Blick zurück: In den 60er Jahren waren Tanzschulen vor allem auch Benimmschulen. Was sich seitdem geändert hat, das weiß ein Experte aus Witten.

Witten. In den 1960er Jahren galten die Tanzschulen als Benimmschulen. Auch heute noch spielen gute Umgangsformen in der Wittener ADTV-Tanzschule Feldmann-Hartmann eine Rolle. Die Kleidung, der Unterricht und die Tanzstile haben sich in den vergangenen 60 Jahren jedoch stark verändert.

Peter Hartmann ist seit 1999 Inhaber der Tanzschule Feldmann-Hartmann. Die Tanzschule hat eine lange Tradition. Bereits 1890 gab es erste Eintragungen, die auf ihre Gründung hindeuten. Früher gab es dort hauptsächlich Paartänze. „Die Herren mussten sich auf der linken Seite aufstellen und die Damen auf der rechten Seite und dann hieß es: ‚Darf ich bitten?‘ Die Frauen mussten warten, bis sie zum Tanz aufgefordert wurden“, sagt Hartmann.

Wittener Tanzlehrer legt auch heute Wert auf gute Umgangsformen

Das ist heute anders. Wo früher noch Stuhlreihen gegenüber standen, gibt es heute gemeinsame Sitznischen für alle. Auch Solo-Tänze sind jetzt üblicher. In den 60er Jahren gab es zudem deutlich weniger Tanzstile als heute. Beliebt waren zum Beispiel Boogie oder Swing.

Neue Tanzstile waren zunächst verpönt. Der Tango etwa galt lange als obszön. Heute gibt es eine große Vielfalt von Tanzstilen. Viele davon haben sich mit dem Aufkommen neuer Musikrichtungen, wie zum Beispiel Hip Hop, entwickelt. Lederschuhe, Anzüge und Röcke – die Tanzoutfits waren damals deutlich schicker. Heute tragen die meisten zum Tanzunterricht Sport- oder Freizeitkleidung. Lediglich für einen Ball oder eine große Tanzveranstaltung wird noch eine andere Kleidung gewählt.

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Tanzschulen erfüllten in den 1960er Jahren für junge Menschen oft die Rolle einer Benimmschule. Auch jetzt integriert Peter Hartmann noch grundlegenden Umgangsformen in seinen Unterricht, zum Beispiel das Duzen und Siezen. Tänze und Benimmregeln – all das wurde damals im Frontalunterricht vermittelt. „Der Tanzlehrer stand in der Mitte und hat erklärt, wer was zu tun hat und wohin die Füße gesetzt werden“, sagt Hartmann. Die Unterrichtsformen haben sich weiterentwickelt, heute machen sich die Lehrer mehr Gedanken über verschiedene Lerntypen und Rhetorik.