Witten. . Die Stadt hatte 500 Meter gegen den Widerstand von Anwohnern ausgebaut. Eine neue Gasleitung war angeblich nicht nötig. Jetzt ist die alte leck.

Anwohner der Waldstraße sind wieder auf dem Baum: Die Baufahrzeuge waren nach dem über einjährigen Endausbau des 500 Meter langen Mittelstücks vor Weihnachten endlich weg. Auf der einst gefürchteten Schlaglochpiste glänzte schwarzer Asphalt. Dann wurde sie letzte Woche vor Nummer 48 wieder aufgerissen und eine Grube ausgehoben, in die ein halber Kleinwagen passt. Die Stadtwerke haben dort ein Gasleck gefunden.

Anwohner beklagen „Luxussanierung“

„Erst hat die Stadt Witten die Waldstraße gegen den Willen der Anwohner luxussaniert“, beklagt Heinz-Dietmar Vohs (67). 800.000 Euro kostete der Ausbau. Und jetzt werde „eine herrliche Sollbruchstelle“ geschaffen, für deren Folgen die Bürger bei der nächsten Sanierung wieder aufkommen müssten.

Auch Yvonne Meisner (39) und Werner Wenzel (67) sind sauer. „Hier entsteht eine neue Schwachstelle, die beim nächsten Frost wieder hochkommt.“ Sie gehörten auch der Initiative gegen den Ausbau bzw. den angeblich zu hohen Ausbaustandard an. Die Anwohner sollen für Straßenbaubeiträge und teils auch nachträglich für die Erschließung herangezogen werden, was zusammen 5000 bis 60.000 Euro kosten soll. Man habe die Stadt aufgefordert, doch wenigstens gleich neue Gas- und Trinkwasserleitungen sowie Leerrohre für Glasfaser mitzulegen. Die Stadt habe das prüfen wollen, aber davon habe man nichts mehr gehört. Die Gasleitung stamme offenbar aus den 1950er Jahren.

Leck dort, wo nachträglich ein Gully eingebaut wurde

Für Heinz-Dietmar Vohs stellt sich zudem die Haftungsfrage. Das Gasleck befinde sich dort, wo die Baufirma nachträglich einen Straßeneinlauf (Gully) eingebaut habe, als die Straße komplett geschottert war und die anderen Gullys längst gesetzt gewesen seien.

Die Stadt teilt mit, dass der spezielle Gully schon Anfang 2018 eingebaut, das Gasleck aber erst vor einer Woche entdeckt wurde. Stadtwerke-Sprecher Thomas Lindner schließt einen direkten Zusammenhang mit dem nachträglichen Gully-Einbau klar aus. Selbstverständlich habe man die Leitungen (Gas und Wasser) auch vor dem Ausbau der Waldstraße überprüft. „Aus technischer und wirtschaftlicher Sicht gab es keinen Anlass, diese zu erneuern.“

Stadtwerke: Rohrverbindung war nicht ganz in Ordnung

Auf das Gasleck sei man bei der Pflicht-Prüfung nach Abschluss des Straßenbaus selbst gestoßen. Das Gas sei genau an einer Rohrverbindung ausgetreten. Lindner: „Allem Anschein nach ist beim damaligen Setzen der Muffen nicht so sauber gearbeitet worden.“ Anzunehmen sei deshalb schon, dass die schweren Bodenarbeiten das – vorher nicht festgestellte – Leck eröffnet haben. Die Bauarbeiten seien dafür aber letztlich nicht verantwortlich, sondern vielmehr die schlecht ausgeführte Verbindung.

Die Kosten für die Reparatur müssten die Stadtwerke als Netzbetreiber selbst übernehmen. „Das sind Allgemeinkosten, die am Ende alle unsere Kunden tragen.“