Witten. Eigentlich wollte eine Frau aus Witten nur sechs Monate nach Indien. Dann aber kam Corona. Wieso sie jetzt schon ein Jahr lang dort festsitzt.

Jedes Jahr im Dezember fliegt die Wittenerin Rita Gellhaus nach Indien, um dort ihre Adoptivtochter Latha (54) zu besuchen. Normalerweise geht es im Mai wieder nach Hause, in diesem Jahr allerdings nicht. Corona machte ihren Reiseplänen einen Strich durch die Rechnung. Seit einem Jahr sitzt sie nun in Indien fest.

„Der indische Flugverkehr wurde Mitte März gestoppt“, so Gellhaus. In Indien gilt noch heute eine Ausgangssperre – über 70-Jährige sollten das Grundstück nur in Notfällen verlassen. Deshalb bleibt die 73-Jährige gemeinsam mit ihrer Tochter, vier Enkeln und drei Urenkeln meistens in ihrem Haus im kleinen Dorf Thevancode im Bundesstaat Kerala.

Rita Gellhaus fühlt sich in Indien sicherer als in Witten

„Ich fühle mich auf unserem Grundstück sicher“ sagt Gellhaus. Die Familien bekommen regelmäßig Pakete mit Lebensmitteln wie Reis, Öl – auch Streichhölzer werden geliefert. „Ärmere Leute kriegen sogar noch zusätzlich 1000 Rupien.“ Das sind knapp elf Euro.

Hat das Lachen nicht verloren: Rita Gellhaus aus Witten sitzt seit einem Jahr wegen Corona in Indien fest.
Hat das Lachen nicht verloren: Rita Gellhaus aus Witten sitzt seit einem Jahr wegen Corona in Indien fest. © Rita Gellhaus

Sie fühlt sich in Indien sogar sicherer als in Witten. „Dort müsste ich für alle Erledigungen die Wohnung verlassen.“ In Kerala werde sie von allen betreut und könne jede Menschenansammlung vermeiden. Auch die medizinische Versorgung sei sehr gut.

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Zuletzt hat Gellhaus ein Flugticket für den 24.06. gekauft – das wurde aber schon nach einer Woche wieder storniert. Für Kurzurlauber habe die Botschaft Rückflüge angeboten, doch auch die konnten nicht von allen wahrgenommen werden. Das Problem: Der Bahnverkehr in Indien war eingestellt und man kam gar nicht erst zu den Flughäfen.

„Ich ging davon aus, dass der Flugverkehr in der Ferienzeit wieder aufgenommen wird“, sagt die 73-Jährige. Damit lag sie aber falsch und hat ihre Bemühungen vorerst aufgegeben.

Weihnachten in Indien ist für Gellhaus schon normal

An Weihnachten gibt es für sie dann in diesem Jahr wohl eher ein Currygericht statt Kartoffelsalat. Das ist für Rita Gellhaus aber kein Problem. „Seit 2009 bin ich zum Fest jedes Jahr in Indien.“ Normalerweise würden die Kinder des Projekts „Wir für euch“, das Gellhaus betreut und das Mädchen in Indien bei der Bildung helfen soll, Lieder singen und Tänze aufführen. Das fällt in diesem Jahr aber aus.

Auch nach Weihnachten wird sie erst einmal weiter in Indien bleiben. „Solange sich die Situation in Deutschland nicht bessert, werde ich nicht zurückreisen.“ Zumal man wohl erst geimpft werden müsse, um in Indien einen Flieger zu besteigen.

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