Witten. In Erinnerungen schwelgen konnten jetzt die Gäste im früheren Café Leye in Witten. Welche schönen Torten standen da einst im Schaufenster...?

Ältere Wittener dürften sich noch gut erinnern. Hübsch verzierte Torten schmücken das Schaufenster von Café Leye in der Bahnhofstraße. Darunter steht die Spezialität des Hauses: die Leipziger Torte. Lange Jahre war die süße Versuchung mit Schoko und Buttercreme der Verkaufsschlager. Das Café ist längst Geschichte. Aber jetzt kehrten ihre Besitzer noch einmal zurück.

Das Frederick-Ensemble der Projektfabrik lädt einmal in der Woche zum Mittagstisch ins ehemalige Café Leye ein. Dieses Mal zu Gast waren die damaligen Besitzer, Ulrich und Ingeborg Pfeffer. 1973 hatten sie das Café übernommen. Bei heißer Pfeffersuppe erzählten sie von ihren Erlebnissen und Erinnerungen.

Der Alltag im Wittener Café Leye war „schön, aber hektisch“

Teppichboden mit Rosenmuster, rostrote Polstergarnituren und kleine, runde Kaffeetische: Der Charme des damaligen Cafés ist erhalten geblieben. Damals drängelten sich allerdings deutlich mehr Menschen die enge Wendeltreppe hinaus, um in die erste Etage zu gelangen.

„Die 200 Sitzplätze waren fast jeden Tag besetzt“, erinnert sich Ingeborg Pfeffer. „Morgens haben die Leute hier gefrühstückt. Mittags kamen die Schüler und nachmittags gab es Kaffee und Kuchen.“ Den Alltag im Café beschreibt sie als „schön, aber hektisch.“ „Treppe rauf, Treppe runter. Das war ganz schön anstrengend“, sagt die ehemalige Café-Besitzerin.

„Die Leipziger Torte war unsere Spezialität“

Das Café Leye in der Wittener Innenstadt um 1919.
Das Café Leye in der Wittener Innenstadt um 1919.

Neben dem Frühstück und einem kleinen Mittagsangebot servierten die Eheleute hauptsächlich Kuchen, Torten und Pralinen. „Die Leipziger Torte war unsere Spezialität“, sagt Ingeborg Pfeffer. Das habe sich aber mit der Zeit verändert.

„Später, als die Frauen auch arbeiten gegangen sind, haben wir unseren Mittagstisch erweitert“, sagt Ulrich Pfeffer. Grünkohl mit Mettwurst, Blattspinat mit Spiegelei und Röstkartoffeln sowie verschiedene Suppen und Salate standen dann zur Auswahl. „Man muss sich anpassen“, sagt seine Frau.

Ob die beiden bei so vielen süßen Torten und Pralinen, die sie in all den Jahren gebacken und verkauft haben, heute eher Herzhaftes bevorzugen? ? „Nein“, sagt die ehemalige Besitzerin. „Ein Stück Kuchen und einen Cappuccino gibt es noch heute jeden Tag um 14 Uhr.“

Café Leye war jahrelang ein beliebter Treffpunkt in der Wittener Innenstadt

Projektfabrik lädt jeden Donnerstag zum Mittagstisch

Jeden Donnerstag ab 12 Uhr lädt das das Frederick-Ensemble der Projektfabrik zu einem ganz speziellen Mittagstisch in das Café Leye an der Bahnhofstraße in Witten ein. Unter dem Motto „Wer is(s)t schon gerne allein?“ deckt das Team der Projektfabrik den Tisch und stellt Fragen an jeweils einen Überraschungsgast.

Während der Gast über sich, seinen Beruf und seine Erlebnisse erzählt, wird gegen eine kleine Spende ein einfaches, internationales Gericht serviert. Das Kultur-Café ist dann für alle Bürger von jeweils 12 bis 16 Uhr geöffnet.

Im Café Leye sei immer viel los gewesen. „Man musste nicht überlegen, kann ich da hingehen, kann ich da nicht hingehen. Das Café war immer geöffnet“, sagt Ulrich Pfeffer. Das Café sei ein Treffpunkt für Jung und Alt gewesen. „Manche waren jeden Tag da“, erzählt seine Frau. „Die Leute kamen zu uns und haben sich mit uns unterhalten. Einige grüßen auch heute noch, wenn ich durch die Stadt gehe.“

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So mancher Schüler habe in der ersten Etage des Cafés seine Freistunden verbracht. „Hier oben im zweiten Stock konnten sie rauchen, ohne dass jemand sie von der Straße aus gesehen hätte“, sagt Ingeborg Pfeffer. Dabei sei auch die ein oder andere Fehlstunde entstanden. Die Entschuldigen dafür habe sie allerdings nie unterschrieben, erzählt die Wittenerin lachend.

Die rostrote Polstergarnitur hat noch immer nicht ausgedient: ein Blick ins ehemalige Café Leye in Witten.
Die rostrote Polstergarnitur hat noch immer nicht ausgedient: ein Blick ins ehemalige Café Leye in Witten. © Walter Fischer/Archiv | Walter Fischer