Witten. Auf wenig Widerstand ist die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte gestoßen, als sie ihre Neubaupläne in der City vorstellte. Sie hat Großes vor.
Leichtes Spiel hatten die Bürgermeisterin und die Genossenschaft Witten-Mitte bei einem Ortstermin der SPD-Innenstadt mit Anwohnern im Lessing-Kiez, dem Viertel direkt gegenüber dem Busbahnhof. Dabei ging es um eines der größten Neubauprojekte in der City – ein mögliches 140-Betten-Hotel und vorab ein neues Verwaltungsgebäude des Wohnungsbauunternehmens.
Trotz einiger Bedenken im Viertel gerade gegen das wuchtige Hotel sind nur ein paar Nachbarn gekommen, um sich die Pläne einmal selbst anzusehen. Die wenigen Frauen und Männer stellen zwar kritische Fragen, stehen dem Projekt teilweise aber durchaus wohlwollend gegenüber.
Neues Hotel in Witten ist wegen der Corona-Krise noch etwas fraglich
Derzeit ist allerdings noch fraglich, ob und wenn ja wann das Hotel überhaupt gebaut wird. „Corona und Hotel, das sind zwei Dinge, die sich nicht vertragen“, sagt Genossenschaftschef Frank Nolte. Grundsätzlich sei der Investor aber „immer noch optimistisch“. Und der Hotelbetreiber finde den Standort Witten nach wie vor „gut“. „Und was passiert, wenn der Investor abspringt?“ will eine Anwohnerin wissen. Nolte ist da ganz entspannt. „Uns geht ja nichts verloren. Das Grundstück gehört uns ja.“
Für die Bürgermeisterin ist die Sache längst klar. Die Neubaupläne seien sehr zu begrüßen. Sie sehe darin eine „Aufwertung des gesamten Areals“ und damit einen gelungenen Beitrag zur Stadtentwicklung.
Anwohnerin aus Witten trauert um alte Bäume und weniger Gartenfläche
Was die Planer „Lückenschluss“ nennen, bedeutet für eine Mutter aus dem Viertel, dass ihre Kinder weniger Platz zum Toben auf der Grünfläche haben. Die Frau, die seit 30 Jahren dort wohnt, trauert den Bäumen nach, die dafür fallen mussten. „Wieviel Garten bleibt uns?“ fragt sie und „können die Kinder dann noch spielen?“ Ja, können sie, antworten die Vorstände der Genossenschaft, „auf Ihrem Grundstück“. Die Frau beklagt, dass die Fläche nun „viel kleiner“ werde.
Wann denn der Abriss komme, wollen die Anwohner wissen. Gemeint sind die drei Häuser an der Bergerstraße, die längst leer gezogen sind und dem Hotelneubau weichen sollen. Nun, damit wolle man warten, bis man sich wegen des Hotels einig sei, sagt Gerhard Rother von Witten-Mitte. Sein Unternehmen wartet nun auf die Baugenehmigung für das Verwaltungsgebäude, das Mitte 2022 stehen soll. Baubeginn werde aber wohl nicht mehr dieses Jahr sein.
Die Tiefgarage mit 50 Plätzen für den Verwaltungsbau und das Hotel wird neben Haus Nummer 21 gebaut, dem großen roten Backsteinbau gegenüber vom Irish Pub. Daran schließt sich das Verwaltungsgebäude direkt an. Rechts davon, zur Bergerstraße hin, entsteht dann voraussichtlich der langgezogene, fünfstöckige Hotelneubau – so er denn kommt.
„Das ist schon ein Klotz“, sagt Dieter Ehlers zum geplanten 140-Betten-Hotel in Witten
Die Größe der neuen Gebäude spielt für die Anwohner eine wichtige Rolle. Der Bürobau der Genossenschaft bekommt drei Etagen plus Staffelgeschoss, außerdem drei Wohnungen. Mehr Sorge bereitet den Anliegern der runde 70 Meter langte Hotelriegel mit seinen 140 Zimmern und fünf Stockwerken. „Das ist schon ein Klotz“, sagt Anwohner Dieter Ehlers aus der Humboldtstraße. Sie mache sich Sorgen wegen der Höhe, sagt die Frau mit den Kindern und dem Garten.
Gleichzeitig lobt Ehlers den „idealen Platz, wenn das Hotel angenommen wird“. „Wo soll man es sonst bauen außer am Bahnhof“, nimmt Vorstandsvorsitzender Frank Nolte den Ball gern auf. Und wo bleibt das Grün? Und der Verkehr? Die Tiefgarage werde begrünt, heißt es. Und, da fällt den Anwohnern ein Stein vom Herzen, die Bellerslohstraße bleibt Sackgasse – die jetzigen Poller direkt an der Bergerstraße werden nur etwas versetzt – zur Kreuzung Lessingstraße. Der Durchgangsverkehr bleibt also draußen. Die Nutzer der Tiefgarage fahren von der Bergerstraße aus rein und dort auch wieder raus.
Anwohnerin Rita Rosendahl (82) ist von den Plänen ganz angetan: „Ich finde, das sieht sehr gut aus. Wenn es so kommt wie auf dem Bild gesehen.“
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Der Autor lebt selbst in dem Innenstadtviertel.