Witten. Wie geht es Wittener Künstlern in der Corona-Krise? Jörg Hanowski und Angelika Pietsch wollen sich von der Pandemie nicht kleinkriegen lassen.

„Das Corona-Virus und der lange Lockdown haben alles aus dem Gleichgewicht gebracht“, sagen Angelika Pietsch (60) und Jörg Hanowski (61) nachdenklich. „Niemand weiß wirklich, was die Zukunft bringt. Man hofft von Monat zu Monat.“ Die beiden Künstler haben seit rund zwei Jahrzehnten ihre Ateliers in der Vorburg von Haus Herbede in Witten. Und sind fest entschlossen, sich von der Pandemie nicht kleinkriegen zu lassen.

„Es ist nicht einfach. Zuviele Dinge sind ersatzlos weggebrochen“, so die Künstler im Gespräch. „Die laufenden Kosten fressen das hauchdünne, finanzielle Polster auf.“ Beide sind fest entschlossen, aus der Not eine Tugend zu machen. Sie nutzen die Zeit und arbeiten in ihren Ateliers an experimentellen Techniken, künstlerischen Ideen und vielen neuen Kunst-Objekten für die Zeit nach Corona.

Handwerk steht für Wittener an erster Stelle

Glaskünstler Jörg Hanowski nutzt den Lockdown, um neue kreative Techniken zu entwickeln.
Glaskünstler Jörg Hanowski nutzt den Lockdown, um neue kreative Techniken zu entwickeln. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Pietsch und Hanowski schaffen sich in diesen „bleiernen“ Monaten ihre eigenen kleinen Highlights. „Wenn ich etwas Neues geschaffen habe, ist das ein tolles Erfolgserlebnis. Ich freue mich darauf, andere Menschen damit zu begeistern“, so Jörg Hanowski, der gelernter Meister in „Glasapparatebau“ ist. Sein künstlerischer Werkstoff ist das Glas.

Mit Glas und Feuer etwas Schönes zu gestalten, war seit jeher seine Ambition. „Deshalb habe ich zuerst auch das Handwerk erlernt“, betont der Meister. „Für mich steht das Handwerk an erster Stelle. Das muss ich beherrschen, um kreativ zu arbeiten.“

Staatliche Corona-Hilfe beantragt

Sein Thema ist die Natur in ihren mannigfaltigen Formen. Er löst sie aus ihrem Umfeld, setzt sie neu zusammen und erschafft andere, filigrane Gebilde. Diese freigeformten Objekte entstehen quasi an der offenen Flamme. „Meine Plastiken entwickeln sich durch das Hinzufügen von Material - sie wachsen bei der Arbeit zur späteren Form heran“, erklärt der Glas-Experte.

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Jörg Hanowski hat staatliche Corona-Hilfen beantragt. Doch auf die November-Hilfe wartet er heute noch. „Man muss sparsam sein, aber auf Essen, Trinken und Wohnen kann man auch als Lebenskünstler nicht verzichten“, meint er schulterzuckend. „Irgendwie muss es weitergehen. Zum Glück haben wir einen guten Ruf und sind international gut vernetzt. Es gibt auch jetzt Anfragen von Kunden, die ihr Heim mit Kunst verschönern wollen.“

Formen verschmelzen in Glas oder Stahl

Dem kann sich Angelika Pietsch nur anschließen. Auch sie konnte einige ihrer Skulpturen an „Stammkunden“ verkaufen. Gleichzeitig arbeitet sie an neuen Entwürfen für Outdoor-Objekte. Interessent ist hier ein Glasmuseum aus dem Münsterland. „Die Zeit ist frei für Experimente. Man muss jetzt den Mut haben, andere und neue Wege zu gehen“, ist sie überzeugt. „Den Kopf in den Sand zu stecken - das führt zu nichts.“

Ateliers sind zurzeit geschlossen

Wegen der Corona-Beschränkungen sind die Ateliers in der Vorburg von Haus Herbede momentan geschlossen. Dort haben fünf Künstler ihre Kreativstätten, auch Stoff, Schmuck und Keramik werden handgefertigt.

Es gibt im Atelier ein „Click & Collect-System“ - jeweils nach Vereinbarung. Weitere Infos unter anderem bei pietsch@a-p-art.de und hanowski@studio-glass.com.

Die Objektdesignerin hat ihre Schwerpunkte in der Zeichnung, in Skulpturen aus Cortenstahl und auch in Glasobjekten gefunden. Der Werkstoff Glas ist quasi das Bindeglied zwischen den beiden Künstlern. Für Angelika Pietsch ist die Interaktion mit Menschen ein wichtiger Impuls fürs Kreativsein. „Darum dreht sich bei mir alles - auch in der Kunst.“ Ihre beschwingten Formen wirken in allen Materialien ansprechend und tanzen leichtfüßig durchs Atelier. Ihre Akteure verschmelzen in Glas oder Stahl - scheinbar - für die Ewigkeit.

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„Ich habe es bislang ohne Corona-Hilfe geschafft - obwohl es von Monat zu Monat knapper wird“, erzählt die Designerin. Sie arbeitet unterm Strich jetzt viel mehr in ihrem Atelier. „Ich habe viele Ideen und nutze die Zeit für Experimente. Wenn es wieder Ausstellungen und Museen geöffnet sind, können wir dann neue Dinge zeigen“, betont sie. Darauf freut sich das Künstlerpaar schon heute.

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