Witten. Weil es weniger Wahllokale in Witten gibt, werden für manchen Bürger die Wege weiter. Sind fünf Kilometer bis zur Stimmabgabe akzeptabel?
Bei den Kommunalwahlen können Bürger in Witten ihre Stimme nur noch in 35 statt 55 Wahllokalen abgeben. Das bedeutet, dass so mancher weitere, teils kilometerlange Wege in Kauf nehmen muss. Besonders hart trifft es zum Beispiel die Anwohner an der oberen Alte Straße in Bommern, kritisiert SPD-Ratsmitglied Klaus Pranskuweit. Wahlamtsleiter Michael Muhr sieht jedoch keine andere Lösung.
Im Wahlkreis Bommerholz/Durchholz komme es durch die Neuregelung zu einer besonderen Situation, erklärt Pranskuweit. Man habe im Zuge der landesweiten Reform bereits die Wahlkreise selbst verändert und die Straßen um die Bommeraner Heide diesem – wohl ohnehin schon flächengrößten – Wahlkreis zugeordnet. Nun wurde das Wahllokal am Reitzentrum Falkenhof in Bommerholz gestrichen. „Ein Wähler mit Wohnsitz an der oberen Alte Straße, der seine Stimmabgabe nicht per Post praktizieren möchte, muss sich am 13. September in den weit gelegenen Ortsteil Durchholz in das Ev. Gemeindezentrum bemühen, um seinem Wahlrecht nachkommen zu können“, so der Ratsherr.
Wittener SPD-Ratsherr: Sonntags fährt die Buslinie 379 dort nicht mehr
Es handelt sich dabei um eine Strecke von etwa fünf Kilometern, die per Auto in knapp zehn Minuten zu bewältigen wäre. Pranskuweit: „Aber ohne Auto ist das ein riesiges Problem“. Denn sonntags sei im Rahmen des neuen EN-Nahverkehrsplans auf der Strecke von der Bommeraner Heide bis zum Durchholzer Platz der Busverkehr der Linie 379 komplett eingestellt worden.
Wahlamtsleiter Michael Muhr versteht das Problem: „Ja, es ist so, dass die Wege weiter werden, aber anders geht es nicht. Wir haben schwierige Zeiten und können nicht auf alles entsprechend reagieren.“ Er appelliert an die Bürger, in solchen Fällen per Brief zu wählen. Vier Wochen habe man Zeit, diesen per Post abzuschicken.
Wahlamt Witten: Wege in ländlichen Gebieten waren schon immer weiter
Der Raum im Falkenhof sei zu klein, um Abstandsregeln einhalten zu können, so Muhr. „Da könnte ich noch nicht mal den Wahlvorstand vernünftig unterbringen.“ Der Leiter des Wahlamtes erinnert daran, dass die Wege vor allem in ländlichen Gebieten schon immer weiter gewesen seien. „Wer unten In der Mutte wohnt, der musste stets nach Durchholz oder zum Falkenhof.“ Muhr beruhigt aber auch, dass die neue Regelung hoffentlich nur eine Ausnahme sei. „Wenn es weitere Lockerungen gibt, dann werden wir bei der Bundestagswahl 2021 wieder mehr Wahllokale ins Programm holen.“
Doch jetzt sucht die Stadt erst mal noch Wahlhelfer. Gut 500 werden gebraucht, so Muhr. Noch fehlen um die 50, mit Stichwahl sogar noch ein paar mehr. „Vor allem für die Briefwahl. Aber auch in der Dorfschule in Heven gibt es noch Lücken.“
Interessierte Wahlhelfer können sich melden unter 581-1275 oder wahlamt@stadt-witten.de.
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