Witten. Gerade eröffnet und schon wieder zu? Nach dem Weihnachtsgeschäft hat das Amazon-Sortierzentrum in Witten nun geschlossen. Das sind die Gründe.

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Ins Amazon-Logistikzentrum an der Brauckstraße in Witten kehrt vorerst Ruhe ein. Der Online-Versandhändler hatte das Werk auf dem einstigen Siemensgelände Ende 2020 in Betrieb genommen, allerdings nur für das Weihnachtsgeschäft. Seit Donnerstag (14.1.) pausiert es und wird bis Herbst 2021 umgebaut. 75 Millionen will der Konzern in den Standort investieren.

Dass Amazon bereits in Betrieb war, fiel den Wittenern an Kleinigkeiten auf: Etwa durch die vielen hundert Lkw, die quasi nahtlos von der Brauckstraße auf das Werksgelände einbogen. Und durch eine lange Reihe schwarzer Reisebusse, die seit Wochen auf der Dortmunder Straße geparkt waren. Sie dienten als kostenloser Shuttle für die Mitarbeiter, um diese nach Schichtende in die Nachbarstädte zu fahren. Wegen der Corona-Auflagen (Abstandsgebot) habe man natürlich besonders viele Busse im Einsatz gehabt, so das Unternehmen. Die Busse würden demnächst nicht mehr gebraucht.

Saisonarbeitskräfte können ab Herbst weiterarbeiten

Nach Angaben eines Mitarbeiters waren zeitweise 700 bis 800 Personen bei Amazon beschäftigt. Der Großteil von ihnen war über Zeitarbeitsfirmen für die Saison befristet angestellt. "Wir planen, Amazon-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in andere Gebäude in der Umgebung umzuverteilen, während die Umbauarbeiten stattfinden", erklärt Amazon-Sprecherin Nadiya Lubnina. "Für Mitarbeiter unserer Agenturpartner, die uns mit saisonaler Arbeit unterstützt haben, endet der Einsatz. Sie können aber zu uns zurückkehren, sobald das Gebäude später im Jahr wieder geöffnet ist."

Sie betont: Niemand wurde entlassen - die Mitarbeiter wurden darüber von Anfang an informiert, die der Zeitarbeitsfirmen befristet eingestellt. Und auch das Werk werde nicht geschlossen. Es handele sich um eine "geplante vorübergehende Betriebspause, um weitere Investitionen in das Gebäude zu ermöglichen". In der zweiten Hälfte des Jahres, wahrscheinlich im Herbst, wird das Sortierzentrum wiedereröffnet.

Transportinfrastruktur wird aufgebaut

In den kommenden Monaten werde in der knapp 35.000 m² große Lagerhalle mit zig Lkw-Verladerampen die Transportinfrastruktur des künftigen Sortierzentrums aufgebaut. 75 Millionen Euro, so die Unternehmenssprecherin, werden dafür zusätzlich investiert. "Wir statten es mit der neuesten Technologie aus, um Kunden schnellere und flexiblere Lieferoptionen zu bieten."

Im Wittener Sortierzentrum kommen künftig Pakete aus den europäischen Logistikzentren an. Sie werden sortiert und für die letzte Meile zu den Verteilzentren der Lieferpartner gebracht. „Der Standort ist also kein Lager oder Zwischenpuffer“, betont die Amazon-Sprecherin.

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Erst vor im letzten Jahr war das Werk hinter dem leergezogenen Faiveley-Verwaltungsgebäude entstanden. Es wurde sogar auf Plakaten im Wittener Stadtgebiet um Mitarbeiter geworben. Angestellt werden die meisten Arbeiter allerdings nicht direkt bei Amazon, sondern bei Zeitarbeitsfirmen wie Adecco oder Randstad. Ulrich Brauer von der für Witten zuständigen Agentur für Arbeit in Hagen lobt diese Arbeitsplätze dennoch: „Arbeitgeber, die noch nicht einmal einen Hauptschulabschluss fordern, die über Mindestlohn zahlen und eine Zukunftsperspektive bieten, gibt es nicht viele.“

Die Mitarbeiter, die in den letzten Wochen bei Amazon im Einsatz waren, finden lobende Worte: "Ich möchte dort weiter arbeiten, wenn man wieder aufmacht", verrät einer der Redaktion.

>> Info: Busanbindung verbessert

Im Gewerbegebiet Brauckstraße sind binnen weniger Jahre drei Logistikzentren entstanden, die viele hundert Mitarbeiter beschäftigen: Euziel, Hermes und Amazon.

Die Bogestra hat deswegen die Busanbindung an das Gewerbegebiet verbessert. Die Linie 373 wurde zum Fahrplanwechsel am 7. Januar um eine Fahrt im Abendverkehr ausgeweitet. Angeboten wird montags bis freitags eine Zusatzfahrt um 20.14 Uhr von Witten-Stockum nach Witten-Annen.

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