Witten. Was bringt das Jahr 2021 für mich? Rosaria Benincasa aus Witten meint es zu wissen. Sie blickt in die Karten. Alles nur Hokuspokus?
In die Zukunft schauen - gerade in diesen Zeiten: Wer würde das nicht gerne können? Rosaria Benincasa kann es. Davon sind zumindest ihre Stammkunden fest überzeugt. Kommt eine neue Liebe oder geht es vielleicht auf der Karriereleiter ein Stück bergauf? Die Wittenerin gibt die Antwort. Sie schaut in den Karten nach, was das neue Jahr so alles bereithält. Ist das Magie oder alles nur Hokuspokus? "Es ist eine Gabe", sagt die 60-Jährige.
Diese Gabe liegt wohl in den Genen. Von der Großmutter auf Sizilien hat Rosaria Benincasa schon als Kind das Kartenlegen gelernt, auch die Mutter beherrschte die Technik. Aber erst Rosaria betreibt diese spirituelle Kunst professionell - und ist inzwischen eine gefragte Seherin in der Szene. Aus ganz Deutschland kommen die Kunden nach Witten, um sich von der 60-Jährigen die Zukunft voraussagen zu lassen. "Sehr einfühlsam und treffsicher" steht in vielen ihrer Bewertungen bei der Astroline Questico.
Wittenerin steht "am Übergang zur geistigen Welt"
Dabei sind die Karten für die Wittenerin nur ein Nebenjob. Eigentlich arbeitet sie bei Real an der Kasse, seit vielen Jahren schon. Lange hatte sie daher nur für Freunde und Familie in die Zukunft geschaut. Doch der Kreis der Ratsuchenden wurde immer größer. Und so wagte Rosaria 2006 schließlich den Schritt in die Öffentlichkeit, bietet seither mehrmals pro Woche Sitzungen bei sich daheim an. Dabei gehe es ihr nicht ums Geld, versichert sie. "Ich möchte einfach helfen."
Wie ihr das gelingt, bleibt ein Rätsel: Sie stellt keine Fragen, sie will vorab keine Infos. "Ich lege die Karten und dann sehe ich, was die Menschen bedrückt", sagt sie. Das sei eine Sache der Erfahrung - und doch viel mehr. "Ich stehe nah am Übergang zur geistigen Welt", versucht die Wittenerin zu erklären. Auch als Medium würde sie daher arbeiten können, etwa mit Verstorbenen sprechen. Aber das möchte sie nicht - der Job wäre ihr dann doch zu heikel.
Die Themen Krankheiten und Tod sind tabu
Sie bleibt lieber bei ihren Karten. Den Zigeunerkarten genauer gesagt, mit denen arbeitet sie am liebsten. Geliebter, Geschenk, Glück, Haus, Heirat, Hoffnung, so lauten einige der Bilder, mit deren Hilfe Rosaria in die Zukunft schaut. Doch nicht alles, was sie sieht, sagt sie auch. Die Themen Krankheit und Tod sind tabu. "Ich bin kein Arzt, kein Heiler. Ich kann keine Diagnose stellen." Aber das sei auch gar nicht das, was die Menschen am meisten interessiere. Meist gehe es um die Liebe, manchmal auch um den Job.
Ob er fremdgeht, ob die Ehe hält oder eine Prüfung klappt: Das sind die Fragen, mit denen die Menschen zu Rosaria kommen. Meist sind es Frauen, sie machen gut zwei Drittel der Kundschaft aus. Vom jungen Mädchen bis zur Seniorin sei alles dabei, erzählt die 60-Jährige. Oft auch berufstätige Frauen. "Zu mir kommen Polizistinnen, Psychologinnen..." Manchen zeigt Rosaria nicht nur die Zukunft, sondern den richtigen Weg dorthin. "Viele sind schon weinend zu mir herein gekommen und lächelnd wieder gegangen", sagt sie. Umgekehrt auch? Rosaria überlegt, schüttelt dann den Kopf. "Nein, ich gebe ja immer Kraft, Ratschläge und positive Energie mit auf den Weg."
"Rot lässt das Böse nicht herein"
Damit diese Energie fließen kann, hält sich die Kartenlegerin an ganz spezielle Regeln. Auf dem Wohnzimmertisch im schmucken Einfamilienhaus an der Liegnitzer Straße liegt ein weicher Teppich, die Kerzen im Leuchter brennen, die 36 Karten sind sorgfältig in ein Tuch eingeschlagen. Rosaria trägt immer eine rote Bluse. "Rot lässt das Böse nicht herein", erklärt sie. Schmuck fehlt völlig. "Der würde mich ablenken." Wichtiges wird mit Links gemacht. "Die Linke kommt von Herzen."
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Auch solche Ratschläge gibt Rosaria ihren Kundinnen mit auf den Weg: Eine rote Kerze mit der linken Hand mit Rosenöl bestreichen, mehrere Tage lang, bei Vollmond beginnen. Dann klappt's auch mit dem Liebsten. Und das soll funktionieren? "Ich war schon auf drei Hochzeiten von Kunden eingeladen", sagt Rosaria lächelnd. Die drei Paare hätten sich fest an die Regeln gehalten - oder zumindest die Bräute...
Beim persönlichen Schicksal schweigen die Karten
Aber das muss sie zugeben: Die große Corona-Katastrophe hat auch Rosaria Benincasa nicht kommen sehen. "Ich blicke aufs Persönliche. Für so etwas Großes braucht man jemanden wie Nostradamus, der könnte das."·
Auch beim Allerpersönlichsten, da schweigen die Karten. Für sich selbst kann Rosaria Benincasa nicht in die Zukunft sehen - denn da würden ihr die eigenen Wünsche und Hoffnungen den Blick verstellen. Aber vielleicht kann ihr bald ihre Tochter helfen. "Sie hat die Gabe von mir geerbt - aber bislang hat sie sich ihr noch nicht geöffnet."
>>>PERSÖNLICH ODER TELEFONISCH
Eine Sitzung bei Rosaria Benincasa dauert eine Stunde und kostet 60 Euro. Das Treffen kann persönlich in der Liegnitzer Straße in Witten oder telefonisch stattfinden. Kontakt: 02302/ 58 47 43.