Witten. Manche Menschen sind vom Schicksal gebeutelt. Manchmal hilft es, darüber zu sprechen. Eine Frau aus Witten erzählt – nicht nur vom Ärger im Job.
Der zweite Lockdown, Ärger mit ihrem ehemaligen Arbeitgeber und anhaltende psychische Probleme nach einem Unfall auf dem Weg zum Job: Das Schicksal hat Ute S. aus Witten in den letzten Wochen und Monaten arg gebeutelt. Deshalb möchte sie sich alles von der Seele reden und ihre Geschichte erzählen. „Vielleicht“, sagt sie, „haben andere ja Ähnliches erlebt“.
Ihren richtigen Namen möchte sie hier lieber nicht nennen, denn was sie zu sagen hat, ist sehr persönlich. Ute S. ist gelernte Arzthelferin und hat über 20 Jahre in der Ambulanz des Marien-Hospitals gearbeitet. Dort saß sie an der Anmeldung, hat für die Patienten Betten organisiert und die OP-Pläne gemacht. „An mir kam keiner vorbei“, sagt sie und dass der Job ihr Spaß gemacht hätte. Wäre der Unfall nicht dazwischen gekommen, dann würde sie wohl noch dort arbeiten.
Frau wurde bei einem Verkehrsunfall in Witten verletzt
Es war am 31. Januar, das Datum hat sich der 58-Jährigen eingebrannt. Sie war zu Fuß auf dem Weg zur Arbeit, als sie von einem Wagen im Bereich Ledderken/ Schlachthofstraße angefahren wurde. Sie wurde an der Schulter verletzt, ein Chefarzt sei zufällig vorbei gekommen und natürlich wurde sie im Marien-Hospital behandelt. Nicht die physischen Schäden machen Ute S. seitdem zu schaffen.
„Danach war ich psychisch schwer angeschlagen“, sagt sie. Der Unfall habe sie als Fußgängerin sehr unsicher werden lassen. „Ich sehe immer noch das Auto vor mir.“ Kommt sie an der Stelle vorbei, „kriege ich Schweißausbrüche“. Bald steht die Verhandlung an – keine Chance also, abzuschalten.
Erst Wiedereingliederung, dann Reha, schließlich die Verrentung
Ute S. hat eine Wiedereingliederung gemacht, aber da sei ihr Arbeitsplatz in der Ambulanz schon neu besetzt gewesen. Eine Reha folgte, in der sie merkte: „Es geht nicht mehr.“ Seit August bezieht sie nun eine Rente wegen voller Erwerbsminderung. „Ich hatte gehofft, dass ich dann besser mit der Situation umgehen kann.“ Doch ein weiterer Vorfall macht ihr nun zu schaffen.
Als klar war, das es mit der Arbeit vorbei ist, fiel Ute S. ein, dass noch Sachen von ihr im Spind der Klinik lagen. Im September sei sie in Begleitung ihrer Tochter in ihre Abteilung gegangen, um ihre persönlichen Sachen auszuräumen. Der Spind war abgeschlossen. „Aber sie waren nicht mehr da.“
Wittenerin: Gespräch mit ehemaligem Arbeitgeber verlief nicht wie erhofft
Eine hochwertige Computerbrille, die sie am Arbeitsplatz benötigte, sei unter anderem darin gewesen. Wechselsachen, Schuhe. Die Suche danach hatte keinen Erfolg. Ute S. schilderte daraufhin der Geschäftsführung der Klinik das Problem. Das Gespräch verlief nicht so, wie Ute S. es sich gewünscht hätte. Ihre Sachen seien bis heute nicht aufgetaucht. Die Anzeige gegen Unbekannt, die sie bei der Polizei erstattete, wurde eingestellt.
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„Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen, habe damals eine Überstunde nach der anderen gekloppt“, so die Wittenerin. Nun sei sie enttäuscht, wie mit ihr umgegangen werde. Eigentlich hat sie längst keine Kraft mehr. „Doch meine Familie sagt, ich könne mir das nicht gefallen lassen“, sagt sie.
Dass sie ihre Geschichte erzählen konnte, hat ihr gut getan. Ihre Psychologin habe empfohlen, nicht alles in sich hineinzufressen. Ute S. hat Weihnachten Geburtstag. Sie wünscht sich nur eines: „Dass ich endlich mit diesen Dingen abschließen kann.“
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