Witten. Kleine Konzerte trotz Corona? Caritas und Inner-Wheel-Club machen das in Pflegeheimen in Witten jetzt möglich. Wie kommt das bei Bewohnern an?
Man kennt das schon von der ersten Corona-Welle, Fensterkonzerte im Heim. Caritas und Inner-Wheel-Club Witten-Wetter haben die Reihe jetzt wieder aufleben lassen.
Normalerweise würden die Bewohner der Boecker-Stiftung an der Breite Straße an diesem Dienstagmorgen (6.10.) an ihren Fenstern sitzen und den Klängen von Nachwuchsgeiger David Sogoan aus Witten lauschen. Das Wetter hat dem aber einen Strich durch die Rechnung gemacht. Stattdessen sitzen die knapp 30 Senioren vorbildlich mit Abstand in der hauseigenen Kapelle.
David Sogoan aus Witten bringt Abwechslung in den Heimalltag
Es ist eine schöne Abwechslung gerade nach all den Monaten, als Besuche im Pflegeheim verboten waren. Den Bewohnern sieht und hört man die Freude an. Als Ulla Böhme vom Inner-Wheels-Club den 15-jährigen Sogoan vorstellt, fragt eine Dame aus dem Publikum: „Sind Sie seine Managerin?“
Nein, so weit ist es noch nicht, aber der Schüler des Ruhr-Gymnasiums ist auf einem guten Weg. Das merkt man schon an den ersten Tönen. Ein bisschen Kaffeehausmusik, etwas Klassik – was man braucht für eine Matinee am Morgen. Als Sogoan ankündigt, dass er auch Mozart und Beethoven spielt, ist die Freude im Publikum besonders groß. „Ja, das ist doch schöne Musik!“, ruft ein Bewohner aus der zweiten Reihe begeistert.
Knapp 40 Minuten spielt der 15-Jährige. Er zupft an den Saiten wie ein echter Profi. Klar, gehören auch Liebeslieder dazu. Schließlich „sind es Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen“, wie es im Flyer zu den Fensterkonzerten heißt.
Caritas freut sich über leuchtenden Augen der Bewohner
Die Planungen dafür haben schon vor zwei Monaten begonnen. „Es war wirklich viel zu organisieren“, sagt Stephanie Rohde von der Caritas. Für jedes Konzert im Heim müsse es etwa ein genaues Zeitfenster geben, so dass sich nicht zu viele Leute über den Weg laufen und die Hygienevorgaben eingehalten werden. „Die Dankbarkeit, die wir in den leuchtenden Augen der Bewohner sehen, zeigt aber, dass sich dieser Aufwand gelohnt hat.“
Natürlich ist Corona aber auch beim Konzert Thema. Am Morgen habe eine Bewohnerin die Zeitung gelesen und erfahren, dass die Zahlen wieder steigen. „Sie hat gesagt, dass sie nicht zum Konzert geht“, erzählt Heimleiterin Stefanie Lührmann. Als sie dann aber einen Mundschutz bekommen habe und gesehen hat, dass genügend Abstand gehalten wird, sei sie doch gekommen.
Musiker spielen zum Teil ehrenamtlich
Noch fünf weitere Konzerte
Insgesamt gibt es noch fünf Fensterkonzerte. Weiter geht es zunächst am Donnerstag (8.10.) um 10.45 Uhr in der Senioren-WG der Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte. Am gleichen Tag gibt es um 15.30 Uhr ein Konzert in der Siedlungsgenossenschaft Arbeiterheim in der Josefstraße.
Am Montag (19.10) folgt ein Dreierpack. Um 11 Uhr dürfen sich die Bewohner im Altenzentrum St. Josefshaus in Annen auf Musik freuen. Danach geht es im Seniorenzentrum Witten-Annen weiter (13 Uhr). Den Abschluss der Konzertreihe gibt es um 15 Uhr im Seniorenzentrum Witten.
Dem Publikum gefallen vor allem die Lieder des Komponisten Fritz Geißler, die David Sogoan spielt. Auch für die Künstler selbst sind diese Fensterkonzerte etwas Besonderes, verschaffen sie ihnen doch nach dem Lockdown zumindest eine Auftrittsmöglichkeit. „Sie freuen sich, vor Publikum spielen zu können“, sagt Stephanie Rohde von der Caritas. Die meisten machen das ehrenamtlich oder gegen eine geringe Aufwandsentschädigung.
Für die Bewohner der Boecker-Stiftung hat sich an diesem Morgen ein Fenster zur Welt geöffnet.