Witten. An diese Eliten-Uni schaffen es nur wenige Deutsche. Ein Gymnasiast aus Witten macht seinen Doktor in Harvard – und lernt dafür im Kinderzimmer.

Ex-US-Präsident Barack Obama, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, aber auch viele Nobelpreisträger haben in Harvard studiert. Auch hierzulande träumen viele davon, an der renommierten Elite-Uni in den USA angenommen zu werden. Für Jan-Paul Sandmann ist dieser Traum jetzt Wirklichkeit geworden. Der ehemalige Schüler des Albert-Martmöller-Gymnasiums in Witten macht dort seinen Doktor – und das mit nur 22 Jahren. Jedes Jahr schaffen es zwölf bis 14 Deutsche an die weltberühmte Hochschule – und nun ist der Wittener einer von ihnen.

Okay, momentan promoviert Jan-Paul (Abinote 1,0) sozusagen in seinem alten Kinderzimmer. Dort schreibt er an seiner Doktorarbeit. Denn wegen Corona war Sandmann noch nicht auf dem berühmten Campus an der Ostküste. Studenten, die jetzt erst mit dem Studium anfangen, dürfen gerade nicht in die USA reisen.

Alle Vorlesungen finden momentan online statt. „Ist aber nicht so schlimm, ich habe mich schnell daran gewöhnt“, sagt der 22-Jährige. Auch wenn es ein bisschen schade sei, noch nie dagewesen zu sein. Trotzdem machen ihm die Lehrveranstaltungen Spaß. Der junge Wittener hat sogar Kurse bei zwei Nobelpreisträgern: den beiden Wirtschaftswissenschaftlern Amartya Sen und Eric Maskin.

Besonders der Politik- und Philosophieunterricht gefiel dem Wittener gut

Sein Weg begann am Albert-Martmöller-Gymnasium. Dort gefiel Jan-Paul besonders der Politik- und Philosophieunterricht. „In der achten und neunten Klasse war ich auch mal unmotiviert. Da lief es nicht so gut in der Schule“, erinnert er sich. Das habe sich aber nach seinem Auslandsaufenthalt in Kapstadt in der zehnten Klasse geändert. „Dort hatten sich viele Leute besonders engagiert und sind ihren Interessen nachgegangen.“

Kinderzimmer statt Campus: Dort schreibt Jan-Paul aus Witten an seiner Doktorarbeit.
Kinderzimmer statt Campus: Dort schreibt Jan-Paul aus Witten an seiner Doktorarbeit. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Das habe ihn motiviert, sich mehr in der Schule einzubringen. Seine frühere Klassenlehrerin Verena Signer kann das nur bestätigen: „Jan-Paul zeigte großes Interesse an den Themen, die im Unterricht behandelt wurden. Außerdem machte er bei der Schülervertretung mit.“ Er organisierte dort viele Veranstaltungen wie zum Beispiel die Nachhilfebörse. In seiner Freizeit beschäftigte er sich darüber hinaus mit Themen, die ihn besonders interessierten.

Der ehemalige Schüler des Albert-Martmöller-Gymnasiums möchte gerne in der Wissenschaft arbeiten

„Es war abzusehen, dass er es mal weit bringen würde“, sagt die Englischlehrerin. Ob Jan-Paul der erste Schüler vom Albert-Martmöller-Gymnasium ist, der es nach Harvard geschafft hat, kann Verena Signer nicht sagen. Aber sie kenne niemanden, der jetzt dort studiert.

Jan-Paul Sandmann hält einen Vortrag an der London School of Economics. Er machte dort seinen Bachelor- und Masterabschluss.
Jan-Paul Sandmann hält einen Vortrag an der London School of Economics. Er machte dort seinen Bachelor- und Masterabschluss. © Jonas Halbe

Nach der Schule ging es für den Wittener zunächst an die London School of Economics. Dort machte er seinen Bachelor in Politik und Volkswirtschaftslehre. Danach folgte der Master in Philosophie – mit Bestnoten. „In der Zeit habe ich dann auch gemerkt, dass ich gerne in der Wissenschaft arbeiten möchte“, so der ehemalige AMG-Schüler.

Jan-Paul Sandmann war überwältigt, dass er es nach Harvard geschafft hat

Während des Masters bewarb er sich an der Harvard Universität. Ein Professor der Elite-Uni rief ihn eines Tages im Urlaub an, um ihm die freudige Nachricht zu übermitteln, dass er dort seinen Doktortitel im Fach Politik machen dürfe. „Ich habe mich unglaublich gefreut. Ich war überwältigt, konnte kaum antworten“, erinnert sich der junge Wittener.

AMG-Schulleiter Johannes Rienäcker ist ebenfalls begeistert, dass es „ein Ehemaliger“ bis nach Harvard geschafft hat. Jan-Paul Sandmann möchte gerne im Anschluss an sein Promotionsstudium – er beschäftigt sich mit dem Thema „Demokratietheorie“ – in der Forschung und Lehre bleiben. Rienäcker: „Er darf gerne vorbeikommen und den Schülern etwas über Politik beibringen.“