Witten. Ab Montag (10.5.) müssen Grundschüler den Lolli-Test machen. Warum sich die Sprecherin der Grundschulen in Witten mehr Vorlauf gewünscht hätte.

Am Montag (10.5.) geht es los: An den fast 3800 Grund- und Förderschulen im Land soll der Wechselunterricht mit sogenannten „Lolli-Tests“ sicherer werden. Die Kinder, die in die Schule kommen, sollen zweimal pro Woche mit einem Wattestäbchen mit Tupfer durch den eigenen Mund rollen. Susanne Daum, Sprecherin der Wittener Grundschulen, begrüßt dies. Was die Rektorin der Bruchschule jedoch innerlich auf die Palme bringt, ist wieder einmal die Kurzfristigkeit, mit der das Schulministerium die neue Test-Strategie an den Start bringt.

Die Schulen wurden über den „Lolli-Test“ am Dienstag (4.5.) per E-Mail in Kenntnis gesetzt. Genauere Informationen zum Pro­ze­de­re soll es am Donnerstag (6.5.) geben, heißt es in der Mail von NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer. Fest steht: Da die Tests gruppenweise erfolgen sollen, muss der Wechsel-unterricht erneut so organisiert werden, dass die Kinder einen Tag zu Hause und dann wieder in der Schule sind.

Rektorin aus Witten: Die Sache wird kompliziert, wenn es positive Testergebnisse gibt

In der Schule werden die Tests klassenweise gemacht, bei den Kindern, die im Präsenzunterricht sind. Die Lehrerin, der Lehrer gibt die Tests aus und sammelt sie wieder ein. Die Tests jeder Klasse gehen dann gemeinsam in einer Box in ein Labor. Bis zu diesem Zeitpunkt sind die Tests anonym. Klar ist nur, von welcher getesteten Klasse sie stammen.

„Die Lolli-Tests sind gut“, sagt Grundschulrektorin Susanne Daum. Dies werde alles so lange reibungslos funktionieren, bis man von dem für die Schule zuständigen Labor eine Rückmeldung erhalte, dass es einen oder mehrere positive Ergebnisse bei einer Schülergruppe gibt. „Diese Meldung soll ich bis spätestens einen Tag nach dem Test am nächsten Morgen um 6 Uhr erhalten.“

Susanne Daum, Schulleiterin an der Bruchschule in Witten, kann ihr Handy in diesen Tagen nicht ausstellen.
Susanne Daum, Schulleiterin an der Bruchschule in Witten, kann ihr Handy in diesen Tagen nicht ausstellen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Dann werde die Sache kompliziert. „Es gibt Eltern, die ich morgens unter Umständen nicht erreiche, um ihnen zu sagen, dass das Kind nicht zur Schule kommen darf.“ Es gebe Eltern, die wechselten alle drei Monate ihre Telefonnummer, „die ich dann nicht habe“.

Was mit Kindern geschehen soll, die nicht zum Unterricht kommen dürften, dann aber doch vor der Tür stehen, wusste die Rektorin am Mittwoch (5.5.) auch noch nicht. „Es gibt Mütter und Väter, die gehen nicht ans Telefon, andere sind berufstätig.“ Nicht zuletzt gebe es Eltern, die sich auch um das Thema Corona nicht wirklich kümmerten „und selbst positiv getestet draußen herumlaufen“.

Rektor: Die Ergebnisse der Schnelltests waren deutlich unsicherer

Andreas Straetling, Leiter der Baedekerschule in Annen, betont, dass der Lolli-Test eine große Verbesserung gegenüber dem bisherigen Schnelltest darstelle. So seien die Ergebnisse der Schnelltests deutlich unsicherer gewesen, sie hätten in der Schule auch viel Zeit in Anspruch genommen. Für Kinder seien die Lolli-Tests außerdem einfacher zu handhaben.

Ministerium informiert online über Lolli-Tests

Das „Lolli-Test“-Verfahren“ wurde an 22 Kölner Schulen, darunter zwei Förderschulen, drei Wochen lang getestet. Laut Schulministerium war die Rückmeldung durchweg positiv. Schüler, die einer Testgruppe angehören, die ein positives Testergebnis hatte, gelten als Corona-Verdachtsfälle.

Die Eltern müssten diese Kinder in „häusliche Isolation“ nehmen, so das Ministerium. Mit der Vorlage eines negativen PCR-Tests könnten sie wieder in den Präsenzunterricht zurückkehren. Das Schulministerium informiert online über die Lolli-Tests an den Grund- und Förderschulen. (www.schulministerium.nrw/lolli-tests)

Das kann Kollegin Susanne Daum unterschreiben. Sie hätte es jedoch begrüßt, wenn das Land seine Lolli-Test-Offensive so gestartet hätte, dass die Schulen eine Woche Vorlauf gehabt hätten, um auch organisatorische Fragen in Ruhe klären zu können. „Jetzt wird alles wieder übers Knie gebrochen.“

Die neuen Tests sind bislang weder in der Baedeker- noch in der Bruchschule angekommen. Wann sie eintreffen, weiß Daum nicht. Ihr Handy bleibt deshalb im Dauerbetrieb. Am Montag (10.5.) will ihre Bruchschule allen Kindern einen Lolli-Test auch mit nach Hause geben. Der wird nötig, wenn eine Schüler-Gruppe positiv getestet wird. Der zweite Test, der nicht mehr anonym ist und in der Schule abgegeben werden muss, soll zeigen, wer positiv ist. Daum stellt klar: „Wer das nicht macht, kommt nicht in die Schule und hat auch keinen Anspruch auf eine Notbetreuung.“ Für Verweigerer gebe es bei ihr auch keinen gesonderten Distanzunterricht.