Witten. Der Sozialausschuss hat‘s beschlossen, die Stadt Witten hat’s schon geklärt: Sie bietet Fahrten zum Impfzentrum an. Aber nicht für alle Senioren.

Die ersten Senioren aus Witten werden bereits am Montag (8.2.) geimpft. Deshalb war der Antrag, den SPD und Grüne am Mittwoch (3.2.) im Sozialausschuss gestellt haben, in der Tat dringlich – und er kam durch. Nun muss die Stadt möglichst schnell prüfen, ob Fahrten zum Impfzentrum mit Taxiunternehmen zu einem Festpreis vereinbart werden können. Sie scheint ihre Hausaufgaben schon gemacht zu haben.

Zielgruppe wären bedürftige Senioren und solche mit körperlichen Einschränkungen. Geprüft werden soll auch, ob man die Kosten komplett für die Menschen übernehmen kann, die sich eine solche Fahrt nicht leisten können, und auch denen hilft, die den vereinbarten Festpreis nicht ganz allein bezahlen können. Der Stadtverwaltung liegt sogar bereits das konkrete Angebot eines Taxi-Unternehmens vor.

SPD: Es muss verlässliche Transportmittel von Witten zum Impfzentrum geben

Ratsmitglied Claus Humbert (SPD) hatte den Antrag im Ausschuss vorgetragen und dabei auch verdeutlicht: „Es ist positiv, dass es bereits Initiativen von Seiten der Stadt gibt.“ So hatte Bürgermeister Lars König sogar seinen Dienstwagen als Transportmittel vorgeschlagen. Trotzdem, betonte Humbert, müsse es verlässliche Transportmittel für alle Hilfebedürftigen geben. Und trotzdem gelte nach wie vor: „Wir brauchen ein Impfzentrum in Witten.“

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So sieht das auch Lilo Dannert von den Grünen: „Es wäre schön, wenn nicht die Menschen zum Impfstoff gekarrt werden müssten, sondern der Impfstoff zu den Menschen käme.“ Doch der Vorschlag des Bürgermeisters, an der Uni Witten/Herdecke ein solches Impfzentrum einzurichten, werde wohl ein frommer Wunsch bleiben, befürchtet die Ratsfrau.

Grüne befürchten: Es wird kein zweites Impfzentrum in Witten geben

„Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe wird keinen entsprechenden Vertrag mit Witten machen wollen“, so Dannert, „es sei denn, das Land ringt sich durch, die Gesetze zu ändern“. Die einzige Chance auf Impfungen vor Ort sehe sie darin, dass Hausärzte impfen. Der Herbeder Mediziner Dr. Arne Meinshausen hatte dafür längst seine Bereitschaft signalisiert. „Doch dann müsste es ja auch erstmal mehr Impfstoff geben“, sagt Dannert. Sie bedauert, dass es nicht möglich gewesen sei, andere Standorte als Ennepetal zu prüfen. „Denn im Nachhinein hätten wir aufgrund der Verschiebung des Impfstarts ja genug Zeit gehabt.“

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Man habe den Antrag zu den Taxifahrten im Übrigen bewusst aufrecht erhalten, obwohl die Stadt schon dabei sei, über Lösungen nachzudenken. „Um sicherzugehen, dass auch tatsächlich etwas passiert“, sagt die Grünen-Ratsfrau. Sie hofft darüber hinaus, dass sonst auch über Spenden den betroffenen Senioren geholfen werden könne.

250 Senioren könnten Hilfe anfordern

Von den über 7000 Senioren in Witten, die über 80 Jahre alt sind und daheim leben, beziehen 250 Sozialhilfe. Sie gehören damit zu der Gruppe, die die Stadt bei der Fahrt zum Impfzentrum nach Ennepetal ausdrücklich unterstützen würde.

Allerdings, so Schäfer, habe die Stadt noch keine Anfragen von Betroffenen selbst erhalten. Wer Unterstützung beim Transport benötigt, kann sich im Seniorenbüro melden, 581-5005.

Die Stadt könne solche Fahrten tatsächlich kurzfristig organisieren, beruhigt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Die Bedingungen seien mit einem entsprechenden Unternehmen zwar noch nicht vertraglich besiegelt, aber grundsätzlich geklärt. Auch der Dienstwagen des Bürgermeisters sei nach wie vor eine Option.

„Wir lassen keinen im Regen stehen“, so Schäfer. Doch er appelliert: „Jeder soll trotzdem erstmal selbst nach einer Lösung für den Transport nach Ennepetal suchen.“

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