Witten. Beim Ausbau der Waldstraße in Witten läuft vieles schief. Nun zeigte sich: 40 cm des Gehwegs verlaufen über Privatgelände. Wer zahlt den Rückbau?

Die Nerven der Anwohner im Neubaugebiet Waldstraße in Witten sind bereits arg strapaziert. Schließlich werden sie an den Kosten für den Straßenausbau beteiligt, der sich seit Jahren hinzieht und immer wieder für Überraschungen sorgt. Die neueste: Ein 40 Zentimeter breiter Steifen des Gehwegs wurde einst auch auf privater Fläche gepflastert und muss nun wieder zurückgebaut werden.

Der Gehweg auf der Seite mit den geraden Hausnummern (2 bis 22) ist teilweise schon seit etlichen Jahrzehnten fertig, ebenso wie einige Häuser. Bei der Straßenausbauplanung im Zuge des Neubaugebiets Waldstraße fiel allerdings auf: Der Bürgersteig liegt teilweise auf privater Fläche, also in den Vorgärten der Eigentümer. Dieser Streifen verjüngt sich, ist vor der Hausnummer 2 40 Zentimeter breit, vor Haus 22 dann sehr schmal.

Sollen Mauern und Hecken nach vorn rücken?

„Für uns ist es nicht nachvollziehbar, wie das passieren konnte“, sagt dazu Wittens Tiefbauamtsleiter Jan Raatz. An einen Vermessungsfehler glaubt er nicht. Im Kataster sei die richtig gemessene Lage eingetragen. Das hätte längst auffallen können, aber allein der Stadt möchte er diesen Fehler nicht ankreiden. Keiner der Eigentümer hätte je nachgeguckt, wo eigentlich seine Grundstücksgrenze verläuft und den Fehler bemerkt. Und: „Wir haben auch gehört, dass mancher Eigentümer selbst asphaltiert hat.“

Nun muss die Stadt einen Rückbau vornehmen, damit die Grundstücksgrenzen klar erkennbar sind. Der Gehweg wird mit einem markanten Stein entlang der Grundstücksgrenzen eingefasst. Trotzdem: „Die Leute haben ihre Vorgärten ja gestaltet und zum Beispiel Mauern gezogen. Sollen die jetzt wieder 40 Zentimeter nach vorn rücken“, fragt sich Anwohnerin Yvonne Meisner.

Die Stadt möchte, dass den Anwohnern keine Nachteile entstehen, allerdings auch keine aufwendigen Pflasterarbeiten zusagen. Immerhin: Die Zufahrten pflastert sie, damit die Hausbesitzer auf ihre Stellplätze fahren können. Dort wo Hecken und Zäune stehen, „muss man gucken“, so Amtsleiter Raatz. Er betonte in einer Stellungnahme im Verkehrsausschuss am Montagabend (26.4.): Die anfallenden Kosten werden nicht mit auf die große Rechnung für den Straßenausbau gesetzt.

Stadt Witten: Anwohner zahlen nicht die Kosten

Das ist der heikle Punkt: „Das ist alles eine Katastrophe, das läuft alles schief“, klagt Anwohnerin Yvonne Meisner, die sich auch bei der WBG engagiert. Sie befürchtet: Die abschließende Rechnung werde sowieso für niemanden mehr nachvollziehbar sein und letztlich kommen doch die Anwohner für den Rückbau auf.

Seit 2019 melden sich die Anwohner immer wieder zu Wort, seit klar ist, dass die Straßenausbaubeiträge für die Waldstraße weit höher liegen als ursprünglich angegeben. Inzwischen gehen sie von einer Verdoppelung aus und schätzen Beiträge zwischen 8000 und 60.000 Euro pro Haus.

Viel Geld wurde dabei ihrer Meinung nach für Unnötiges ausgegeben. Etwa drei aufgepflasterte Huckel als Mittel zur Verkehrsberuhigung – auf einer Strecke von 250 Metern, auf der die Rechts-vor-Links-Regelung gilt. Zwischen den Häusern 9 und 11 wurde außerdem ein „Fußweg gepflastert, der ins Nichts führt“. Zwar in den Wald, aber nicht zu einem Wanderweg. Mittlerweile haben sich etliche Anwohner zusammengeschlossen und wollen die Stadt gemeinschaftlich verklagen.

Der Ausbau hat 998.000 Euro gekostet

Am 17. März hatte der zweite Bauabschnitt zwischen der Einmündung In der Schlade und der Kurve begonnen, im November soll die Straße damit fertig sein. 998.000 Euro hat der Ausbau dann gekostet, so Jan Raatz. Er betont, dass dieser auch sehr hochwertig sei: mit Baumbepflanzung, einer grünen Insel, Laternen mit LED-Beleuchtung. Das Tiefbauamt sei sich bewusst, dass die „Anlieger sehr unglücklich über die Planung sind. Sie fühlen sich schlecht informiert“. Bei einem Ortstermin hat seine Behörde darum das Gespräch gesucht.

Vielleicht läuft die Kommunikation bei einem anderen Projekt besser: Auf dem einstigen Minigolfplatz an der Waldstraße/Ecke Ardeystraße soll ein weiteres Neubaugebiet entstehen. Den entsprechenden Bebauungsplan hat im März der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt und Klima abgenickt. Die Öffentlichkeit soll zeitnah beteiligt werden.