Witten. In der Corona-Pandemie werden im Wittener Tierheim weniger Tiere abgegeben als sonst. Wer mit einem der Hunde Gassi gehen möchte, hat es schwer.
Die Corona-Pandemie macht auch vor dem Wittener Tierheim nicht halt. Jedoch sind die Veränderungen, die Lockdown und begrenzte Ausgeh- und Kontaktmöglichkeiten an der Wetterstraße auslösen, durchweg positiv. „Es werden deutlich weniger Hunde – und Tiere allgemein – abgegeben als sonst“, sagt Leiterin Kirsten Simon. Und mehr Hunde zum Spazierengehen von Freiwilligen abgeholt.
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„Die Menschen haben jetzt einfach mehr Zeit“, sagt die 44-Jährige. Und durch die coronabedingte Isolation würden es sich viele Menschen dreimal überlegen, ob sie sich wirklich von ihrem Haustier trennen wollen. Wird doch einmal ein Hund abgegeben, handelt es sich meist um einen komplizierten Fall. So wie ein kürzlich ins Heim gebrachter Rüde, der die Wohnung seiner Besitzer komplett auseinander genommen hatte.
Rund 35 Hunde warten derzeit im Tierheim Witten auf ein neues Zuhause
Leer sind die Hundezwinger aber trotzdem nicht. „Wir haben viele Hunde, die jahrelang bei uns sitzen“, so Simon. Tiere mit Vorgeschichte, die nicht dem begehrten Ideal vom lieben, pflegeleichten Familienhund entsprechen – und deshalb schwerer zu vermitteln sind. Rund 35 Vierbeiner warten derzeit auf ein Körbchen im eigenen Zuhause.
Anders sieht es bei den Katzen und Kleintieren aus. „Da wird es immer weniger“, sagt Simon. Katzen, Kaninchen und Meerschweinchen, die sonst als Fundtiere an der Wetterstraße landen würden, werden derzeit lieber von ihren Findern erstmal mit nach Hause genommen, um dort auf ihre eventuelle Rückkehr zum Besitzer zu warten, berichtet die Tierschützerin. So leer war es im Katzenhaus, dass das Wittener Heim sogar anderen Tierheimen seine Hilfe anbieten konnte. Knapp 40 Katzen kamen so aus Ahlen nach Witten und wurden hier weitervermittelt.
Vermittlung wegen Corona nur noch mit festen Terminen
Die Vermittlung laufe trotz Corona wie gewohnt weiter, erzählt Simon – auch die Besuche im Tierheim. Nur seit dem Frühling eben mit vorab vereinbarten Terminen. „Trotzdem stehen immer wieder Menschen einfach vor der Tür. Die schicken wir dann natürlich nicht weg“, so die Tierheim-Leiterin. Schließlich wolle man ja viele Tiere in ein neues Heim vermitteln.
„Wir hören jetzt oft, dass die Menschen sich mit einem Hund einen langgehegten Wunsch erfüllen wollen“, berichtet Simon. Einen Wunsch, der dank Homeoffice möglich wird. Sorgt sie sich, dass diese Hunde dann zurück ins Heim gegeben werden, wenn sich die Arbeitsbedingungen der neuen Besitzer wieder ändern sollten? „Nein“, sagt Simon. Schließlich führe man intensive Gespräche vor einer Vermittlung.
Immer mehr Menschen wollen mit einem Tierheimhund Gassi gehen
Mehr Sorge macht sie sich da schon um die zahlreichen Welpen, die nach ihrer Beobachtung derzeit auf Online-Plattformen verkauft werden. Da sei die Nachfrage drastisch gestiegen. „Ich habe von Züchtern gehört, die haben Vorbestellungen für mehrere erst kommende Würfe.“
Gassi gehen ist bei Quarantäne nicht erlaubt
131 Tiere warten derzeit an der Wetterstraße auf ein neues Zuhause. Im Schnitt nimmt die Einrichtung pro Jahr 1000 Tiere auf und vermittelt sie. Eine Bilanz für das laufende Jahr gibt es noch nicht.
Derzeit warten im Tierheim auch noch 16 Hühner auf einen neuen Stall. Sie stammen aus einer Räumung durch das Ordnungsamt im Oktober. Ursprünglich waren es 90 Tiere. Die meisten sind aber bereits untergekommen – etwa auf Lebenshöfen.
Ein Hund ist zwar ein treuer Begleiter in der Corona-Zeit. Muss der Besitzer aber in Quarantäne wird es schwierig. Denn bei einer verordneten Isolation ist auch das Gassi gehen nicht erlaubt. In anderen Ländern – etwa Spanien – waren Menschen mit vierbeinigem Freund während der strikten Ausgangssperre Anfang des Jahres aber klar im Vorteil: Sie durften das Haus verlassen, um mit dem Hund eine Runde zu drehen.
Dass gerade Hunde als Begleiter in der Coronazeit heiß begehrt sind, lässt sich auch daran ablesen, wie viele Menschen sich beim Tierheim melden und die Hunde Gassi führen wollen. „Das ist sehr nachgefragt“, sagt die 44-Jährige. „Wir müssen vielen absagen.“ Schon seit dem Frühling kann das Tierheim keine neuen Gassigänger mehr aufnehmen. Nur wer vorab schon einmal aktiv war, hat Chancen auf einen Termin fürs Spazierengehen. Rund 100 Freiwillige verzeichnet das Tierheim, zehn von ihnen kommen fast täglich.
„Wir haben Hunde, die sind an schönen Tagen dreimal draußen – und den ganzen Tag unterwegs sein können sie ja auch nicht“, erklärt Simon die Beschränkung auf bekannte Gesichter. Schließlich müssten die Tiere ja auch ab und zu im Heim sein – um von den potenziellen neuen Herrchen oder Frauchen entdeckt werden zu können.
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