Witten. Rita Gellhaus sitzt seit einem Jahr in Indien fest. Zwar gibt es wieder Flüge, aber die Wittenerin scheut die Reise. Das sind die Gründe.

Viele können wegen Corona nicht in den Urlaub fahren – eine Wittenerin kann nicht nach Hause. Seit einem Jahr sitzt Rita Gellhaus nun schon in Indien fest. Auch wenn es inzwischen wieder Flüge gibt: An eine Heimreise ist für die 73-Jährige nicht zu denken.

Wittenerin wohnt bei ihrer Tochter, den Enkeln und Urenkeln

Jedes Jahr im Dezember fliegt die Wittenerin Rita Gellhaus nach Indien, um dort ihre Adoptivtochter Latha (54) zu besuchen. So auch am 1. Dezember 2020. Normalerweise geht es für die Wittenerin dann im Mai wieder nach Hause. Doch Corona machte die Rückkehr im letzten Jahr unmöglich. Der indische Flugverkehr wurde wegen der Pandemie im März 2020 gestoppt. Deshalb blieb der 73-Jährigen keine Wahl. Sie musste bei ihrer Tochter, vier Enkeln und drei Urenkeln in ihrem Haus im kleinen Dorf Thevancode im Bundesstaat Kerala bleiben.

Rita Gellhaus ist inzwischen geimpft.  
Rita Gellhaus ist inzwischen geimpft.   © Gellhaus

Die Flugsituation hat sich inzwischen entspannt. „Es gibt ab und zu Flüge von Bangalore nach Frankfurt“, sagt Rita Gellhaus am Telefon. Doch um zum 1500 Kilometer entfernten Flughafen zu kommen, müsste sie 24 Stunden mit dem Zug fahren – und dann sei nicht einmal sicher, ob im Flieger wirklich ein Platz frei wäre. Das ist Rita Gellhaus zu unsicher. „Da verzichte ich lieber.“

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Und das fällt ihr nicht einmal besonders schwer. „Denn wenn ich das lese, was gerade in Deutschland passiert, jeden Tag neue Regeln, dann habe ich das Gefühl, in Indien auf der sichereren Seite zu sein.“

Zwar falle der Strom immer wieder aus. Aber die Versorgung sei gut, auch die medizinische. Rita Gellhaus ist inzwischen mit Astrazeneca geimpft, ganz regulär, weil sie zur Altersgruppe Ü70 gehört. Die Infektions-Zahlen in ihrem Dorf seien niedrig, allerdings: „Um uns herum sieht es anders aus, und ich fürchte, die Zahlen werden nach dem Ramadan und dem Hindufest in die Höhe schnellen.“

Wittenerin kümmert sich um benachteiligte Mädchen

Rita Gellhaus nutzt die Zwangspause in Indien, um sich mehr um ihr Projekt „Wir für Euch“ zu kümmern, mit dem sie seit 2008 benachteiligten indischen Mädchen hilft. Seit Januar kommen die Kinder wieder täglich von 11 bis 15.30 Uhr zur Nachhilfe. Im Center des Vereins haben sie die Gelegenheit, mit der Lehrerin zu üben. Auch für indische Schülerinnen sei es jetzt eine schwierige Situation. „Aber wir schauen, dass es läuft.“

Doch selbst wenn für sie in der Ferne alles geregelt ist: Heimweh hat die Wittenerin dennoch ab und zu. „Ich vermisse die deutsche Sprache – und mal in einem Café einkehren zu können“, sagt sie. Was ja derzeit allerdings ohnehin nicht möglich wäre. Und Rita Gellhaus will ihre Gesundheit nicht aufs Spiel setzen. „Bis die Infektionzahlen besser werden, bleibe ich hier.“

Der Verein „Wir für Euch“ hat wegen der Pandemie deutlich weniger Spenden bekommen. Rita Gellhaus bittet daher für ihr Projekt um Unterstützung. IBAN DE 81 4306 0129 0628 8404 00. Mehr Infos dazu: wirfuereuchev.de