Witten. Das Palliativnetz Witten will an Heiligabend Corona-Schnelltests anbieten. Das Ordnungsamt hat die Aktion untersagt. Das sind die Gründe dafür.
Die Schnelltest-Aktion des Palliativnetzes Witten an Heiligabend hängt am seidenen Faden. Eigentlich wollten Mediziner Matthias Thöns und seine Mitstreiter bis zu 1000 Wittener abstreichen, damit diese unbesorgt Weihnachten auch mit älteren Verwandten feiern können. Doch das Ordnungsamt der Stadt hat den Corona-Reihentest am Fuße des Helenenbergs jetzt nach Rücksprache mit dem Krisenstab des EN-Kreises untersagt.
Auch interessant
Der Hauptgrund: Die Aktion habe den Charakter einer Veranstaltung. Laut der neuen Coronaschutzverordnung sind Veranstaltungen bis zum 10. Januar grundsätzlich verboten. Ordnungsämter dürften hierfür keine Ausnahmen zulassen, schreibt der Sachgebietsleiter für Ordnungsangelegenheiten, Tobias Hahn – auch wenn außer Frage stehe, dass „diese Aktion mit guter Absicht ins Leben gerufen wurde“.
Ordnungsamt Witten untersagt Reihentest, weil er als Veranstaltung gilt
Der Begriff „Veranstaltung“ beziehe sich nicht nur auf den Unterhaltungsbereich, heißt es in der Absage weiter. Die Planung und Durchführung einer größeren Schnelltest-Aktion mache ein gewisses Maß an organisatorischen Vorkehrungen notwendig, „so wie es auch bei Veranstaltungen der Fall ist“.
+++Alle Entwicklungen rund um Corona in Witten in unserem lokalen Newsblog+++
Auch interessant
Hinzu kommt aber auch: Weder Stadt noch EN-Kreis waren vorab in die Planung eingebunden. Bei bis zu 1000 Autos und einer Wartezeit von jeweils 15 Minuten (bis das Testergebnis vorliegt) sei aber der öffentliche Verkehrsraum stark involviert und daher „weitere Genehmigungen zu prüfen bzw. erforderlich“, etwa eine Sondernutzungserlaubnis oder verkehrliche Anordnungen. Zudem müssten bei einer Aktion dieser Größenordnung Vorkehrungen getroffen werden, „um unkontrollierte Ansammlungen von Personen zu vermeiden“.
Inititatoren aus Witten haben neuen Ort für die Aktion im Blick
Initiator Dr. Matthias Thöns ist geknickt. „Es war etwas blauäugig von mir, das nicht anzumelden“, räumt der Palliativmediziner ein. Die Idee sei einfach sehr spontan und damit auch spät entstanden. Dennoch: „Dass ein Verkehrsstau eine Versammlung sein soll, halte ich für fraglich.“
Dass es bei dem zunächst geplanten Massentest in der Egge wohl ein Verkehrschaos geben werde, habe man aber auch im Team bemerkt. Daher gibt es bereits eine Alternative. „Wir dürfen auf den Parkplatz von Ostermann“, sagt Thöns.
Palliativmediziner aus Witten: „Verbot wäre menschlich und medizinisch falsch“
„Ein Verbot mag verwaltungsrechtlich richtig sein. Es wäre aber menschlich, ethisch, medizinisch und infektionsepidemiologisch falsch“, so der Arzt. Bis Donnerstagmittag seien bereits über 300 Anmeldungen bei ihm eingegangen. Nach seinen Berechnungen könnte die Aktion vier bis acht älteren Menschen das Leben retten – weil sie nicht durch infizierte Verwandte angesteckt werden. Zudem würde man die Intensivkapazitäten schonen und den negativ getesteten Menschen ein unbesorgteres Weihnachtsfest schenken.
+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++
Daher hofft das Palliativnetz nun, dass die Weihnachtsaktion doch noch zu retten ist. Ein überarbeitetes Konzept liegt der Stadt und dem Kreis bereits vor. Fünf Teststationen sollen demnach in dem Drive-in bei Ostermann aufgebaut werden.
Die Testpersonen sollen vorab einzeln schriftlich darüber informiert werden, nicht auszusteigen, die Teilnehmerzahl auf 400 bis 500 Menschen begrenzt werden. „Wenn alle in ihren Autos bleiben, ist das Risiko einer Infektionsübertragung beim Weihnachtsbaumkauf um ein Vielfaches höher“, sagt Thöns.
Der Krisenstab des EN-Kreises will in seiner Sitzung am Freitagmorgen entscheiden. Man habe auch das Gesundheitsministerium NRW um eine Beurteilung der Situation gebeten, heißt es aus dem Kreishaus.
PCR-Tests sollen für positive Fälle bereitliegen
Die Planung einer größeren Schnelltest-Aktion müsse derzeit beim Krisenstab des EN-Kreises liegen, teilt die Stadt mit. Denn neben der Testung müssten auch die weiteren Verfahren bei positiv getesteten Menschen koordiniert werden. Die Stadt bemängelt auch fehlende PCR-Tests zur Bestätigung der Ergebnisse.
Dr. Matthias Thöns erwartet statistisch gesehen vier bis zehn positive Ergebnisse bei seiner Testaktion. Man wolle dafür PCR-Tests bereithalten und direkt vor Ort einen zweiten Abstrich nehmen. Man werde schriftlich und mündlich über Quarantäneregeln informieren und positive Fälle an das Gesundheitsamt melden.
Mehr Nachrichten aus Witten lesen Sie hier.