Witten. In der Werkstadt Witten wird gestrichen und gewerkelt. Wann im neuen „Kulturgarten“ Gäste Platz nehmen können, steht noch in den Sternen.

Die Wittener Werkstadt hat um Hilfe gebeten und rund zehn Freiwillige haben sich gemeldet. Sie haben in dieser Woche dabei geholfen, dass aus der großen, bislang grauen Werkstadthalle ein Wohlfühlort wird. In der früheren Verladehalle des Unternehmens Mannesmann entsteht derzeit – dank Fördergeld – ein heller, freundlicher und grüner „Kulturgarten“.

Die Häuschen in der großen Halle der Wittener Werkstadt erstrahlen jetzt in Weiß. Hier ein Foto von der Werkstadt-Eröffnung im Jahr 1979.
Die Häuschen in der großen Halle der Wittener Werkstadt erstrahlen jetzt in Weiß. Hier ein Foto von der Werkstadt-Eröffnung im Jahr 1979. © Davide Bentivoglio

100.000 Euro hat das Kulturzentrum an der Mannesmannstraße in Coronazeiten aus dem milliardenschweren Rettungsprogramm „Neustart“ der Bundesregierung für die Verschönerung ihrer großen Halle bekommen. Der Kulturgarten mit neuen Sitzgelegenheiten, Tischen und Pflanzen in der knapp 70 Meter langen und 14 Meter hohen einstigen Industriehalle wird coronakonform gestaltet. Mit viel Luft und viel Platz für die Gäste, die sich, wenn es die Coronalage wieder erlaubt, hier treffen sollen, um zu klönen, etwas zu trinken und natürlich auch, um ein Kulturprogramm zu genießen. Denn eine Bühne, auf der eine kleine Band Platz hat, wird es auch geben, freut sich Werkstadt-Geschäftsführer Christian Adams.

Wittener Innenraum-Gestalter kümmert sich auch um den neuen Birkenstock-Firmensitz

Bernd Ahlborn ist einer der ehrenamtlichen Helfer, der den grauen Häuschen in der Halle einen Anstrich in Weiß verpasst hat. Der Hallenboden erstrahlt jetzt in einem hellen Caramel-Ton. Heilpädagoge Ahlborn erzählt, dass seine Tochter zum Werkstadt-Team gehöre und Streichen würde er ja auch zuhause immer selbst. Nicht zuletzt arbeitet der 67-jährige Wittener aus alter Verbundenheit mit. „Die Werkstadt kenne ich seit ihrer Gründung 1977, ich habe hier viele Veranstaltungen besucht.“

Dieses Foto, das Mitte der 60er Jahre entstand, zeigt die ehemalige Mannesmann-Verladehalle an einem Tag der offenen Tür. Ehefrauen der dort Beschäftigten konnten den Arbeitsplatz ihrer Männer kennenlernen.
Dieses Foto, das Mitte der 60er Jahre entstand, zeigt die ehemalige Mannesmann-Verladehalle an einem Tag der offenen Tür. Ehefrauen der dort Beschäftigten konnten den Arbeitsplatz ihrer Männer kennenlernen. © Davide Bentivoglio

Dafür, dass die große Werkstadthalle zu einem Veranstaltungsort mit Wohlfühlfaktor werden kann, sorgt der Innenraum-Gestalter und Ladenbauer Marcel Drache. Der Wittener ist Chef von 15 Mitarbeitern, seine Firma ist über die Stadtgrenzen hinaus gefragt. Für das Schuh-Imperium Birkenstock gestaltet Draches Firma „Golden Sun Society“ gerade die Innenräume des neuen Firmensitzes im alten Kölner Zollhafen. In Witten ist Marcel Drache Mitgründer der „Füllbar“, die an der Ruhrstraße unter anderem unverpackte Lebensmittel und ökologisch und nachhaltig produzierte Kleidung anbietet.

Ob Comedian Andreas Weber im Dezember in Witten gastiert, steht noch in den Sternen

Ende November soll die ehemalige Mannesmann-Verladehalle der neue Kulturgarten sein. Ob dieser dann im Dezember öffnen kann, hänge von der Entwicklung der Coronalage ab, sagt Geschäftsführer Christian Adams. Wie der Saalbau so musste auch die Werkstadt für November im Rahmen des „Lockdowns light“ alle geplanten Veranstaltungen absagen. Adams ist nicht sehr zuversichtlich, dass er in diesem Jahr noch einmal in sein Haus einladen kann.

Stadt Witten kaufte ehemalige Verladehalle

Die Wittener Werkstadt entstand an einem ehemaligen Industriestandort. 1917 hatte Mannesmann die Wittener Stahlröhren-Werke übernommen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden 1949/50 die neuen Werkshallen mit der heutigen Verladehalle an der Mannesmannstraße gebaut. 1959 arbeiteten über 2100 Beschäftigte im Mannesmann-Werk Witten.

1972 wurden die Mannesmann-Röhrenwerke in Witten geschlossen. 1250 Mitarbeiter hatte das Werk damals noch. Niemand konnte ahnen, dass die Verladehalle, die die Stadt Witten kaufte, einmal für die Jugendzentrumsbewegung genutzt werden würde. Von 1978 bis Mai 1979 entstand in der großen Halle ein „Dorf“ mit kleinen Häusern. 1979 eröffnete die Werkstadt.

Ob etwa Comedian Andreas Weber mit seinem Programm „Single Dad – Teilzeit alleinerziehend“ am 3. Dezember auf der Werkstadt-Bühne steht, steht derzeit noch in den Sternen. Dies könne man ebenso wie das für den 5. und 6. Dezember geplante „Unmöglich-Festival“ erst kurzfristig entscheiden, sagt die Werkstadt-Specherin, Heinke Liere. Alles hänge von der Coronalage ab. Nur das Jugendcafé Treff an der Werkstadt darf derzeit – mit reduzierter Gästezahl – geöffnet bleiben. Liere: „Was wohl auf jeden Fall stattfindet, ist das Metal for Mercy-Konzert am 19. Dezember. Das wird wieder gestreamt.“ Kultur aus dem Netz.

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