Witten. Im alten Café Leye in Witten gibt es bald wieder Kaffee und Kuchen. Stephan Nussbaum hat die Räume gemietet. Ob’s so schön wie früher wird?

Zurück zum Ursprung: Das einst traditionsreiche Café Leye an der Bahnhofstraße soll wieder das werden, was es mal war. Stephan Nussbaum hat die Räume von der Projektfabrik gemietet. Mithilfe eines Crowdfundings möchte er einen Herzensort für Austausch und Begegnung in Witten schaffen.

„Ich war als Kind im Jahr 1983 oder 1984 hier im Café, schon da habe ich es geliebt“, sagt Andreas Junker. Er ist damals mit seiner Familie von Marburg in Hessen nach Witten gezogen. An diesem Samstag (12.12.) ist er wieder hier und holt sich Kaffee und Crêpes auf die Hand. Mit dem To-Go-Verkauf will das neue Café-Team um Stephan Nussbaum auf die Neueröffnung und die Spendenkampagne aufmerksam machen.

Da kommen bei vielen Wittenern Erinnerungen auf: das Café Leye in alten Zeiten.
Da kommen bei vielen Wittenern Erinnerungen auf: das Café Leye in alten Zeiten. © Archiv

So wie Andreas Junker geht es vielen Wittenern: Sie kennen das Café noch aus ihrer Kindheit und Jugend. Auch Nussbaum selbst war schon als Student im Café Leye. 1979 ist er zum Eurythmie-Studium am Waldorfinstitut von Bochum nach Witten gezogen. Später übernahm er die Leitung des Studiengangs – bis zum Sommer 2020. Einen Traum hat der 63-Jährige schon seit Jahren: Ein eigenes Café eröffnen. Dieser Wunsch soll jetzt wahr werden.

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„Ich möchte Gastgeber sein in einem Café, das ein Ort der Wärme und Gemütlichkeit ist, für Kultur und Veranstaltungen, aber auch zum Arbeiten, Lesen und Unterhalten“, so Nussbaum. Bisher nutzt die Projektfabrik die Café-Räume für ihre Theaterprojekte, Ausstellungen und Schulungen mit arbeitslosen Menschen. In Zukunft soll beides parallel laufen: Theaterproben im Bühnenraum in der ersten Etage, während nebenan Kaffee und Kuchen bestellt werden.

Bald gibt es an der Bahnhofstraße in Witten Kultur und Kaffee

Der Bühnenraum wird dafür mit einer schalldichten Glaswand abgetrennt. „Ich denke, dass sich beide Projekte gegenseitig bereichern, die Kultur und das Café passen sehr gut zusammen“, sagt Nussbaum. Außerdem soll die große Fläche auf der oberen Etage inklusive Süd-Terrasse für verschiedene Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Lesungen, Konzerte, Tanzaufführungen und Ausstellungen stellen sich die Gründer hier zukünftig vor.

Dazu gehören neben Stephan Nussbaum auch Jan Hagelstein, Gründer des Raum-Cafés im Wiesenviertel, und Julia Ebner, Gründerin des Modelabels „nouranour“ mit Geflüchteten. Julia Ebner spricht am Samstag vor dem Café Menschen auf der Straße an, um sie auf die Neueröffnung aufmerksam zu machen. „Bei vielen gibt es eine alte Sehnsucht, die wieder hochkommt, wenn sie an das Café denken. Da kommen auch so manche Verliebtheitsgefühle aus der Jungend nochmal auf“, erzählt die 27-Jährige.

Initiatoren aus Witten starten Crowdfunding-Aktion

Bis es losgehen kann, ist jedoch noch einiges zu tun. Die Elektrik muss erneuert, löchrige Stoffbezüge müssen ausgetauscht und neue Kaffeemaschinen angeschafft werden. Damit später auch warme Speisen auf der Karte stehen, muss zudem eine neue Küche eingebaut werden. Das Café soll ein „Gemeinwohlunternehmen“ werden, sagt Nussbaum: „Das heißt, wir können hier nur so viel verändern, wie die Menschen bereit sind, uns zu unterstützen.“ Über die Crowdfunding-Seite „Start Next“ sammeln die Gründer ab jetzt Spenden. Das erste Ziel liegt bei 15.000 Euro, das zweite bei 50.000.

Den Stil der 50er Jahre will der 63-Jährige im Café Leye erhalten. Die runden Holztische, die rosa Samtbezüge über den Stühlen, der rote Teppich mit dem Rosen-Muster, die Holzverkleidung an den Wänden – all das schafft eine nostalgische Atmosphäre. „Ich kann mir schon sehr gut vorstellen, wie sich hier Wittener aller Generationen treffen, miteinander ins Gespräch kommen und über neue Ideen für die Entwicklung unserer Stadt sprechen“, sagt Nussbaum.

Wann es soweit ist, steht noch nicht fest. Dieses Jahr dürfen Cafés wegen des Lockdowns ohnehin nicht mehr öffnen. „Wir haben keine Eile, wir bereiten alles in Ruhe vor und halten uns bereit, wenn wir Corona in den Griff bekommen haben“, so Nussbaum. Er hofft, dass das im kommenden Frühjahr der Fall sein wird: „Dann könnten wir das Ende der Pandemie mit unserer Neueröffnung feiern.“

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