Witten. Die Wohnungsgenossenschaft Witten-Ost gibt es seit 100 Jahren. Ihr Juwel ist die „Siedlung Witten-Ost“ in Annen. Was an ihr so besonders ist.

Die große Feier muss - wie so vieles - wegen Corona ausfallen. Dennoch begeht die Wohnungsgenossenschaft Witten-Ost, kurz WWO, ein stolzes Jubiläum. Sie wurde vor 100 Jahren gegründet und ist die zweitgrößte in der Stadt.

Die Fichtenstraße in Witten-Annen gehört ebenfalls zur denkmalgeschützten Siedlung der Wohnungsgenossenschaft Witten-Ost.
Die Fichtenstraße in Witten-Annen gehört ebenfalls zur denkmalgeschützten Siedlung der Wohnungsgenossenschaft Witten-Ost. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Wir haben Mieter, die bereits seit mehreren Generationen bei uns wohnen“, sagt Vorstand Christian Linder. Rund 550 der 650 Wohnungen liegen im denkmalgeschützten Bereich der „Siedlung Witten-Ost“ an der Rüdinghauser Straße und In der Mark sowie in angrenzenden Straßen.

Die 1985 unter Denkmalschutz gestellte Siedlung mit ihrem alten Baumbestand, darunter viele Linden, ist etwas Besonderes. Sie wurde 1917 bis 1928 vom Bauamt vorwiegend für städtische Mitarbeiter geplant und errichtet. Die Siedlung, so Linder, sei „das größte und besterhaltene Beispiel für die Konzeption von Siedlungen der Zwischenkriegszeit in Witten“. Verwirklicht wurde die Idee einer Gartenstadt.

Die Anbauten an den Häusern in Witten-Annen werden immer noch „Ställe“ genannt

Die Mieter konnten einst und können immer noch große Flächen an ihren Häusern für die Selbstversorgung mit Obst und Gemüse, aber auch als reine Ziergärten nutzen. Zu den Freiflächen gelangt man durch Torbögen - auch ein Charakteristikum der über viele Jahrzehnte gewachsenen Siedlung in Annen. Christian Linder: „An den Häusern gibt es kleine Anbauten, die immer noch Ställe genannt werden.“ Heute stehen in ihnen Gartengeräte.

Der neunköpfige Aufsichtsrat der WWO besteht komplett aus Mietern

Zunächst besaß die 1921 gegründete Wohnungsgenossenschaft keinen eigenen Bestand, sondern verwaltete die von der Siedlungsgesellschaft Witten gebauten Wohnungen. Sie baute die ersten eigenen Häuser mit 21 Wohnungen 1927 und 1928 in der Annenstraße.

In der „Siedlung Witten-Ost“ finden sich Häuser mit zwei oder vier Wohnungen, aber auch solche, die über eigene Eingänge verfügen und ein Wohnen wie im Einfamilienhaus ermöglichen. Die Fassaden sind in Grau, Beige oder Rot gestrichen. „Jede Änderung müssen wir mit dem Denkmalschutz abstimmen“, so Linder. Die Bewohner zahlen in der Siedlung im Schnitt eine Kaltmiete von fünf Euro pro Quadratmeter. Jedes Mitglied ist auch heute noch indirekter Eigentümer der Genossenschaft. Deren neunköpfiger Aufsichtsrat besteht komplett aus Mietern.

Für die Neubauten in der Kantstraße investierte die Genossenschaft fünf Millionen Euro

Auf dem Eckgrundstück Rüdinghauser Straße /Kantstraße baut die Genossenschaft derzeit zwei Häuser.
Auf dem Eckgrundstück Rüdinghauser Straße /Kantstraße baut die Genossenschaft derzeit zwei Häuser. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Über 30 Jahre hat die WWO nicht mehr selbst gebaut. Mehrere Jahre wurde ein Neubau an der Kantstraße geplant. Die beiden Häuser sollen am 1. Juni bezugsfertig sein. Für sie investierte die Genossenschaft rund fünf Millionen Euro aus eigenen Mitteln. Die Kaltmiete wird pro Quadratmeter bei zehn Euro liegen.

Entstanden sind 20 frei finanzierte Wohnungen, zwischen 50 und 120 Quadratmeter groß, mit Balkonen, einer Tiefgarage und einem Spielplatz im Innenhof. Auch im Neubau soll der Innenhofbereich „Platz fürs Miteinander schaffen“, sagt Christian Linder. In Absprache mit dem Denkmalschutz hat die Genossenschaft dafür gesorgt, dass sich das Gebäude harmonisch in das Siedlungsbild einfügt. Getreu dem eigenen Motto: „Wir wollen unseren Mietern eine Heimat bieten.“

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