Witten. Längere Weihnachtsferien für die Schüler in Witten. Das klingt gut, sorgt aber für Probleme. Warum die Schulen das Ferien-Plus kritisch sehen.

Die Entscheidung der Landesregierung, die Weihnachtsferien bereits ab dem 19. statt dem 23. Dezember beginnen zu lassen, wirft bei den Wittener Schulen viele Fragen auf. Eine Art „Vorquarantäne“ soll das Corona-Infektionsrisiko senken und so die Bescherung mit Oma und Opa möglich machen. Bei der praktischen Umsetzung könnte es aber zu Problemen kommen.

„Ich finde es grundsätzlich gut, wenn man pragmatische Lösungen findet“, sagt Johannes Rienäcker, Schulleiter des Albert-Martmöller-Gymnasiums. Da er Religionslehrer ist, sei Weihnachten für ihn sowieso sehr wichtig. Auch an seiner Schule gab es schon Coronafälle, sodass er es sinnvoll findet, wenn das Infektionsrisiko der Schüler vor dem Fest minimiert wird.

Am AMG in Witten müssen noch Klausuren geschrieben werden

Johannes Rienäcker, Schulleiter am Albert-Martmöller-Gymnasium in Witten, glaubt, dass es durch die längeren Ferien vor allem bei Klausuren zu Problemen kommen könnte.
Johannes Rienäcker, Schulleiter am Albert-Martmöller-Gymnasium in Witten, glaubt, dass es durch die längeren Ferien vor allem bei Klausuren zu Problemen kommen könnte. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

An den weiterführenden Schulen sei das aber nicht so leicht umzusetzen, sagt der Direktor. So stehen am AMG am 21. und 22. Dezember noch Klausuren an, die vor allem für den Abiturjahrgang wichtig sind. Deshalb gebe es die Überlegung, dass diese Schüler zu den Prüfungen in die Schule kommen, damit der Zeitplan bis zum Abitur nicht noch mehr unter Druck gerate.

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Auch am Schiller-Gymnasium wird die Idee der „Vorquarantäne“ kritisch gesehen. „Ich finde es immer gut, wenn man versucht, das Infektionsgeschehen möglichst niedrig zu halten und Feste wie Weihnachten so möglich zu machen“, sagt Mittelstufen-Koordinator Heiko Miele. Doch auch er sieht organisatorische Probleme. Klassenarbeiten müssten verschoben werden. „Ich hätte mir gewünscht, dass man für diese zwei Tage in den Distanzunterricht geht“, sagt er.

Schulpflegschaftsvorsitzender des Schillers bezweifelt Nutzen der früheren Ferien

Voller Vorfreude ins Wochenende: Hier verlassen Schüler vom Schiller-Gymnasium am Freitag (13.11.) die Schule Richtung Bushaltestelle. Am 18.12. verabschieden sie sich vorzeitig in die Weihnachtsferien.
Voller Vorfreude ins Wochenende: Hier verlassen Schüler vom Schiller-Gymnasium am Freitag (13.11.) die Schule Richtung Bushaltestelle. Am 18.12. verabschieden sie sich vorzeitig in die Weihnachtsferien. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Und wie sehen es die Eltern? Udo Welschoff ist Schulpflegschaftsvorsitzender am Schiller. Er sagt: „Ich glaube nicht, dass es den erwünschten Nutzen bringt.“ Die Schule ist seiner Meinung nach ein Ort, an dem Abstände und Hygieneregeln eingehalten werden. „Aber weiß ich, was die Kinder an den zwei Tagen machen, in denen sie nicht in die Schule gehen?“, so Welschoff.

Für ihn ist das alles etwas merkwürdig. „Seit Wochen wird auf Präsenzunterricht gepocht, jetzt sollen die Schüler zwei Tage eher nach Hause gehen.“ So werde die Verantwortung wieder auf die Eltern übertragen, die sehen müssten, dass das Kind auch bis zum Fest zu Hause bleibt. Ein weiteres Problem: die Betreuung . „Wenn ich mein Kind zum Beispiel in eine externe Betreuung gebe, ist es wieder in einem Bereich, wo man nicht weiß, welches Infektionsrisiko dort herrscht.“

Für die Eltern der Kinder, die den Ganztag der Bredde-, Pferdebach- und der Pestalozzischule besuchen, gibt es eine gute Nachricht : „Unsere Ganztagsschulen werden auch am 21. und 22. Dezember offen sein“, sagt Heiko Müller vom Schulamt der Stadt, die Trägerin dieser Standorte ist. So sei auf jeden Fall die Nachmittagsbetreuung gesichert. Auch Schüler, die sonst nicht an Ganztagsschulen angemeldet sind, werden an diesen Tagen betreut.

Wie das Ganze aber etwa an den OGS der Awo aussieht – dazu zählen unter anderem die Bruch-, Brenschen- und Hellwegschule – ist noch nicht klar. „Wir haben offiziell noch nichts vom Land gehört“, sagt Katerina Bozinovska von der Awo.

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