Bei tollem Spätsommerwetter haben sich vor den Wahllokalen in Witten lange Warteschlangen gebildet. Ein historisches Bild bei einer Kommunalwahl.
Witten. Lange Schlangen haben sich bis zum Nachmittag vor vielen Wahllokalen in Witten gebildet. Wegen der Abstandsregeln durften nur wenige Menschen zeitgleich in die Räume. „Außerdem brauchen die Wähler wegen der fünf Stimmzettel deutlich mehr Zeit“, so Wahlamtsleiter Michael Muhr. An einer Schule habe die Wartezeit bis zu einer Stunde betragen.
36 Personen warten gegen 15 Uhr vor dem evangelischen Gemeindehaus an der Meesmannstraße in Herbede in der Nachmittagssonne. „Hätt’ ich das gewusst, hätt’ ich Briefwahl gemacht“, stöhnt ein Wähler. Die meisten nehmen das Anstehen aber gelassen, zumal man in der Reihe teilweise Bekannte für ein Pläuschchen trifft.
Freundin ist angesichts der Schlange in Witten wieder gleich wieder gefahren
„Ich habe 43 Minuten gewartet“, sagt ein Mann und kritisiert: „Wenn man die Wahllokale reduziert, was ja verständlich ist, muss man doch die jeweiligen Standorte vergrößern. Also noch einen zweiten Raum öffnen und nicht nur einen mit zwei Wahlkabinen anbieten.“ Der Wahlbeteiligung sei das nicht zuträglich. „Meine Freundin ist gleich wieder gefahren, als sie die lange Schlange gesehen hat.“
Städtisches Wahlamt in Witten lieferte Wahlkabinen nach
Mittags hatte das Wahlamt reagiert und zusätzliche Wahlkabinen dorthin gebracht, wo noch Platz war. Wahlamtsleiter Michael Muhr: „Aber das war nicht überall möglich.“ Im Vorfeld war die Zahl der Wahllokale von 55 auf 35 reduziert worden. In manchen Lokalen wären die Abstände zwischen den Kabinen zu klein gewesen. Außerdem gab es Probleme, ehrenamtliche Wahlhelfer zu finden.
An der Buchholzer Grundschule hat sich die Situation nach Anlieferung der dritten Wahlkabine etwas entspannt. Eine gute halbe Stunde muss man dennoch warten. „Ich habe damit gerechnet“, sagt eine Frau, die gerade ihre fünf Kreuzchen gemacht hat. Jedoch sieht man auch dort Menschen zum Parken auf den Schulhof fahren und angesichts der Schlange wieder abdrehen.
Kritik gibt es hier wie an anderen Standorten an den Hygiene- und Abstandsregeln. Es gibt keine Einbahnstraßenregelung, Ein- und Ausgang sind derselbe. „Wir sind, ehrlich gesagt, schockiert“, sagt ein Buchholzer Paar, das in Witten als Lehrer arbeitet. „Wir müssen im Schulbetrieb sonstwas beachten. Aber hier ist alles wie immer, nur dass man Maske trägt und die Zahl der Wahlkabinen reduziert wurde.“
„Gut, dass Menschen diese Geduld aufbringen“
Auch vor dem Wahllokal im Haus am Voßschen Garten zieht sich die Warteschlange zeitweise die ganze Ruhrstraße hinunter, über 50 Leute warten teilweise in der prallen Sonne darauf, ihre Kreuzchen machen zu dürfen. Dominik (33) und Lea (26) finden es gut, dass die Menschen diese Geduld aufbringen. Schließlich sei es wichtig, wählen zu gehen und seine Meinung kundzutun. „Die 15 oder 20 Minuten Wartezeit sollte man sich schon nehmen“, sagt Dominik. Gut, es kann auch locker eine halbe Stunde werden. Am Marien-Hospital stehen die Menschen noch um 17.30 Uhr quer über den ganzen Kirchplatz, eine halbe Stunde vor Schließung der Wahllokale.