Witten. Vor den kalten Monaten machen sich die Schulen in Witten Gedanken, wie sie die Räume ausreichend belüften können. Dabei kann auch Technik helfen.
Die Schulen in Witten bereiten sich auf die kalten Corona-Monate vor. Das Lüften wird durch die niedrigeren Temperaturen zwar nicht mehr ganz so einfach. Dennoch gibt es an den meisten Schulen Lösungsansätze, wie man auch im Herbst und Winter die Verbreitung der Aerosole vermeiden kann – ohne, dass die Schüler durchgehend frieren müssen. Dabei wird auch an technische Hilfen gedacht.
So wie am Albert-Martmöller-Gymnasium. Zwar habe man den Schülern zu Beginn des Schuljahres gesagt, dass sie sich in den Herbstmonaten dicker anziehen sollen – jedoch ist das keine dauerhafte Lösung für Direktor Johannes Rienäcker. Deshalb hat er bei der Stadt angeregt, die Schule mit CO2-Warnampeln auszustatten. „Es gibt eine nachgewiesene Beziehung zwischen Aerosolen und dem CO2-Ausstoß“, erklärt Rienäcker. Somit könnten die Fenster immer dann geöffnet werden, wenn die Ampel auf gelb springt und die Gefahr besteht, dass sich die Aerosole zu sehr ausbreiten.
Stadt Witten hat Testexemplare der CO2-Ampeln bestellt
Das Problem: Diese Ampeln sind laut Rienäcker das neue Toilettenpapier – jeder will sie haben. Die Stadt unterstützt die Schulen dabei und hat zunächst ein paar Testexemplare bestellt. Was begehrt ist, lässt aber bekanntlich auf sich warten. Deshalb will das AMG jetzt eine Spendenaktion an der Schule starten, damit das Geld zusammenkommt und man die Ampeln selbst kaufen kann. „Es gab auch Eltern, die jetzt schon von sich aus zwei Ampeln für die Schule gekauft haben. Die Bereitschaft ist also da“, hofft Rienäcker, dass diese Aktion Erfolg hat. Leicht wird das aber nicht. Immerhin kann so eine Ampel bis zu 200 Euro kosten. Am AMG müssten damit 40 Räume ausgestattet werden.
Über so eine technische Hilfe würde sich sicher auch die Otto-Schott-Realschule (OSR) freuen – auch wenn es dort mit der Belüftung keine Probleme gibt. „Wir haben in jedem Klassenraum sechs große Fenster und zudem noch Oberlichter“, sagt Direktor Andreas Stephan. Dennoch müssen die Schüler auf einiges verzichten. Filme schauen? Fehlanzeige. Zumindest im dafür vorgesehenen Raum im Souterrain. Der kann nämlich nicht ausreichend belüftet werden.
Am Comenius Berufskolleg wird man weiterhin auf das Stoßlüften setzen. „Wir werden das immer in einem Zeitraum innerhalb einer Doppelstunde machen“, sagt Schulleiter Uwe Gronert. Über die gesamte Unterrichtsdauer wird es aber nicht mehr möglich sein. „Man kann nicht versuchen, Coronainfektionen zu vermeiden, dafür aber eine Lungenentzündung in Kauf zu nehmen.“ Die Schüler werden sich auch dicker anziehen. Das habe er schon in den letzten Tagen beobachtet. „Da wurde auch mal ein Pulli aus dem Schrank geholt, der nicht so modisch ist, dafür aber wärmt.“
Schulleiter der Erlenschule geht bereits mit Fleecepullover zur Arbeit
Allerdings müssen die Schüler des Kollegs auf schöne Dinge wie Musik- und Spiel-AGs verzichten. Die Räume dafür sind durch die Corona-Auflagen nicht zu benutzen. „Da lassen sich auch die Gruppen einfach schlecht trennen, weshalb wir das derzeit leider nicht machen können“, so Gronert.
Wittener Unternehmen verkauft Virenkiller
Das Wittener Unternehmen „Virenkiller Clean Air Germany“ verkauft ein Produkt, durch das das Lernen in geschlossenen Räumen sicherer werden soll. Durch einen Oxidationsprozess sollen Viren oder Bakterien angegriffen und die Luft dadurch gesäubert werden.
Der Virenkiller kann in bestehende Lüftungssysteme eingebaut oder auch als Aufstellgerät benutzt werden. Erster Anwender dieser Technologie war Hafermann Reisen aus Witten, die Minizellen in ihre Busse einbauten. Mehr Infos gibt es unter www.viren-killer.com.
Auch an der Erlenschule in Annen bleibt der Spaß für die Grundschüler in den kommenden Monaten etwas auf der Strecke. Das Problem: Der beliebte Computerraum ist im Keller und somit ist keine ausreichende Belüftung garantiert. Schulleiter Andreas Gründer blickt generell etwas skeptisch auf die kalten Monate: „Bis jetzt hat alles gut geklappt, aber das Lüften wird immer schwieriger und wir stoßen langsam an unsere Grenzen“, sagt er.
Die Erlenschule empfiehlt ihren Schülern deshalb die „Zwiebeltechnik“. Dabei werden unterschiedliche dicke Kleidungsstücke übereinander angezogen, sodass den Kindern auch beim längeren Lüften warm genug ist. Gründer geht selbst morgens bereits mit Fleecepulli ins Schulgebäude und wird das wohl auch noch ein paar Monate weiter machen.