Witten. Ab einer Inzidenz von 35 soll ab 8. März der Lockdown gelockert werden können. Wie realistisch ist dieser Wert für Witten und den Kreis?

Der Lockdown geht vorerst weiter. Doch Einzelhandel, Museen und einzelne Dienstleistungsbetriebe sollen ab 8. März wieder öffnen können – wenn die Sieben-Tage-Inzidenz bis dahin unter 35 gesunken ist. Können Witten und der EN-Kreis in den drei Wochen, die bis dahin bleiben, diesen Wert erreichen?

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„Eine Prognose ist schwierig“, sagt Astrid Hinterhür, Leiterin des EN-Krisenstabes. Denn ein einziger Ausbruch – etwa in einem Altenheim oder einer anderen Gemeinschaftseinrichtung – könne die Zahlen sofort wieder ansteigen lassen. „Aber wir sind insgesamt auf einem guten Weg“, sagt Hinterthür.

Inzidenz in Witten bleibt unter 100, schwankt aber, anstatt zu sinken

Von Oktober bis Januar sei die Inzidenz immer sehr hoch gewesen, war lange Zeit über 100. Nun ist sie gesunken – auch, weil es seit drei Wochen keine großen Ausbrüche mehr in Altenheimen gegeben hat, so Hinterthür. Zurückzuführen sei das auf die Impfungen.

Astrid Hinterthür, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit und Soziales im EN-Kreis, leitet gemeinsam mit Michael Schäfer den Corona-Krisenstab des Kreises.
Astrid Hinterthür, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit und Soziales im EN-Kreis, leitet gemeinsam mit Michael Schäfer den Corona-Krisenstab des Kreises. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

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Derzeit liegt der Inzidenzwert im Kreis und auch in Witten dauerhaft unter 100, schwankt nun aber seit knapp zwei Wochen auf recht hohem Niveau, anstatt dauerhaft zu sinken. Am Sonntag galt für die Ruhrstadt beispielsweise ein Inzidenz von 71,91. Einen ähnlichen Wert – nämlich 72,93 – gab es auch Ende Januar. Danach sank die Inzidenz auf knapp 60 (4.2.), stieg dann wieder auf 82 (9.2.) und scheint nun wieder zu sinken.

Krisenstabsleiterin: In zwei Wochen unter 50

„Ich gehe davon aus, dass wir in zwei Wochen unter 50 sind“, zeigt sich die Krisenstabsleiterin zuversichtlich. Denn die Impfquote nehme zu. So hat der Kreis am Freitag (12.2.) mit den Impfungen von ambulantem Pflegepersonal und Mitarbeitern des Rettungsdienstes gestartet. Auch geht die Immunisierung in den Krankenhäusern weiter.

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Die positive Prognose von Krisenstabsleiterin Hinterthür gilt aber unter Vorbehalt. „Wir haben es ja jetzt mit der Mutation zu tun, die sehr viel ansteckender ist“, gibt sie zu bedenken. Das führe dazu, dass sich bei einem Ausbruch gleich sehr viele Menschen infizieren würden. Es sei nicht absehbar, wie die Situation in sechs Wochen aussehen wird.

Lockerungen wahrscheinlich nur landesweit

Unter diesen Umständen kann sie auch die Entscheidung der Politik verstehen, Lockerungen erst ab der Inzidenz von 35 – und nicht wie lange angekündigt ab 50 – zu ermöglichen. „Aber ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die Menschen mürbe sind von der Situation.“

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Der dringende Wunsch nach einem normaleren Leben müsse gegen die Gefahr durch die britische Virus-Mutation und den Schutz von Leben abgewogen werden. „Es hilft nichts, wir müssen uns weiter an die Regeln halten“, sagt die Fachbereichsleiterin für Gesundheit und Soziales.

Hinterthür geht davon aus, dass die Sieben-Tage-Inzidenz in NRW-weit unter 35 fallen müsse – und dann landesweit geöffnet werde. Selbst wenn es also gelingen sollte, die Kreis-Inzidenz tief genug zu drücken, würde das noch keine Lockerungen für die Bürger bedeuten. „Ich halte das für sinnvoll“, so die 59-Jährige. „Die regionalen Verflechtungen sind hier einfach zu groß, man kann das gar nicht voneinander trennen.“

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