige. „Doch ich bin zuversichtlich, dass mit den milderen Temperaturen bald wieder mehr Kunden kommen“, so Klaus Haumann.
Seine Frau Sabine könnte ihm momentan ohnehin nicht viel helfen, denn sie arbeitet hauptberuflich als Psychotherapeutin. „Durch Corona haben wir fast dreimal so viele Patientenanfragen wie sonst“, sagt die Ärztin, die zur Arbeit oft auch die beiden Irish-Terrier Cragar und Tikka mitnimmt, denn die beiden sind ausgebildete Therapiehunde.
Erziehung hat im Lockdown bei dem ein oder anderen Vierbeiner gelitten
Sabine Haumann war es auch, die ihren Mann während der rauen Monate ohne Einkommen unterstützt hat. „Sonst hätte es nicht gut ausgesehen“, sagt der Hundecoach, der nebenbei noch ein zweites Gewerbe hat: In Handarbeit stellt er Hundehalsbänder und Leinen aus Leder her. Die Werkstatt seiner „Riemenarbeit-Manufaktur“ befindet sich direkt neben dem Hundeplatz.
Dass unter der langen Zeit ohne Hundeschulen die Erziehung bei dem ein oder anderen Vierbeiner gelitten hat, das will der Hundetrainer nicht abstreiten. „Aber wenn wir ehrlich sind, waren auch vor Corona viele Hunde nicht erzogen“, sagt er trocken, während seine drei Terrier Nova, Cragar und Tikka über die Wiese jagen. Das Problem sei, dass viele Menschen sich einen Vierbeiner anschaffen, eigentlich aber nicht genug Zeit haben. Viele besuchten zwar ein paar Monate die Welpenschule, aber danach verlören sie das Interesse, so Haumann.
Einzeltraining hat auch Vorteile
Ein wenig wehmütig wird der Hundeliebhaber schon, als er beim Erzählen über den Platz blickt, auf dem einige einsame Verkehrs-Hüttchen stehen. Mittlerweile habe er sich an die Situation gewöhnt, sagt der Hundecoach. „Aber die lustige Dynamik der Gruppenveranstaltungen mit bis zu zwanzig Vierbeinern, die fehlt schon“, findet seine Frau Sabine.
Immer mehr Hunde
Lebte vor der Pandemie schon in jedem vierten Haushalt eine Katze, und in jedem fünften ein Hund, schießt die Nachfrage in Zeiten von Kontaktbeschränkungen, Einsamkeit und Menschen mit viel Freizeit nochmals in die Höhe.Der Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) gibt an, dass im Jahr 2020 rund 20 Prozent mehr Hunde gekauft wurden, als in den Jahren davor.
In diesem Jahr können sich die Hundeexperten jedoch kaum vorstellen, dass es zu Trainingsstunden mit mehreren Kunden gleichzeitig kommt. „Solange die Zahlen weiterhin steigen, wird es bei Einzelstunden bleiben“, meint Klaus Haumann. Das habe durchaus Vorteile, denn im Einzeltraining lässt sich besonders gut auf Unarten des Hundes eingehen. Die meiste Zeit befasst sich der Trainer sowieso eher mit dem Hundebesitzer: „Das Verhalten der Vierbeiner hängt immer vom Herrchen und Frauchen ab.“
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