Witten. Eine Betrugsmasche? Eine Frau aus Witten glaubt, dass sie beim Ausparken von einem Schrottauto extra angefahren wurde. Wer zahlen soll, ist klar.
Die Wittenerin ist überzeugt: Betrüger lauern auf Supermarkt-Parkplätzen in Witten älteren Leuten auf, um einen Verkehrsunfall mit Bagatellschaden zu provozieren - damit diese sich mit Bargeld aus ihrer vermeintlichen Schuld freikaufen.
Genau dies ist einer Rentnerin nach deren eigenen Angaben kürzlich auf einem Netto-Parkplatz passiert. Ihr Kleinwagen wurde erst von einem Schrottauto angefahren. Fahrer, Beifahrer und ein herbeigelaufener Zeuge behaupteten, die Wittenerin hätte den Unfall verursacht, und forderten für die schnelle Abwicklung 100 Euro.
Offenbar hat es in Witten schon mehrere dieser Vorfälle gegeben, so hat es Frau B.* in ihrem Bekanntenkreis erfahren. Keine der Geschädigten meldete sich bei der Polizei, geplagt von dem schlechten Gewissen, sich nicht ordentlich um den Unfallschaden gekümmert zu haben. Polizeisprecher Volker Schütte: „Es sind Fälle bekannt, bei denen Betrüger Unfälle provoziert haben. Entweder um hohe Versicherungssummen zu kassieren oder um schnell an Bargeld zu kommen.“
Vermeintlicher Zeuge auf Parkplatz in Witten kam aus dem Nichts
Frau B. ist zierlich, blond, um die 60 Jahre alt und fährt einen älteren Kleinwagen. Sie hatte an einem regnerischen Donnerstagnachmittag im Netto eingekauft. Der Parkplatz war menschenleer, sagt sie. Sie habe ihren Wagen schon rückwärts ausgeparkt, gestoppt, den Vorwärtsgang eingelegt und vom Parkplatz gerade wieder herunterfahren wollen, als sie einen dumpfen Aufprall bemerkt habe. Offenbar war ihr jemand aufgefahren. Dachte sie.
Als sie ausstieg, sei schon ein Mann, „wie aus dem Nichts“, auf sie zugekommen. „Ich bin Zeuge, ich habe alles gesehen, du bist schuld“, sagte dieser nach Angaben von Frau B. Das andere Auto, schwarz, sei voller Beulen und Macken gewesen. Sie wiederum hatte nur einen Kratzer an der Stoßstange ihres Kleinwagens, den sie später wieder wegpolieren konnte. Dann soll der Fahrer des anderen Autos gesagt haben: „Da ist ja nicht viel passiert. Ich würde sagen, du gibst uns 100 Euro und alles ist erledigt.“
Autofahrerin aus Witten fühlte sich in die Enge getrieben
Die Wittenerin beharrte aber auf ihrer Version des Unfalls, woraufhin der Beifahrer ausgestiegen sei und der Fahrer sowie der Zeuge nah an sie herantraten seien. „Ich habe Panik bekommen, fühlte mich in die Enge getrieben“, sagt Frau B. Sie sprang ins Auto, gab Gas und fuhr davon – ohne zu bezahlen.
Nun fühlt sie sich hin- und hergerissen: Hat sie Fahrerflucht begangen? Oder ist sie Betrügern entwischt? Sie hat ihren Fall im Bekanntenkreis erzählt und von einem weiteren Vorfall, auch auf einem Supermarktparkplatz, erfahren. Inzwischen ist sie überzeugt: Diese Nummer hat System. „Drei vermeintliche Zeugen gegen mich, ich hätte nichts beweisen können. Die meisten zahlen dann doch einfach“, sagt sie. „Und wegen einer Macke an einem älteren Auto ruft niemand die Polizei.“
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Das hätte sie aber besser tun sollen, rät Polizeisprecher Volker Schütte. „Selbst wenn es banal erscheint, rufen Sie die Polizei. Zumal, wenn Sie sich unsicher fühlen.“ Richtig sei es, das geforderte Geld nicht zu bezahlen. „Vor allem nicht in einem Fall, in dem es zu Rechtsstreitigkeiten kommen kann“, sagt der Hauptkommissar.
*Name der Redaktion bekannt