Witten. Lange hat er die Erlenschule kommissarisch geleitet, jetzt ist Andreas Gründer dort endlich Rektor. Bis dahin musste er einige Hürden nehmen.

„Du, Herr Gründer, kommst du mal?“ Einige Kinder aus der 4a wuseln sofort um ihren alten Klassenlehrer herum, als der auf dem Flur auftaucht. Andreas Gründer hat zwar für jeden ein freundliches Wort, aber nicht mehr so viel Zeit für die Schüler. Der 50-jährige Bommeraner hat die Erlenschule eine Zeit lang kommissarisch geleitet und wurde gerade zum Rektor ernannt.

Im Interview spricht er über den anstrengenden Weg dorthin, warum er sich dafür entschieden hat und was er sich noch wünscht für „seine“ Schule.

Die Schüler duzen Sie?

Ja, das ist hier aber ganz normal und trägt zur Wohlfühl-Atmosphäre bei.

Drei Jahre dort eingesetzt, wo gerade Bedarf war

Seit wann arbeiten Sie an der Erlenschule und wie sind Sie dort gelandet?

Ich habe von 1994 bis ‘96 mein Referendariat gemacht und dann erstmal keine Stelle gefunden. Es folgten drei Wanderjahre, in denen ich dort eingesetzt wurde, wo gerade Bedarf war. Damals nicht schön. Heute eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Im Jahre 2000 kam ich an die Erlenschule. Ich habe mich lange im Lehrer- und Personalrat engagiert und war vier Jahre lang kommissarischer Konrektor, bevor ich im Schuljahr 2016/17, als mein Vorgänger Uwe Tutas sich anders orientierte, die kommissarische Leitung übernommen habe.


Rektor Andreas Gründer an seinem Schreibtisch.
Rektor Andreas Gründer an seinem Schreibtisch.

Nun sind Sie endlich Rektor. Wie wird man das?

Seit dem 1. August 2017 muss jeder angehende Grundschulleiter das Eignungsfeststellungsverfahren (EFV) bestehen, das vorher nur für weiterführende Schulen galt, aber nun aus Gründen der Gleichbehandlung Pflicht ist. Um zugelassen zu werden, muss man entweder über ein Halbjahr eine Schule kommissarisch geleitet oder die 105-stündige Schulleitungsqualifizierung weitgehend abgeschlossen haben. Mir war es wichtig, beide Bedingungen erfüllt zu haben. Kam sonst bei der sogenannten Revision nur an einem Tag der Schulrat vorbei, um sich den Unterricht und eine Konferenz des angehenden Kandidaten anzuschauen, muss man nun beim EFV eine zweitägige Prüfung absolvieren.

Anstrengend?

Danach ist man durch und weiß wieder, wie Schüler sich in Prüfungssituationen fühlen. Dafür wurde die Besoldung aber auch um zwei Stufen angehoben.

Warum wollten Sie Rektor werden?

Ich hätte mich nicht auf den Weg gemacht, wenn’s nicht um meine Schule gegangen wäre. Ich fühle mich hier sehr wohl. Wir vollbringen eine große Integrationsleistung, sowohl bei schwächeren Schülern generell als auch bei jenen mit Migrationshintergrund. Wir haben hier an die 30 Nationen, von Ägypten bis Syrien. Soziales Lernen spielt bei uns eine große Rolle. Wir versuchen, dass alle sich hier sicher und wohl fühlen.

Die Tätigkeit hat kaum was mit Lehrerdasein zu tun

Was hat sich denn für Sie als Rektor im Arbeitsalltag geändert?

Die Tätigkeit hat mit dem Lehrerdasein wenig bis gar nichts mehr zu tun. Die heutige 4a zum Beispiel habe ich im ersten Schuljahr als Klassenlehrer übernommen. In den letzten beiden Schuljahren war ich nur noch als Fachlehrer für Mathe und Religion im Einsatz. Die meiste Zeit ist jetzt der Leitungstätigkeit geschuldet, also etwa Veranstaltungen organisieren, schwierige Gespräche mit Eltern oder dem Schulamt führen.

Warum sind Sie Lehrer geworden?

Ich war bei den Georgs-Pfadfindern und habe gemerkt, dass mir die Altersstufe liegt. Ich habe dort auch Gruppen geleitet.

Was würden Sie sich für Ihre Schule noch wünschen?

Ich hoffe, dass ich irgendwann einen Antrag auf eine Konrektorenstelle stellen kann. Das geht ab 180 Schülern, die Zahl haben wir gerade stabil erreicht. Und ein Schulpsychologe wäre schön. Wobei ich heilfroh bin, dass hier schon so viele Professionen am Start sind. Wir haben Sozialarbeiter, Sonderpädagogen und Integrationshelfer.

>> INFORMATION

300 und 500 Euro brutto mehr vom Schulamt in Schwelm sehr unterstützt einzige Bewerber