Witten. Schnee und Eis bestimmen seit der Nacht die Verkehrsverhältnisse in Witten. Es gibt bisher aber nur wenige Unfälle. Bus und Bahn stehen still.

Diesmal kam der Schnee zwar mit Ansage, dafür aber weitaus heftiger als vor 14 Tagen, als es ebenfalls in der Nacht zum Sonntag schneite. Es ist deutlich kälter und teilweise gefroren, es weht ein eisiger Wind, vermischt mit Schnee. Eisregen verwandelt Bürgersteige und Straßen in Rutschpisten. Der Bus- und Bahnverkehr ist am frühen Morgen zusammengebrochen. Zum Glück sind die Straßen leer und es gibt bisher nur wenig Unfälle. Mit einer Ausnahme.

In Höhe Herdecker Straße/Ardeystraße ist ein Wagen im Graben gelandet. Er musste herausgezogen werden. Für ganz Witten, Bochum und Herne meldete die Polizeileitstelle gegen acht Uhr aber lediglich acht Unfälle. Teilweise stürzen wieder Bäume unter der Last des schweren feuchten Schnees auf die Straße, etwa am Ruhrdeich beziehungsweise Kohlensiepen. Das Stahlseil einer Oberleitung liegt um 6.40 Uhr auf der Fahrbahn der Bommerholzer Straße/Ecke Durchholzer Straße.

Feuerwehr Witten muss wieder umgestürzte Bäume von der Straße räumen

Die Feuerwehr ist in erhöhter Alarmbereitschaft. „Wir haben die komplette Freiwillige Feuerwehr auf Schneekette gesetzt“, sagt ein Sprecher, „und alles vorbereitet“. Es wird mit weiteren Gefahrenstellen gerade durch umstürzende Bäume gerechnet. Zwei werden an der Nachtigall-/Muttentalstraße zersägt.

Am Bus- und Hauptbahnhof steht der Nah- und Regionalverkehr still. Ob in Richtung Bochum, Essen oder Dortmund: Fast alle Züge fallen bisher (Stand 9 Uhr) aus. Zwischen Witten und Hagen soll es die Oberleitung erwischt haben, weiß ein Fahrgast aus dem Internet. Sogar im Hauptbahnhof geht zwischendurch das Licht aus.

Menschen aus Witten kommen mit Bus und Bahn nicht zur Arbeit

Vergeblich wartet Benedikt am frühen Sonntagmorgen auf eine Bahn von Witten nach Bochum. Der Arzt muss zur Arbeit in einem Herner Krankenhaus. Am Bahnsteig gegenüber steht ein Zug nach Hagen. Doch er fährt nicht los.
Vergeblich wartet Benedikt am frühen Sonntagmorgen auf eine Bahn von Witten nach Bochum. Der Arzt muss zur Arbeit in einem Herner Krankenhaus. Am Bahnsteig gegenüber steht ein Zug nach Hagen. Doch er fährt nicht los. © Augstein

Wittener, die morgens zur Arbeit müssen, haben große Probleme. Beate (58), die in einem Altenheim in Bochum tätig ist, steigt aufs Taxi um, nachdem sie eine Stunde vergeblich auf einen Zug gewartet hat. Benedikt (31), Arzt im Evangelischen Krankenhaus in Herne, setzt sich notgedrungen hinters Steuer des eigenen Pkw, weil keine Bahn fährt, nicht einmal die Straßenbahn nach Bochum. Er muss dringend einen Kollegen ablösen, der schon eine 24-Stunden-Schicht auf dem Buckel hat. Eine Bäckereiverkäuferin ist mit 30 km/h über die Autobahn geschlichen, um von Schwerte zur Arbeit nach Witten zu kommen.

Taxifahrer aus Witten: „Neue Reifen und langsam fahren“

++++ Wenn Sie keine Nachrichten aus Witten verpassen wollen: Abonnieren Sie unseren Newsletter. Wir schicken Ihnen abends das Neueste vom Tage auf Ihr Handy. ++++

Taxi-Unternehmer Michael Schöppinger kratzt am frühen Sonntagmorgen vor dem Bahnhof in Witten das Eis von der Scheibe seines Wagens.
Taxi-Unternehmer Michael Schöppinger kratzt am frühen Sonntagmorgen vor dem Bahnhof in Witten das Eis von der Scheibe seines Wagens. © Augstein

„Es ist schon schlimm“, sagt Taxifahrer Niko Djordic (72), der am frühen Morgen vorm Bahnhof steht. „Neue Reifen und langsam fahren“, beschreibt er seine „Arbeitsweise“ an diesem Sonntag. Sie hätten ohne Ende zu tun, da weder Bahn noch Busse fahren, sagt Sohn Marijan (53) am Sonntagmittag. „Aber wenn das so weitergeht, geht nichts mehr.“ Er meint den nicht enden wollenden Schneefall.

Taxi-Unternehmer Michael Schöppinger (58) kratzt gerade das Eis von der Scheibe. Er kommt aus Bommern. Der Bodenborn sei befahrbar, sagt er. Sascha, ein 41-Jähriger mit Rollkoffer, steigt in ein Taxi: „Habe ich eine Chance, zum Dortmunder Hauptbahnhof zu kommen?“ Der Arme muss dann noch weiter nach Ingolstadt.

Obwohl die Streuwagen seit Samstagabend und wie immer zuerst auf den Hauptstraßen unterwegs sind, sieht man am Sonntagmorgen keinen Bus, der fährt. „Das Eis unter dem Schnee ist das Schäbige“, sagt Elvira (65), die früh um sieben mit Collie Kimba eine Runde dreht. Unter den Füßen knirscht der Schnee. „Der Hund ist so ängstlich“, sagt die Innenstadt-Anwohnerin. Immerhin: An der Bahnhofsbäckerei gibt’s für ihn ein Leckerli. Der Vorplatz ist weiß verhüllt, im Eingang gibt es vereiste Stelle. Vorsicht, Rutschgefahr! Und es schneit weiter.

Weitere Artikel aus Witten lesen Sie hier.