Witten. Die Kanalrohre in der Husemannstraße in Witten sind 2007 erneuert worden. Ein Straßenstück wurde aber nicht berücksichtigt. Das sorgt für Ärger.

Eigentlich sollte die teilweise Erneuerung der Kanalrohre in der Husemannstraße im Jahr 2007 einen positiven Effekt bringen. Das ist laut Anwohnerin Heidemarie Pfalz bei den Häusern mit den Hausnummern 48 bis 54 aber nicht der Fall. Immer wieder laufen bei Starkregen dort die Keller voll. Der Grund: Es seien verschiedene Rohre verlegt.

„Wir hatten 40 Zentimeter Wasser im Keller. Der Großteil davon war Abwasser“, erinnert sich Heidemarie Pfalz an die letzte Überschwemmung. Als der Starkregen am Samstag vor zwei Wochen einsetzte, war sie nur noch damit beschäftigt, das Wasser irgendwie aus dem Keller zu bekommen. Nun fordert sie, dass die Stadt die Rohre vor ihrer Haustür austauscht.

Kanalrohre in der Husemannstraße in Witten wurden 2007 zum Teil erneuert

Im oberen Teil der Husemannstraße ist das bereits 2007 geschehen. Auf 100 Meter vor ihrer Haustür und den anderen betroffenen Häusern liegen allerdings noch Rohre aus dem Jahr 1924. Diese seien schmaler als die neuen. „Wenn es stark regnet, können die alten Rohre dem Druck nicht standhalten“, sagt die Diplom-Psychologin.

Dieses Thema ist auch Nico Wibbing bekannt. Er ist Priester der Neuapostolischen Kirche in Witten, die zwei Häuser vor dem Grundstück von Heidemarie Pfalz liegt. Er hatte in den vergangenen anderthalb Jahren in seiner Kirche zwar keine derartigen Vorfälle, sagt aber: „Ich weiß, dass es da eine Problematik gibt.“

Größere Rohre sind laut Entwässerung Stadt Witten nicht die Lösung

Einfach die Rohre auszutauschen, sei in so einem Fall nicht die Ideallösung, sagt Tobias Wanders von der Entwässerung Stadt Witten (ESW). „Das Problem wird dadurch nur verlagert. Dann würde woanders eine Engstelle aufkommen.“ Es sei technisch zudem nicht möglich, unendlich große Rohre zu verlegen. Auch finanziell würde sich das auf die Abwasserkosten auswirken.

Wanders ist seit dem 1. Juli Starkregen-Manager der Stadt Witten. Die Husemannstraße ist ihm noch nicht als Risikogebiet bekannt, das sei aber auch nicht so einfach zu bestimmen. So müssten Starkregenereignisse immer lokal analysiert werden. „Auch innerhalb von Straßen kann es Unterschiede geben. Manche Häuser liegen höher, manche tiefer. Jedes Haus ist anders betroffen.“

Doch was wären denn Lösungen, für die die Stadt sorgen kann? „So ein System ist schwierig zu durchschauen. Auch wir als Stadt fragen uns natürlich, was wir tun können, um in Risikogebieten das Wasser zurückzuhalten“, sagt Tobias Wanders. Das wären zum Beispiel Wasserläufe, Flächenversiegelungen oder Versickerungs- und Verdunstungssysteme. „Unser Ziel ist es, das Regenwasser zu speichern.“ Deshalb will sich der 33-Jährige auch bei der zukünftigen Straßenplanung mit einbringen. „Straßen können auch als Rückhalterung dienen, indem man zum Beispiel die Bordsteine anpasst.“

Starkregenkarte soll Anwohner in Witten informieren

In Witten gibt es seit Juli auf den Internetseiten der Stadt eine Starkregenkarte. So können sich Anwohner informieren, ob ihr Grundstück in einem gefährdeten Bereich liegt. Typische Stellen, die immer wieder von Überschwemmungen betroffen sind, sind die Senke an der Annenstraße in Höhe der Schleiermacherstraße – oder aber auch der Wannenbach. Dort dringt das Wasser bei starkem Regen bis in die Gärten der Herbeder Straße vor.

Bewohner solcher Häuser sind verpflichtet, sich privat gegen Überschwemmungen abzusichern. Das wären zum Beispiel bestimmte Rückhaltesysteme wie Pumpen oder Klappen. Auch Heidemarie Pfalz aus der Husemannstraße hat ein solches System installiert. Das konnte die Wassermengen am 15. August aber nicht mehr zurückhalten. Immerhin: Ihr Anliegen und wie es in ihrer Straße weitergeht, wird am 6. Oktober im Betriebsausschuss der ESW diskutiert.

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