Witten. Revierförster Klaus Peter hat der SPD Herbede gezeigt, wie schlecht es um den Wald in Witten steht. Es gab aber auch gute Nachrichten.
Dem Wittener Wald geht es schlecht. Und den Fichten ganz besonders. Borkenkäfer und Trockenheit haben den Beständen schwer zugesetzt. „So schlimm wie jetzt war es noch nie“, betonte Revierförster Klaus Peter jetzt bei einem Rundgang durch den Vormholzer Wald.
Die SPD Herbede hatte Peter gebeten, ihr die Situation in den städtischen Wäldern zu zeigen. Was die rund 12 Teilnehmer zu sehen bekamen, ist erschreckend: Wer vom Wanderparkplatz an der Durchholzer Straße losgeht, sieht schon am Waldrand große Flächen, auf denen kein Baum mehr steht. Mit einem Griff an die Rinde der gefällten Stämme am Wegesrand, erklärte der Förster eindrücklich, woran das liegt: Die Fraßspuren der Borkenkäfer sind mit bloßem Auge zu erkennen. „Gegen ihn haben die Fichten keine Chance“, so Peter. „Und den Rest haben die Stürme erledigt.“
Der allergrößte Teil der 50 Hektar Fichtenbestände im 700 Hektar großen Wittener Stadtwald sei vernichtet, in den Wäldern in Privatbesitz sehe es nicht anders aus. Durch die große Trockenheit hätten sich die Fichten gegen den Käfer nicht wehren können. Aber auch Buchen und Eichen hätten unter dem fehlenden Regen gelitten, das könne man etwa an den alten Bäumen am Bergerdenkmal sehen. Das nasse Wetter der letzten Wochen habe dem Wald zwar gut getan, aber dennoch seien längst nicht alle Speicher aufgefüllt.
Anteil der gesunden Bäume ist landesweit gesunken
Die Beobachtungen in Wittens Wäldern decken sich mit der Landes-Statistik. Der Anteil der gesunden Bäume lag in NRW noch bei 59 Prozent, 2018 waren es nur noch 22 Prozent. Saurer Regen sei dabei inzwischen kein Thema mehr. Dafür bereiten dem Förster – neben den Klimaveränderungen – aber Mountainbiker und Reiter zunehmend Probleme. Pferde würden mit ihren Hufen die Wege verdichten, die Querfeldein-Radler Pflanzen beschädigen und Tiere aufscheuchen. Auch die zunehmende Zahl von Rehen und Wildschweinen sieht Peter mit Sorge.
Allerdings gibt es auch gute Nachrichten für den Wittener Wald. Nicht überall sehe es so schlecht aus wie in Vormholz. Und 20 Hektar der zerstörten Fichten-Bestände seien schon aufgearbeitet, erklärte der Förster den Teilnehmern. Für die Wieder-Aufforstung seien in Zusammenarbeit mit der Stadt bereits Konzepte erstellt. „Der Plan steht, er muss nur noch beschlossen werden.“
Über den Anbau von nicht-heimischen Bäumen wird noch diskutiert
Angedacht seien Aufforstungen mit gut der Hälfte Rotbuchen, 15 Prozent Eichen und 10 Prozent Roteichen. Dazu sollen auch ein paar Nadelbäume kommen, Douglasien etwa. „Sie stammen aus Nordamerika, wachsen aber auch schon lange hier“, so Klaus Peter. Über den Anbau weiterer ausländischer, also nicht-heimischer Sorten werde noch diskutiert. 80.000 Euro würden dafür jährlich im städtischen Haushalt bereitgestellt, unter der Voraussetzung, dass zusätzlich die Hälfte der Summe von Land und Bund gefördert wird.
Corona-Krise auch im Holzhandel
An vielen Stellen im Wald werden Stämme als Brennholz angeboten. Der Grund: Der Holzhandel mit China ist wegen der Corona-Krise zusammengebrochen, die Händler bleiben auf ihren Festmetern sitzen.
Das sei ein großen Problem für die Wirtschaft, warnt Förster Klaus Peter. Denn in der Holzwirtschaft seien insgesamt mehr Menschen beschäftigt als in der chemischen Industrie.
Angesichts dieser Pläne zeigte sich Georg Klee vom SPD-Ortsverein beruhigt. „Eigentlich wollten wir bei diesem Spaziergang auch Anregungen für unsere politische Arbeit sammeln“, sagte er. Aber er sehe nun, das weitere Vorgehen sei bereits gut und kompetent organisiert. Die Einblicke in die aktuelle Situation des Wittener Waldes seien aber spannend gewesen – und alarmierend. Jessica Hellinger von den Jusos nickt: „Es ist sehr erschreckend, was aus unserem Wald geworden ist.“
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