Witten. Parkscheibe rein und einkaufen gehen – in Witten haben sich Supermarktkunden an dieses Prozedere gewöhnt. Auch, dass mitunter abkassiert wird.
Immer mehr Einzelhändler in Witten verlangen von ihren Kunden das Auslegen einer Parkscheibe, um so gegen Dauerparker vorzugehen. Bei manchen Supermärkten – etwa Edeka in Herbede und Stockum – werden die Scheiben sogar von einer privaten Firma kontrolliert und das Vergessen mit einem Knöllchen in Höhe von 24,90 Euro geahndet. Bei vielen Kunden sorgte das zuerst für Empörung. Mittlerweile, so die Geschäftsleute, hätten sich viele Wittener aber an die Regelung gewöhnt. Der Aldi-Markt an der Herbeder Straße hat die Parkplatzbewirtschaftung sogar wieder abgeschafft.
Im Hevener Zentrum (Aldi/Edeka) muss man ebenso die Parkscheibe hinter die Windschutzscheibe legen wie bei mehreren Supermärkten in Annen. Vor einigen Jahren hatte der Aldi-Markt in der Innenstadt für den gemeinsamen Parkplatz von Takko und dem Drogeriemarkt ein Unternehmen beauftragt, das rigoros die Parkscheiben kontrollierte und Knöllchen austeilte. „Das wurde aber wieder abgeschafft, nachdem sich die Parksituation hier entspannt hatte“, weiß ein Mitarbeiter. Pendler, die in der Innenstadt arbeiten, hätten sich wohl woanders einen Parkplatz gesucht. Die Parkscheibe ist jedoch weiterhin Pflicht.
Wittener Geschäftsmann: Es darf nicht nach Abzocke aussehen
Die Edeka-Märkte Grütter in Herbede und Hasler in Stockum sowie der Penny-Markt in Annen setzen auf die Parkraumbewirtschaftung durch Fremdfirmen. Nicht grundlos, so die Inhaber. Bei Penny ist „Fair Parken“ seit Mitte 2018 im Einsatz. „Die störungsanfällige Schrankenanlage hatte zu einem zunehmenden Fremdparker-Problem geführt“, so Volker Siegert, Expansionsmanager Region West. Es gab einen „spürbaren Umsatzrückgang, da unsere Kunden nicht selten keinen freien Stellplatz mehr finden konnten“.
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Die 98 Parkplätze am neuen Edeka-Markt in Herbede werden zum Beispiel gern von Patienten des benachbarten Ärztehauses belegt. „Früher war der Parkplatz voll und wenn ich in den Laden geschaut hab’, hab ich mir gedacht: Wo sind die denn alle“, so Inhaber Dominik Grütter. „Ich habe lange nach einem Anbieter geguckt, bei dem es nicht nach Abzocke aussieht. Wir machen das für und nicht gegen unsere Kunden“, erklärt er. Im November 2018 hatte Grütter die Zusammenarbeit mit „Fair parken“ begonnen und die Kritik ausgesessen. Denn manche empfinden die Strafgebühr als zu hoch, mitunter wurden statt Fremdparkern Kunden erwischt. Doch die erwünschte Wirkung, so Grütter, blieb nicht aus: Kunden fänden wieder freie Stellplätze.
Edeka Hasler in Stockum zog 2019 nach. Der Supermarktparkplatz an der Pferdebachstraße ist auch beliebt als Elterntaxihaltepunkt für die Harkortschule und bei Nutzern der benachbarten Sporthalle. „Bei der Einschulung oder einer Sportveranstaltung findest du beim Edeka keinen Parkplatz mehr“, sagt eine Stockumerin. Die Rentnerin hat Verständnis für die Regelung. „Inzwischen weiß jeder Stockumer, dass man eine Parkscheibe braucht.“ Allerdings: Wenn sie zum Sport geht, parkt sie immer noch bei Edeka – für den Kurs reiche die erlaubte Parkzeit genau aus.
Auch Discounter Centershop lässt kontrollieren
Gegenüber liegt der Stockumer Discounter Centershop. Auch hier sorgt ein privater Parkraumbewirtschafter für Ordnung. „Wir haben dadurch das Problem mit den Dauerparkern in den Griff bekommen“, sagt Melanie Fink, Centershop-Sprecherin.
Darf ein Supermarkt auf seinem Parkplatz abkassieren?
Der Parkplatz ist Eigentum des Supermarkts. Auf seinem Privat- grund kann der Eigentümer tun, was er möchte. Er kann auch die Parkgebühren und die Parkdauer festlegen.
Der Supermarkt kann den Parkplatz auch verpachten. Eine externe Firma überwacht dann das Gelände und verteilt bei Verstößen Strafen – ein Geschäftszweig, der wächst. Das zeigt die Entwicklung der Halterabfragen beim Kraftfahrtbundesamt, wo auch die Anfragen der privaten Überwacher eingehen. 2010 waren es rund 53.000 Halterauskünfte, 2017 bereits 260.000. Beim Straßenverkehrsamt Witten gehen laut EN-Kreis 15 Anfragen pro Monat ein. Beim Straßenverkehrsamt Witten gehen laut EN-Kreis 15 Anfragen pro Monat ein.
Alle Geschäftsleute betonen: Bei Vorlage eines Einkaufsnachweises werden die Straftickets grundsätzlich storniert. Das wissen nicht alle Wittener. „Ich hatte erst zuhause entdeckt, dass ich hinter dem Scheibenwischer ein Knöllchen stecken hatte“, erinnert sich eine Herbeder Edeka-Kundin (63). Sie zahlte nicht, weil sie nicht glauben konnte, dass ein Privatunternehmen an die Halterangaben ihres Pkw komme. Doch so ist es: Einige Wochen später bekam sie eine Mahnung zugesandt. Die 24,90 plus zehn Euro Mahngebühr zahlte sie zähneknirschend.
Nach einer Beschwerde im Edeka-Markt bekam die Stammkundin das Geld zurückerstattet. Inhaber Grütter betont: Die Supermarktbetreiber werden an den Knöllchengeldern nicht beteiligt.