Witten. Die Stadt Witten plant eine neue Straße, die von der Herbeder Ruhrbrücke zu den Industriebetrieben führt. So könnte diese Idee funktionieren.

Der Arbeitskreis Herbeder Brücken setzt sich schon länger dafür ein, den Neubau der Ruhrquerung in Witten mit einer neuen Straße für den Schwerlastverkehr zu kombinieren. Nun sieht auch Stadtbaurat Stefan Rommelfanger im „gewerblichen Abzweig“ eine Chance, den Verkehr in Herbede neu zu sortieren. Damit könnte man auch den Bahnübergang Meesmannstraße für immer schließen.

An die Ruhrbrückenpläne von Straßen.NRW würde die Stadt dann mit einem eigenen Bauvorhaben andocken. Das Ziel: der Schwerlastverkehr, der die Firmen Sogefi, Ruhrtaler Gesenkschmiede und Voss Federn an der Schloßstraße sowie Friedr. Lohmann im Ruhrtal ansteuert, quält sich seit Jahrzehnten durch die engen Wohnstraßen im Ortsteil. Allein 40-50 schwere Lkw pro Tag fahren über die enge Meesmannstraße zu Lohmann. Hinzu kommen die Vielzahl der Mitarbeiter in Pkw bei Schichtwechsel. „Wenn man es schaffen würde, diesen Verkehr aus dem Ortsteil herauszuhalten, hätte Herbede viel gewonnen“, so Baurat Rommelfanger im Verkehrsausschuss (22.3.).

Von-Elverfeldt-Allee müsste verbreitert werden

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Die Lösung hat der Arbeitskreis Herbeder Brücken erdacht. Vom Straßendamm der neuen Ruhrbrücken zweigt auf Höhe Haus Herbede eine etwa 100 m lange Abfahrt zur Von-Elverfeldt-Allee ab. Dieser „gewerbliche Abzweig“ muss einen Höhenunterschied von etwa drei Metern überwinden, die man als Straßendamm anschütten könnte. Die Von-Elverfeldt-Allee freilich müsste verbreitert werden, dient aber als direkter Zubringer zu Lohmann und Sogefi - und auch zum Haus Herbede.

Der Bahnübergang Meesmannstraße sei dann nicht länger vonnöten, denn um über die Gleise zu kommen, kann man dann die neue Ruhrbrücke nutzen. Das Interessante daran: Für den „Rückbau“ von Bahnübergängen gibt es Fördergelder des Eisenbahnbundesamtes. Das Stadtbauamt hat darum eine Machbarkeitsstudie mit Kostenschätzung in Auftrag gegeben. Auch mit dem Besitzer des Grundstücks stehe man in Gesprächen. Sei das Projekt technisch und finanziell machbar, könnte ein Bebauungsplan angedacht werden.

Tunnel hinter Edeka in Herbede würde verschwinden

Im gleichen Zug soll die Fußgängerunterführung hinter Edeka Grütter (Wittener Straße/Schloßstraße) zurückgebaut und durch einen Bahnübergang ersetzt werden. Dies wäre rechtlich erlaubt, da der nahe Bahnübergang Meesmannstraße ja aufgegeben wird. Der neue Bahnübergang böte einen ebenerdigen Zugang vom Herbeder Ortskern zum Kemnader See.

Beim Arbeitskreis Herbeder Brücken zeigt man sich erfreut, dass diese planerischen Überlegungen nun von der Stadt aufgegriffen wurden. „Ich glaube, das könnte eine kostengünstige und extrem wichtige Sache für das ganze Ruhrtal werden“, so Arne Meinshausen, der sich im Arbeitskreis engagiert.

Mehr Bürgerdialog in Diskussion um Brücken

Mitglieder des Arbeitskreises Herbeder Brücken überreichen die Unterschriftensammlung (v.l.): Gerd Frahne, Jörg Rumberg, Arne Meinshausen, Dominik Grütter und Dieter Boele.
Mitglieder des Arbeitskreises Herbeder Brücken überreichen die Unterschriftensammlung (v.l.): Gerd Frahne, Jörg Rumberg, Arne Meinshausen, Dominik Grütter und Dieter Boele. © Susanne Schild

Gleichzeitig machten die Herbeder Bürger in der Verkehrausschuss-Sitzung deutlich, dass sie jegliche Sperrung während der Brücken-Bauphase weiterhin ablehnen. Dazu überreichten sie dem Ausschuss einen Korb mit 3500 Protest-Unterschriften. „Wir sind eine Interessensgemeinschaft, der sich mehrere Vereine angeschlossen haben. Wir sind keine kleine Truppe“, betont der Herbeder Hausarzt. „3500 Unterschriften zeugen vom vollen Rückhalt der Bevölkerung.“

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Im Ausschuss zeigte sich: Im Gegensatz zu den vielen Sitzungen, die es in den letzten Jahren zum Abriss und Neubau der Ruhrbrücken gegeben hat, ist nun der Bürgerdialog das Gebot der Stunde. „Betroffene zu Beteiligten machen“, nennt es ein Ratsmitglied. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses Julian Fennhahn (CDU) räumte darum drei Mitgliedern des Arbeitskreises ein unbegrenztes Rederecht ein: „Alles muss auf den Tisch und alle Ängste müssen ernst genommen werden“, so Fennhahn.