Witten. Die OGS der Harkortschule in Witten steht durch Corona vor großen Herausforderungen. Was Träger und Leitung sich für die Zukunft wünschen.

Zu wenig Personal und Geld, aber immer mehr Arbeit für die Erzieher: Der Alltag im Offenen Ganztag (OGS) – Beispiel Harkortschule – wird in Zeiten von Corona zu einer besonderen Herausforderung. Die Verantwortlichen wünschen sich mehr Unterstützung.

„Wenn eine Kollegin ausfällt, können wir sie nicht ersetzen. Das betrifft dann gleich eine ganze Gruppe, die nicht betreut werden kann“, sagt Katharina Weinert vom Evangelischen Kirchenkreis Hattingen-Witten, dem Träger der OGS an der Harkortschule. Sie wünscht sich zum Beispiel den Einsatz von Alltagshelfern wie in Kitas. „So könnten die Ausfälle vielleicht aufgefangen werden.“ Selbst bei Hygienemitteln oder Masken vermissen sie die entsprechende Ausstattung.

An der OGS der Harkortschule in Witten arbeiten zehn Erzieher

An der OGS der Hartkortschule arbeiten derzeit zehn Erzieher und zwei Küchenhilfen halbtags. „Jeder ist wirklich total engagiert und flexibel“, sagt Kathleen Lungkwitz, die den Offenen Ganztag der Schule leitet. Die Mitarbeiter würden alles geben, damit die Kinder weiterhin gerne in die OGS kommen. Das sind immerhin 128 von 195 Schülern in der Grundschule in Stockum.

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Lungkwitz leitet die Igelgruppe. Die Abläufe sind längst eingespielt. Die Kinder werden nach dem Unterricht abgeholt und in die jeweilige Gruppe gebracht. Im Sachkunderaum baut sie für ihre Schüler jeden Mittag Lego-Technik auf. In Corona-Zeiten ist das sonst so Selbstverständliche aber auch nicht mehr ganz leicht. Wird zum Beispiel ein Baustein aus dem Nebenzimmer geholt, muss er desinfiziert werden, bevor die Kinder damit spielen können.

An der Harkortschule in Stockum besuchen 128 von 195 Schülern den Offenen Ganztag.
An der Harkortschule in Stockum besuchen 128 von 195 Schülern den Offenen Ganztag. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

„Es ist längst nicht mehr nur die Betreuung, die wir leisten. Wir müssen gerade jetzt auf alles achten. Und da stoßen wir langsam an unsere Grenzen“, sagt die OGS-Leiterin. Auch pädagogische Fähigkeiten seien gefragt. „Die Kinder fragen uns ja auch, wieso sie dies und das machen müssen und haben ihre Probleme mit der Situation.“

Leiterin des Ganztags wünscht sich mehr Wertschätzung

Auch mit Eltern kommt es manchmal zu Diskussionen. Manche verstehen es etwa nicht, warum sie ihre Kinder nur außerhalb des Gebäudes abholen können. „Ich wünsche mir einfach mehr Wertschätzung für unsere Erzieher“, sagt Kathleen Lungkwitz.

Gleichzeitig betont sie, dass die OGS trotz der Pandemie weiterhin ohne Probleme besucht werden kann – da sämtliche Regeln beachtet würden. So wurde sogar das Mittagessen von der Mensa in einen weiteren Raum verlegt, damit sich einzelne Gruppen nicht vermischen. Die Küchenhilfen tragen die Spaghetti dann mittags quer durch die Schule. „Auch das ist natürlich wieder ein Aufwand.“

Enge Zusammenarbeit von OGS und Grundschule

Die OGS arbeitet dabei sehr eng mit der Harkortschule zusammen. Schulleiterin Ulrike Gilsebach wünscht sich, dass der Ganztag in Zukunft nicht nicht nur als „Anhängsel“ der Grundschulen gesehen wird, sondern dass es klare Konzepte gibt. Ein Lob hat sie aber vor allem für ihre Schüler übrig. „Die Kinder lernen schon im Schulalltag, mit der Situation umzugehen, und so verhalten sie sich dann auch nachmittags in der OGS.“

1600 Schüler besuchen die OGS

In Witten gibt es 20 Offene Ganztagsschulen (inklusive der Förder- und Waldorfschulen). Mit der Stadt, der Ratz+Fatz Company (Evangelischer Kirchenkreis), der Awo Ennepe-Ruhr-Kreis und dem Deutschen Roten Kreuz betreiben vier Träger diese Schulen.

An den Grundschulen in Witten werden laut Stadt von 3096 Schülern 1612 Kinder im Ganztag betreut. Das entspricht einer Versorgungsquote von 52,07 Prozent.

Im laufenden Schuljahr wurden die OGS-Plätze der Pferdebachschule von 80 auf 100 aufgestockt. Laut Stadtsprecher Jörg Schäfer wird weiterhin geprüft, wo es wie viel Bedarf gibt. Aktuell gebe es aber keine weiteren Ausbaupläne.

Ganz vorbildlich laufen die i-Dötze an diesem Dienstag nach Schulschluss gegen 11.30 Uhr in Zweierreihen und mit Masken durch die große Empfangshalle zum Ausgang. Dort warten sie, bis die Lehrerin kommt. Erst dann verlassen sie die Schule. Die einen gehen in die Musikschule, manche nach Hause – und der Rest freut sich aufs Mittagessen in der OGS. Das schmeckt nicht nur in der Mensa.

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