Witten. Zu wenig Regen, dann die Borkenkäfer - der Wald in Witten hat in den vergangenen drei Jahren schweren Schaden genommen. Was der Förster plant.
Wer im Wittener Wald spazieren geht, dem bietet sich häufig ein trauriger Anblick - Fichten, die nach Borkenkäfer-Attacken wie Skelette in der Landschaft stehen, Baumriesen, deren vertrocknete Äste in die Tiefe zu fallen drohen oder die umgestürzt auf dem Waldboden liegen. Für jeden zu sehen: Viele Waldbäume sind nach drei trockenen Sommern in keinem guten Zustand.
Stadtförster Klaus Peter steht auf einem großen, kahl geschlagenen Areal im Herrenholz nur zwei Gehminuten von der Ardeystraße entfernt. Dort standen einmal Fichten, die in ganz Witten rund zehn Prozent des städtischen Waldes ausmachen, wie der Förster sagt. 90 Prozent dieser Bäume sind bereits tot. Die Trockenheit und die Borkenkäfer-Plage hat sie absterben lassen. Auf städtischem Grund sollen keine Fichten mehr nachgepflanzt werden. Peter: „Das macht in Zeiten des Klimawandels keinen Sinn.“
Im Muttental in Witten sollen im Herbst neue Bäume gepflanzt werden
Auch in Vormholz, im Muttental, haben mangelnder Regen und Borkenkäfer große Schäden unter den Fichten angerichtet. Gut zu sehen am Wanderparkplatz Muttental an der Rauendahlstraße, von dem aus Spaziergänger den neun Kilometer langen Bergbaurundweg erkunden können. Bei der dortigen Wiederaufforstung setzt der Förster zum Beispiel auf Buchen, Eichen und Vogelkirschen, die mit Wassermangel besser zurechtkommen als Fichten.
Geld für neue Anpflanzungen, die für den Herbst geplant sind, will Peter beim Land beantragen. „Die Setzlinge sind in diesem Jahr knapp, weil die Nachfrage groß ist.“ Denn nicht nur in Witten muss und soll wiederaufgeforstet werden. Die traurige Nachricht des Waldzustandsberichtes 2020 für NRW: Nur noch 23 Prozent der Bäume im Land weisen keine Schäden auf.
Das einstige Fichtenareal im Herrenholz soll erst einmal sich selbst überlassen werden. Peter will beobachten, wie sich Mutter Natur die jetzt freie Fläche zurückerobert. Wenn dort Ahorn, Buchen oder Lärchen wachsen würden, wäre ihm das sehr recht. Für den Standort die richtigen Bäume, wie er sagt. Nach dem Orkan Kyrill 2007 habe man gute Erfahrungen damit gemacht, kleinere kahle Flächen der Natur zu überlassen.
Die Preise fürs Fichtenholz sind im Keller, was besonders private Waldbesitzer trifft
Was Klaus Peter Sorgen macht: Der in den vergangenen Monaten gefallene Regen hat für keine gute Durchfeuchtung der Waldböden gesorgt. Bis auf eine Tiefe von einem halben Meter, so schätzt er, gebe es genug Wasser, danach würde es zu trocken. „Der_Grundwasserspiegel ist zu niedrig.“ Das wird wieder Folgen für die Bäume haben. „Noch ein trockener Sommer, dann wird es kritisch und es wird zu weiteren Schäden kommen.“ Im Muttental, in Vormholz, gebe es außerdem durch den früheren Bergbau viele Stollen, die zusätzlich den Grundwasserfluss störten.
Das Holz der im städtischen Wittener Wald geschlagenen Fichten wird nach Österreich, China und Korea exportiert. Weil so viel Fichtenholz auf dem Markt ist, seien die Preise „grottenschlecht“, sagt Förster Peter. So habe man vor dreieinhalb Jahren noch 75 Euro für einen Kubikmeter Fichtenholz bekommen. „Derzeit sind es zwölf bis 15 Euro.“ Was vor allem private Waldbesitzer treffe, denen in Witten rund 1000 Hektar Wald gehören - immerhin zehn Millionen Quadratmeter. Wittens Stadtwald ist rund 700 Hektar groß, wobei die großen Waldgebiete auf dem Hohenstein, im Herrenholz, in Vormholz und in Buchholz liegen.
Borkenkäfer und Trockenheit lassen die Wälder leiden
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