Witten. Auch in Zeiten von Corona unterstützt und berät die Suchthilfe in Witten Abhängige. Nicht nur die Betroffenen selbst suchen Rat.
Heike Malz hat in ihrer Zeit bei der Drogenberatung der Diakonie Ruhr-Mark in Witten schon viel erlebt. Zwei Lockdowns innerhalb eines Jahres allerdings nicht. „Wir sind jetzt besser vorbereitet als noch im April“, sagt die Leiterin der Suchthilfe in der Röhrchenstraße. Musste das Büro im Frühjahr noch geschlossen bleiben, stehen die Türen diesmal offen.
Im Haus der sozialen Dienste hat man sich mit Spuckschutz ausgestattet, hält Abstand und trägt Maske. „So können die Betroffenen auch jetzt jederzeit zu uns kommen“, sagt Malz. Die Beratung vor Ort und nicht nur per Telefon sei für die Drogenabhängigen sehr wichtig.
Drogenhilfe in Witten kann keinen Überandrang feststellen
Trotz des tristen Monats und der Isolation kann Malz keine besonderen Rückfälle registrieren. „Wir haben keinen Überandrang“, so die Diplom-Sozialarbeiterin. Zwischen drei und acht Erstkontakte hätte sie pro Woche – das sei aber nicht mehr als im vergangenen November. Dabei handele es sich zumeist um alkohol- und cannabisabhängige Menschen . Im gesamten Jahr 2019 wurden 650 Menschen beraten.
Was sich in den letzten Wochen allerdings mehrt, seien die Kontakte mit den Angehörigen. „Viele Leute, die mit einem Suchtkranken zusammenleben, melden sich derzeit bei uns“, so Malz. Durch den Lockdown verbringen sie mehr Zeit mit dem Erkrankten und seien oft überfordert mit der Situation.
Während des Spaziergangs wird beraten
Malz und ihre Mitarbeiter hingegen können der aktuellen Situation auch positive Seiten abgewinnen. „Wir verlagern die Gespräche oft nach draußen, um den Abstand zu halten.“ Sie selbst sei erst vor Kurzem mit einem Klienten spazieren gewesen und habe dabei das Beratungsgespräch geführt. „Er war in dieser Atmosphäre viel offener, als wenn wir das im Büro gemacht hätten.“
Marcus Reckert leitet das Haus im Park – eine Anlaufstelle für Drogenabhängige, die – anders als bei der Beratung durch die Suchthilfe – nicht dorthin kommen, um von den Drogen loszukommen . Vielmehr gibt es für die Menschen dort normalerweise die Möglichkeit zu frühstücken, Mittag zu essen oder aber auch saubere Spritzen zu bekommen – das Essen fällt aufgrund der Coronaauflagen derzeit aber weg. Zudem werden sie in Alltagsangelegenheit, wie etwa behördlichen Dingen, unterstützt.
Coronaregeln gelten auch im Haus am Park
Zehn bis 30 Menschen suchen das Haus täglich auf. Was Reckert dabei feststellt: „Die Klienten konsumieren mehr als sonst.“ Allerdings könnten er und seine Mitstreiter derzeit auch mehr Menschen in eine Therapie vermitteln. Und das, obwohl ihm die Pandemie seine tägliche Arbeit erschwert. „Auch bei uns gelten die Coronaregeln. Leider verstehen viele Leute nicht, wieso sie eine Maske tragen müssen und setzen die in Gesprächen immer wieder ab“, so Reckert. Unterstützt werden sie dennoch.