Witten. Auch in Corona-Zeiten sind viele Kinder in Witten auf Schulbusse angewiesen. Kann man da überhaupt Abstand halten? Die Redaktion fuhr einmal mit.

An der Bushaltestelle „Waldstraße“ warten am Mittwochmorgen (18.11.) etwa zehn Schüler auf die Einsatzwagen der Linie 376. Die Kinder wollen zur Schule, so wie jeden Morgen – doch lässt sich der Sicherheitsabstand zum Schutz gegen Corona in den Schulbussen überhaupt einhalten? Die WAZ wollte es genau wissen und stieg mit ein.

Zumindest tragen alle Kinder schon beim Warten an der Haltestelle eine Maske – bis auf eine kleine Schülerin. Ob Müdigkeit, Vergesslichkeit oder Ignoranz - gähnend setzt sie ihren Mund- und Nasenschutz auf, als der erste Einsatzwagen, der „E34“, an der Haltestelle in Annen stoppt. Schon von draußen sieht man, dass im Bus alle Sitzplätze belegt sind. Im Gang tummeln sich die Schulkinder, die stehen bleiben. Pflichtbewusst tragen sie zwar ihre Masken. Sicherheitsabstand ist hier aber gar nicht möglich. In Trauben stehen die Kinder zu dritt oder viert dicht beinander.

Schülerin wartet an Haltestelle in Witten lieber auf den nächsten Bus

„Ich glaube, ich warte lieber auf den nächsten Einsatzwagen“, sagt eines der wartenden Mädchen zu ihrer Freundin. Der 14-Jährige Lino hingegen ist ganz entspannt. „Ich nehme morgens immer den ersten Einsatzwagen. Solange alle ihre Masken tragen, fühle ich mich nicht unsicher.“ Seine Freunde treffe er aber erst vor dem Schultor, sagt der Schüler des Albert-Martmöller-Gymnasiums. Dann steigt er in den gut gefüllten Bus.

Sich mit Freunden vor der Schule zu treffen, statt schon morgens im Einsatzwagen, dazu rät auch Bogestra-Sprecher Christoph Kollmann. „Morgens fahren so viele Einsatzwagen wie möglich. Die Schulkinder sollten versuchen, sich auf die hintereinander kommenden Busse aufzuteilen.“

Tatsächlich ist der dritte Einsatzwagen in Witten schon bedeutend leerer

Tatsächlich, der dritte Einsatzwagen für die Linie 376 gegen Viertel nach sieben ist schon bedeutend leerer als seine Vorgänger. Auf jeden besetzten Sitzplatz kommt ein freier, der Sicherheitsabstand lässt sich einhalten – wenn man denn möchte. Es fällt auf, dass offenbar befreundete Schüler nah beieinander stehen.

Unterwegs steigt Birgit Preus ein, die auf dem Weg in die Stadt ist. Sie hat extra auf einen Einsatzwagen gewartet, der leerer ist. Die 53-Jährige setzt sich in den hinteren Teil des Busses, wo es noch viele freie Plätze gibt. Sie ist selbst Schulsozialarbeiterin und fährt jeden Morgen kurz vor Schulbeginn mit einem Einsatzwagen in die City.

Im Bus und an den Haltestellen tragen die meisten Schüler pflichtbewusst ihre Maske, wie hier an der Holzkampschule in Witten-Annen..
Im Bus und an den Haltestellen tragen die meisten Schüler pflichtbewusst ihre Maske, wie hier an der Holzkampschule in Witten-Annen.. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

„Die ersten Busse gegen sieben Uhr morgens sind meistens tierisch voll. Ich warte immer auf den dritten oder vierten Einsatzwagen, die sind dann schon leerer“, sagt die Wittenerin. Sie fährt seit vielen Jahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln und hat sich bisher immer sicher gefühlt. „Mittlerweile gibt es aber auch mal Situationen, da wird es anstrengend, zum Beispiel wenn es doch mal Leute gibt, die keinen Abstand halten“.

Als Schulsozialarbeiterin ist Birgit Preus täglich in Wittens Schulen unterwegs. „Im Großen und Ganzen achten die Kinder dort auf die Regeln. Aber teilweise können die Abstandsregeln kaum eingehalten werden “, sagt sie. Dies sei etwa der Fall, wenn die Kinder morgens zum Unterricht das Gebäude betreten. „Letztendlich bin ich aber zufrieden, wie die Situation insgesamt gehändelt wird.“

Einige Schüler in Witten steigen lieber ins Elterntaxi

Ähnlich wie auf der Linie 376 sieht es auf dem 379er Bus aus, der von Bommern in die Innenstadt fährt. Die ersten zusätzlichen Busse sind gegen sieben Uhr besonders voll, werden im Laufe des Morgens aber leerer. Die meisten Schüler steigen spätestens am Rathaus aus, um eines der Gymnasien zu besuchen. Richtig leer wird der Bus zum Ruhrpark also erst ab dort. Den 376er verlassen viele Kinder schon an der Holzkampschule.

„Die Personenauslastung ist dynamisch, das bedeutet, es gibt Streckenteile, da sind mal mehr, mal weniger Personen im Bus“, sagt Bogestra-Sprecher Kollmann . Auffällig ist, dass die Busse generell leerer wirken als noch vor einigen Monaten. Der ein oder andere Schüler wird wohl auf das Elterntaxi zurückgreifen.

Auch die Wittenerin Susanne Rasch fährt schon seit einiger Zeit nicht mehr mit dem Bus, sondern geht zu Fuß zur Arbeit. „Dafür stehe ich auch gerne früher auf“, sagt sie. So schlägt die 43-Jährige gleich zwei Fliegen mit einer Klappe - mehr Bewegung und mehr Schutz vor Corona.

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