Witten. Ein „Querdenker“ hat am Freitagabend in Witten bei einer Kundgebung erklärt, wie man sich aus dem „Psychoterror der Corona-Maßnahmen“ befreit.
Corona-Maßnahmen seien „Teil einer hoch professionellen psychologischen Kriegsführung gegen das eigene Volk“ verbreitet der Traumatherapeut, Lebensberater und selbst ernannte Heiler Gopal Norbert Klein im Netz. Der 47-Jährige ist bereits auf mehreren „Querdenken“-Demonstrationen aufgetreten – am Freitagabend sprach er nun in Witten bei der Kundgebung „Wege aus der gegenwärtigen Krise“.
200 Teilnehmer, wie angekündigt, folgten seinen Reden nicht. Aber immerhin 60 Menschen waren zur Demo auf dem Rathausplatz gekommen. Eingeladen hatte der Wittener Josef-Gabriel Twickel. Er habe Klein bei einem „Transformationsgespräch“ persönlich kennengelernt, sagt er und sei so beeindruckt gewesen, dass er ihn nach Witten eingeladen habe.
Wittener spenden dem Redner Applaus
Gleich zu Beginn seiner Rede beteuert Klein laut und inbrünstig: „Ich bin kein Schwurbler, kein Rechter, kein Corona-Leugner und kein Verschwörungstheoretiker. Ich bin einfach Mensch!“ Vom Publikum erntet er dafür zustimmendes Gelächter und Applaus. Was dann folgt, lässt an Teilen dieser Aussage zumindest Zweifel aufkommen.
Denn obwohl es laut Einladung bei der Veranstaltung explizit nicht um Corona gehen sollte, bleibt es doch vor allem bei diesem Thema. Klein während seiner Reden unter anderem in Frage, ob ein PCR-Test überhaupt Infektionen nachweisen kann und behauptet, es gebe in der Pandemie nicht mehr Todesfälle als sonst. „Die Menschen, die am meisten Angst vor Corona haben, sind diejenigen, die sich am wenigsten damit beschäftigen und nicht richtig selbst recherchieren“, sagt Klein.
Unterschiedliche Meinungen sowie Fakten spielten keine Rolle, erklärt der 47-Jährige seinen Zuhörern. Der Kern aller Probleme sei in Wahrheit die Spaltung der Gesellschaft, ausgelöst durch mangelnden Austausch von Emotionen. Nur wer das erkenne und mit seinen Mitmenschen in ehrlichen Austausch trete, könne sich aus seinem Leiden befreien.
Klein lehnt Interview im Anschluss ab
Klein kritisiert, dass in der medialen Berichterstattung alle Menschen in Schubladen einsortiert und dadurch Tatsachen verdreht würden. Er selbst wolle sich nicht so einfach „in eine Ecke stellen lassen.“ Ein Interview im Anschluss lehnt er denn auch folgerichtig ab. Interviews führe er allein unter der Voraussetzung, diese selbst auf Video aufzuzeichnen, sagt er und droht: „So habe ich vor Gericht später etwas gegen Sie in der Hand.“
Im Zusammenhang mit der Maskenpflicht spricht Klein von „Maskenterror“. Davon fühlt sich Zuhörerin Katharina (40) angesprochen, sagt sie später: „Ich empfinde das Ganze als Terror, der durch die Maßnahmen von oben herab auf uns ausgeübt wird.“ Sie und Freundin Petra (54) kennen Gopal Norbert Klein aus dem Internet und unterstützen seine Theorien.
Genau wie Katharina und Petra halten auch die meisten anderen Teilnehmer nichts von der Maskenpflicht. Erst nach Aufforderung durch Mitarbeiter des Ordnungsamtes setzen viele eine ausgefranste OP-Maske auf oder binden sich ein Tuch um den Kopf – vorgeschrieben sind auf dem Rathausplatz medizinische Masken.
Angst vor Ansteckung scheint keiner der Teilnehmer zu haben
Ein Mann, der die Veranstaltung von seinem Camping-Stuhl aus verfolgt, hat sich aus Protest eine rote Clowns-Nase an die Maske geheftet. Die meisten Teilnehmer verzichten bei der Begrüßung weder auf Umarmungen noch auf Händeschütteln. Sorge vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus scheint keiner von ihnen zu haben. Dabei sind viele um die 60 Jahre alt und zählen damit zur Risikogruppe.
„Ich habe viel mehr Angst vor der gesellschaftlichen Spaltung und vor dem Denunziantentum, das durch die Maßnahmen ausgelöst wird, als vor Corona“, sagt Teilnehmerin Petra. Sie fühle sich „gesundheitlich stabil“. Die 54-Jährige glaubt zudem, das Tragen der OP-Maske, die bei ihr unter der Nase sitzt, sei ungesünder, als es eine Corona-Infektion wäre.