Witten. Der Leiter des EN-Krisenstabs hofft, dass bei der Bundes-Notbremse mit „gewichteter Inzidenz“ gerechnet wird. Was das für Witten bedeuten würde.

Mit Spannung hat der Leiter des EN-Krisenstabs am Mittwoch (21.4.) die Diskussionen um den Deutschland-Notbremse im Bundestag verfolgt. „Das ist für uns natürlich von großem Interesse“, sagt Michael Schäfer. Denn was in Berlin beschlossen wird, müsse zügig im EN-Kreis umgesetzt werden. „Ich gehe davon aus, dass die Beschlüsse schon Anfang nächster Woche in Kraft treten könnten.“

Michael Schäfer leitet gemeinsam mit Astrid Hinterthür den EN-Kreisenstab.
Michael Schäfer leitet gemeinsam mit Astrid Hinterthür den EN-Kreisenstab. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Der Kreis hat derzeit eine Inzidenz von gut 130, Witten kratzt bereits an der 200er-Marke. Nach jetzigem Stand würde die Notbremse heißen: Läden wieder zu, nächtliche Ausgangssperre, vielleicht auch Distanzunterricht. Doch es muss für den Kreis nicht unbedingt so hart kommen, wie der Krisenstabs-Chef erklärt.

Stadt Witten wäre für Kontrolle der Ausgangssperre zuständig

„Vermutlich wird künftig mit einer ,gewichteten Inzidenz’ gerechnet“, erklärt er. Das heißt: Nicht nur die Zahl der Neuinfektionen wird zur Berechnung des Wertes herangezogen, sondern auch weitere Faktoren, etwa die Zahl der Geimpften, die Belegungszahlen auf den Intensivstationen und die Frage, ob es Hotspots in der Region gibt. „Die Forderung dazu gibt es ja schon länger“, so Schäfer, der die neue Berechnung „gut und richtig“ findet. „So kommt man zu einer vernünftigen Gesamteinschätzung der Lage.“

Kreis öffnet Impfzentrum wieder für Vorerkrankte

Der Kreis bietet im Impfzentrum ab sofort wieder Termine für Menschen mit chronischen Vorerkrankungen an. Das entsprechende Formular sei wieder freigeschaltet. Außerdem bleibe die Nebenstelle des Impfzentrums, das Drive-Impf, länger als geplant bis zu den Sommerferien geöffnet.

Zur Begründung sagte Michael Schäfer, dass die Impfaktion bei den Hausärzten sehr schleppend angelaufen sei. Das liege nicht nur an fehlenden Impfdosen. „Manche Hausärzte sind auch auch sehr zurückhaltend beim Impfen.“

Das weist Dr. Arne Meinshausen für Witten vehement zurück: „Wir werden die maximalen Impfkapazitäten nutzen“, so der Geschäftsführer der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten. Entsprechende Vereinbarungen seien bereits mit allen Kollegen getroffen worden. „Bei uns gibt es keine Drückeberger, einer hilft dem anderen.“

Er sei dankbar, dass er gerade jetzt noch 500 zusätzliche Dosen Astrazeneca vom Kreis für Witten bekommen habe. Meinshausen bleibt optimistisch: Ab nächster Woche sei die Zuteilung für die Arztpraxen mit 48 Dosen Biontech deutlich höher als bisher. Er geht davon aus, dass in zwei bis drei Wochen die Impfung der Risikopatienten abgeschlossen sein wird. „Und Ende Mai könnte die Priorisierung fallen.“

Sollte der Kreis trotz der Gewichtung und des bislang noch „moderaten Situation“, so Schäfer, dann über den Schwellenwerten von 100 bzw. 165 für die Schulen liegen, müsste die Notbremse umgesetzt werden – ohne Wenn und Aber. „Das würde mir leid tun“, sagt Schäfer.

Mit der guten Infrastruktur von 131 Schnelltest-Einrichtungen im EN-Kreis und einer Kapazität von 110.000 Tests pro Woche habe man schließlich erreicht, dass die Landes-Notbremse gelockert werden konnte, die Läden geöffnet bleiben konnten. „Ich würde bedauern, wenn wir das nach den neuen Vorgaben nicht mehr machen könnten.“ Dennoch bereite sich der Kreis bereits auf ein solches mögliches Szenario samt Schulschließungen natürlich vor.

Stadt Witten und EN-Kreis warten auf klare Regelungen

Dass er nichts von nächtlichen Ausgangssperren hält, hatte der Leiter des Krisenstabes schon mehrfach betont. Sie seien wenig wirksam und rechtlich fraglich – von daher kaum eine geeignete Maßnahme. „Und an meinen Argumenten hat sich nichts geändert“, sagt Schäfer. Dennoch sei er überzeugt, dass die Ausgangssperre kommen werde. Für die Kontrolle seien die Kommunen zuständig.

Wie die dann aussehen könnte, ist allerdings noch unklar. „Echte Vorbereitungen dafür gibt es noch nicht“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. „Wir müssen erst den genauen Wortlaut kennen und wissen, was genau gefordert ist.“ Sein Kollege Michael Schäfer vom Kreis stimmt ihm da zu: „Wir müssen abwarten – wir brauchen klare Regelungen.“

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Doch trotz aller Kritik: Der EN-Krisenstabsleiter hofft, dass die Bundes-Notbremse bald greift. „So schnell wie möglich – jeder Tag, den wir verstreichen lassen, ist ein verlorener Tag.“ Und die verlorene Zeit sei im Kampf gegen das Virus nicht mehr aufzuholen.