Witten. Auch in der Pandemie geben sich Paare das Ja-Wort. Doch die Planung fällt schwer, denn Hochzeitsmessen etwa gibt es nicht. Ein Wittener weiß Rat.

Heiraten während der Corona-Pandemie? Wer konnte, hat diesen besonderen Termin wohl noch etwas nach hinten verschoben. Doch planen können die Zukünftigen den schönsten Tag im Leben ja schon mal – oder? Hochzeitsmessen können sie zwar aktuell nicht persönlich besuchen, seit ein paar Monaten aber digital. Ingo Nahser aus Witten und Mirco Köstring aus Ratingen hatten die Idee dazu.

Nahser bekommt als Hochzeits-DJ normalerweise zwischen 60 und 70 Aufträge im Jahr. Nicht so im Corona-Jahr 2020. Da waren es gerade einmal rund 20. „Fast alle in den zweieinhalb Monaten, wo geöffnet werden durfte“, erinnert sich der Herbeder. Die restlichen Monate: nichts. „Am Anfang habe ich schon darüber nachgedacht, was jetzt passiert“, sagt Nahser. Doch dann hatten sein Chef und er eine Idee.

Messe bietet auch Wittenern Infos zu Floristik, Konditoren, Juwelieren und Co.

„Wie können wir an Kunden rankommen?“, haben sich die beiden im April überlegt. Präsenzmessen würde es nicht geben. Und Brautpaare informierten sich ohnehin viel online. „Also haben wir einfach gebrainstormt“, sagt Mirco Köstring von Hai-Life. Das Ergebnis: hochzeitsmesseonline.de.

Und so funktioniert es: Heiratswillige erwartet auf der Startseite eine Deutschlandkarte, auf der die digitalen „Standorte“ der Messe markiert sind. Darunter natürlich auch Witten. Mit einem Klick auf die Stadt öffnet sich ein Lageplan mit verschiedenen Ständen. Paare finden dort Informationen über Floristik, Konditoren, Juweliere, Brautbekleidung, Musik, Hochzeitsdekoration und vieles mehr.

Wittener Brautpaare unter den Top Ten der digitalen Messebesucher

Aber eines war Nahser und Köstring dabei ganz wichtig: „Wir wollten nicht einfach eine Liste an Dienstleistern anbieten. Die Messe sollte interaktive Erlebnisse ermöglichen und persönlichen Kontakt“, erklärt der Chef. Darum gibt es zum Beispiel auch das Hochzeitsmesse-Online-TV. Das hat sich Ingo Nahser einfallen lassen. In Live-Zoom-Meetings können sich die Aussteller vorstellen und Brautpaare können Fragen stellen. Wie auf einer echten Messe eben. „Bei manchen Themen haben über 5000 Personen zugesehen“, sagt Mirco Köstring.

Ingo Nahser (l.) und Mirco Köstring haben eine digitale Hochzeitsmesse ins Leben gerufen. Auch unter den Top-Ten-Besuchern: Brautpaare aus Witten.
Ingo Nahser (l.) und Mirco Köstring haben eine digitale Hochzeitsmesse ins Leben gerufen. Auch unter den Top-Ten-Besuchern: Brautpaare aus Witten. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Die Website ist im Oktober an den Start gegangen. Seitdem haben über 70.000 Menschen die Seite besucht, allein 25.000 im Januar. Und aus welcher Stadt kommen die Besucher? „Ich habe mir die Top Ten angeschaut und Witten war auf Platz zehn“, staunt Köstring.

700 Aussteller aus ganz Deutschland

Dass sie sich vor Buchungen allerdings nicht retten können, so weit ist es noch nicht. „Die Brautpaare sind sehr verhalten“, beschreibt der Wittener Ingo Nahser seinen Eindruck. „Weil sie noch nicht wissen, ob und wie sie dieses Jahr heiraten wollen.“ Gefragt seien Juweliere, denn Eheringe brauchen Verliebte auch im Lockdown, Konditoren für eine kleine Torte, Floristen für den Brautstrauß. „Aber manche Dienstleistungen laufen gerade einfach nicht“, sagt Mirco Köstring – etwa Hochzeitsplaner oder Dekoration fürs große Fest, das vielleicht gar nicht stattfinden kann.

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Mehr als 700 Aussteller aus ganz Deutschland präsentieren sich auf hochzeitsmesseonline.de. Und Brautpaare können jeden Tag, zu jeder Zeit und von jedem Ort aus die Messe besuchen – kostenlos und ohne Registrierung, beschreibt Köstring das Konzept. Für Aussteller kostet der Stand im Monat zwischen 30 und 35 Euro. „Viele in der Branche sind durch die Pandemie in Schieflage geraten“, weiß Ingo Nahser. Die Online-Messe soll auch ihnen helfen, diese schwere Zeit zu überstehen.

Ein Projekt der Zukunft

Auch Nahser selbst hat das Projekt eine Perspektive gegeben. Als die DJ-Aufträge ausblieben, hat die Arbeit an der Idee ihm den Arbeitsplatz gesichert. „Ich hätte ihm sonst kündigen müssen“, sagt Mirco Köstring. Die schwere Entscheidung, seinen langjährigen Mitarbeiter auf die Straße zu setzen, musste er glücklicherweise nicht treffen. Im Gegenteil: „Ich konnte sogar noch jemand Drittes einstellen“, so Köstring.

Bezahlt gemacht hat sich der nächtelange Einsatz bislang nicht. „Im Moment steht viel Liebe, Engagement und Idealismus dahinter“, sagt der Ratinger. Doch das könnte sich ändern. „Wir haben sogar einen Anruf aus Österreich bekommen, dass Interesse an unserer Idee besteht.“ Außerdem funktioniere ihr Konzept ja nicht nur für den Bereich Hochzeit. „Unser Projekt ist Zukunft, es macht Sinn“, fasst Ingo Nahser zusammen. „Und es macht Spaß!“

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