Witten. Zu volle Schulbusse in Corona-Zeiten in Witten? Der Kreis hatte die Kritik von Eltern zurückgewiesen. Doch die lassen nicht locker.
Von Wittener Elternseite hagelt es nach wie vor Kritik an Schulbusfahrten in Corona-Zeiten. Der Kreis hatte die Vorwürfe zurückgewiesen – die Maskenpflicht ersetze die Mindestabstände und außerdem seien die Busse doch gar nicht so voll. Das sehen Mütter wie Anja Sturm ganz anders.
„Meine Tochter nimmt extra eine Stunde später den Bus, weil alle dicht an dicht stehen. Einige ältere Schüler ziehen die Masken auch runter“, schreibt Sturm auf der Facebook-Seite der WAZ Witten. „Wenn die Kids zur Schule fahren, schläft der Kreis wohl“, beschwert sich dort Heinz Sporkel. „Wo sind die zusätzlichen Busse, die während der Schulzeit eingesetzt werden sollten?“ fragt sich Roswitha Wintrich.
Verkehrsauszählung in Witten läuft noch
Den Bedarf für weitere Busse sah die Verkehrsgesellschaft EN (VER) zumindest in der vergangenen Woche noch nicht. Auch die mit Landesmitteln zusätzlich bereitgestellten 1000 Schulbusse für NRW sollen bisher zu 80 Prozent noch nicht abgerufen worden sein. „Wir werden nicht einfach kopflos irgendwelche Busse zusätzlich einsetzen, ohne genaue Zahlen zu haben“, sagte zuletzt VER-Geschäftsführer Peter Bökenkötter zu dieser Redaktion.
Seit einer Woche läuft deshalb auch in Witten eine Verkehrszählung, die insgesamt 14 Tage dauern soll. Erst danach wird entschieden, ob die Kapazitäten erhöht und weitere Busse eingesetzt werden. Bisherige Zählungen der Verkehrsunternehmen zeigten, so der Kreis, dass die Schulbusse zu 60 bis 70 Prozent besetzt seien.
„Man gewöhnt sich an die vollen Busse“, sagen zwei Schüler aus Witten
Doch wie sieht es derzeit wirklich aus? Henk und Wolf (beide 12) besuchen die siebte Klasse des Ruhr-Gymnasiums. Am Montagmittag (24.8.) warten sie um kurz vor eins auf ihren Bus. Noch ist alles ruhig am Rathaus. „Ab 13 Uhr geht es aber richtig los“, sagen sie. Auch morgens sei es sehr voll. „Ich fahre mit dem E32 hin und dann ist schon wenig Platz“, sagt Wolf. Henk nimmt nach Schulschluss den 320er. „Hier steigen schon viele auf einmal ein. Ab dem Bahnhof wird es dann etwas weniger. Ich versuche immer, einen Sitzplatz zu bekommen.“
Beide fänden es zwar besser, wenn Abstände eingehalten werden könnten. Das aber sei eben oft nicht möglich. Auch ihre Eltern könnten sie nicht fahren. Und so steigen sie jeden Tag in die vielleicht vollen Busse. „Man gewöhnt sich dran“, sagen die beiden.
Petition nimmt Landrat Olaf Schade in die Pflicht
Petition braucht 2600 Unterstützer
Bislang haben rund 800 Leute die Petition für eine Zählung der Schüler in den Schulbussen auf der Internetplattform openpetition.de unterschrieben. 2600 Unterstützer braucht es, damit sie auch beim Landrat eingereicht wird.
Die Initiative für die Petition kam von Karen Buchholz aus Wetter und bezieht sich auf den ganzen EN-Kreis. Wortwörtlich heißt es: „Wir fordern eine Zählung der Schüler in allen Schulbuslinien des EN-Kreises und einen auf die Nutzer abgestimmten Einsatz der Buslinien, damit jedes Kind den in der Covid-19-Pandemie, geforderten Mindestabstand einhalten kann, auch wenn das den Einsatz von mehreren Bussen erfordert.“
Für Katja Finck aus Witten ist die Situation für alle unzumutbar. Deshalb hat sie sich an diese Redaktion gewandt. Ihr Vorwurf: Auch eine Auslastung von 60 bis 70 Prozent sei auf einigen Linien zu viel. Mit einer Petition an Landrat Olaf Schade wollen sie und andere Eltern Bogestra und VER dazu bringen, die Schüler zu zählen, die laut Kundendatei ein Ticket haben.
Zudem gebe es am Albert-Martmöller- und Schiller-Gymnasium eine Abfrage unter den Schülern, wer seine Monatsfahrkarte derzeit nicht nutzt. Auch diese Kinder müssten bei den Zählungen berücksichtigt werden. Nur so könne man die Situation ganzheitlich abbilden. Diese Befragung wurde an alle weiterführenden Schulen weitergeleitet.
Der Sinn dahinter: Viele Eltern bringen ihre Schützlinge derzeit aus Sorge vor einer Ansteckung zur Schule. Aber auch diese Schüler nutzen den Bus normalerweise und müssten bei der Erhebung hinzugezählt werden, sagen Eltern wie Katja Fink. Auf dieser Basis sollen die Verkehrsunternehmen dann entscheiden, ob sie ihre Kapazitäten erhöhen. Am Montag, nach Abschluss der Zählung, ist man vielleicht schlauer – und weiß, ob mehr Busse rollen.