Witten. Seit die Friseure wieder öffnen dürfen, ist die Nachfrage in einigen Salons in Witten mittlerweile stark zurückgegangen. Das sind die Gründe.

Seit dem 1. März dürfen Friseursalons wieder öffnen. Während der Ansturm in Witten zu Beginn groß war und Termine lange im Voraus schon ausgebucht, hat sich die Situation mittlerweile entspannt. Vielleicht sogar zu sehr? Einige Friseure in Witten beklagen, dass es nun viel weniger Termine gebe. Die Kunden seien verunsichert.

„Die ersten zwei Wochen konnten wir uns kaum retten“, sagt Jennifer Bienek vom Salon Kosmetik Bollenberg in Witten. Jetzt sei das Gegenteil der Fall. Termine werden abgesagt oder verschoben. Grund sei oft das „Durcheinander“ bei den aktuell geltenden Maßnahmen, so Bieneks Eindruck. Die Kunden wüssten zum Teil nicht genau, welche Voraussetzungen sie denn nun für einen Friseurbesuch zu erfüllen haben. Brauchen sie einen tagesaktuellen Test? Müssen sie etwa schon geimpft sein?

Kein negativer Test für Friseurbesuch in Witten notwendig

Im Ennepe-Ruhr-Kreis besteht zur Zeit keine Testpflicht vor dem Friseurbesuch, erklärt Obermeister Andreas Rüggeberg von der Friseurinnung Ennepe-Ruhr. Auch in seinem Salon in Schwelm seien Kunden mit dieser Frage an ihn herangetreten. Nachrichten aus Regionen mit sehr hoher Sieben-Tage-Inzidenz haben offenbar zu dieser Annahme geführt. Im Märkischen Kreis etwa ist ein solcher Schnelltest auch vor dem Haareschneiden vorgeschrieben.

In Witten reichen ein Termin und das Einhalten von Hygiene- und Abstandsregeln. Dazu zählt auch das Tragen einer medizinischen Maske. Trotz dieser Maßnahmen wollen einige Kunden – vor allem Ältere – bis zu ihrem nächsten Friseurbesuch aber ganz sicher gehen und die Impfung abwarten, berichtet Jennifer Bienek. Und die Jüngeren versuchten sich einfach selbst am Haareschneiden und Ansatzfärben, so Bieneks Eindruck.

Viel weniger Termine in allen Altersklassen

Aktuell gelten im EN-Kreis unter anderem diese Vorgaben

Im öffentlichen Raum dürfen sich maximal ein Hausstand plus eine Person eines anderen Hausstandes (ausgenommen Kinder bis 14 Jahre) treffen.

Einzelhandelsgeschäfte, die nicht Waren für den täglichen Bedarf anbieten, können mit negativem Schnelltest und gebuchtem Termin („Click & Meet“) besucht werden.

Für körpernahe Dienstleistungen (Fußpflege, Kosmetik etc.) ist grundsätzlich ein negativer Schnelltest erforderlich. Das gilt nicht für medizinisch notwendige Leistungen und Friseure.

Auch Cornelia Stratmann von Engelscut vergibt viel weniger Termine – und zwar in allen Altersklassen. Während sie im März noch zwölf bis 15 Kunden täglich bedient habe, seien es heute im Schnitt noch vier. „Das Telefon ist auch ruhig“, so Stratmann. „Man kommt an seine Grenzen“, sagt die Friseurin – auch finanziell. Trotzdem will sie optimistisch bleiben.

Allerdings: Sollte die Situation so bleiben, rechne es sich für einige Betriebe womöglich gar nicht mehr, weiterhin geöffnet zu haben, gibt Stratmann zu bedenken. „Einige haben schon wieder zugemacht, wie ich gehört habe“, sagt die Friseurin. Auch Jennifer Bienek überlegt, dass es für kleinere Unternehmen unter den momentanen Umständen günstiger sein könnte, wieder Kurzarbeit anzumelden oder sogar vorübergehend zu schließen.

Ansturm entwickelt sich zum Normalbetrieb

Dass einige Friseurbetriebe in Witten schon wieder geschlossen haben, kann Andreas Rüggeberg von der Friseurinnung nicht bestätigen. Es seien aber auch nicht alle Salons im EN-Kreis Mitglieder der Innung. Sein Eindruck ist eher der, dass der Ansturm der ersten Tage sich langsam zum Normalbetrieb entwickelt.

Das ist auch Wilfried Soldierers Beobachtung. „Die Nachfrage ist immer noch da“, sagt der Inhaber des Friseursalons Haarsträubend im Wittener Wiesenviertel. Nur der riesen Andrang sei vorbei. Es herrsche eher Normalbetrieb. „Die politische Situation bringt die Kunden natürlich durcheinander“, so Soldierer weiter. Welche Regeln aktuell für welche Branche gelten, Click & Meet und Testpflicht im Einzelhandel – da könne man den Überblick verlieren. Viele Probleme gelten aber über die Friseurbranche hinweg, sagt der Friseur: „Finanziell ist das eine harte Nuss für alle.“