Witten. Die Busse sind seit dem Schulstart in Witten wieder voller. Bei manchen Fahrgästen fährt die Angst mit. VER und Bogestra erinnern an Vorgaben.

Die Infektionszahlen mit Corona steigen – in Witten mussten bereits drei Schulklassen zeitweise geschlossen werden. Vor allem in den Bussen kommen die Schüler und andere Fahrgäste sich unweigerlich nahe – Mindestabstände müssen hier nicht eingehalten werden. Eng an eng geht es zur Schule und wieder zurück. Die Angst vor einer Ansteckung fährt bei einigen Wittenern mit.

So wie bei Marlies Philipp aus Heven. Sie hat seit Jahren ein Ticket 2000. Diese Fahrkarte ist für sie aber nichts mehr wert. Die 79-Jährige fuhr am Donnerstag mit der Linie 375 Richtung Bahnhof. Da war für sie dann auch Endstation. Es war einfach zu voll. „Eigentlich wollte ich schon früher aussteigen. Ich kam aber gar nicht durch. Ab Rathaus standen die Schüler in den Gängen.“

Mit ihr seien noch weitere Fahrgäste ausgestiegen, denen es zu voll gewesen sei. Die Wittenerin sprach auch den Busfahrer an, von ihm kam aber keine Antwort. Als sie bei der Bogestra anrief, habe sie schlucken müssen. „Mir wurde gesagt, dass man sich dann an die Politik wenden muss.“ Sie stellt sich die Frage, ob man sich mit so einer Erklärung einverstanden geben müsse.

Ob in Witten mehr Busse eingesetzt werden, entscheidet sich in zwei Wochen

Tatsächlich müssen in Bus und Bahn keine Mindestabstände eingehalten werden – nur die Maske muss getragen werden. Das bestätigt gegenüber dieser Redaktion Peter Bökenkötter, Geschäftsführer der VER (Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr). „Leider wissen viele Menschen nicht, dass die Abstandspflicht in Bussen und Bahnen nicht gilt.“ Das könne man auch gar nicht durchsetzen. Ein Zwölf-Meter-Bus könne dann gerade einmal zwölf statt 50 Personen transportieren. Zudem erinnert Bökenkötter daran, dass „es keine Anhaltspunkte gibt, dass in Bussen eine höhere Infektionsgefahr herrscht als an anderen Orten“.

Ob mehr Busse eingesetzt werden, wird sich in den nächsten zwei Wochen entscheiden. Die Verkehrsunternehmen VER und Bogestra sind derzeit dabei, die Lage genau zu analysieren. „Wir werden nicht einfach kopflos irgendwelche Busse zusätzlich einsetzen, ohne genaue Zahlen zu haben“, erklärt Bökenkötter. Nach drei Tagen Schulbetrieb könne man das gar nicht entscheiden – grundsätzlich sei der erste Eindruck aber positiv.

Bogestra nimmt alle Beteiligten in die Pflicht

Ähnlich sieht es Christoph Kollmann, Sprecher der Bogestra. „Wir haben die Kapazitäten bereits vor Schulbeginn hoch gefahren. Es liegt aber nicht nur an uns, dass auch in Zeiten von Corona alle Leute an ihr Ziel kommen“, erklärt er. Neben den Kreis nimmt er auch die Schulen und Eltern in die Pflicht.

So gäbe es an jeder Schule einen Nahverkehrs-Beauftragten. Wenn Schüler an bestimmten Orten merken, dass es zu voll wird, können sie das dem Verantwortlichen der Schule berichten. Diese Beschwerde werde an die Verkehrsunternehmen weitergegeben, die daraufhin reagieren. Für Witten sei bis jetzt noch keine Meldung eingegangen.

Wittenerin Marlies Philipp nutzt jetzt das Auto

So wie hier warten die Schülerinnen und Schüler zunächst in Kleingruppen auf den Bus. So kann der Abstand noch etwas gewahrt werden.
So wie hier warten die Schülerinnen und Schüler zunächst in Kleingruppen auf den Bus. So kann der Abstand noch etwas gewahrt werden. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald


Am Montagmittag (17.08.) zeigt sich nach Schulschluss am Rathaus zunächst ein relativ entspanntes Bild. Die Schüler warten in kleineren Gruppe auf ihren Bus. Bei einigen Linien, die einfahren, wird es dann doch eng – alle drängeln Richtung Tür und wollen rein. Die Busfahrer der Bogestra wollen auch niemanden stehen lassen.


Mika vom Schiller-Gymnasium fährt täglich Bus und ist bis jetzt zufrieden, wie es auch mit Masken abläuft. „Wenn man morgens nach Witten rein fährt, ist es schon voller. Mittags geht es aber. Das gleicht sich irgendwie aus.“ Als sein Bus, der E78, kommt, ist er nur einer von wenigen, die einsteigen.

Marlies Philipp hingegen hat ihr Auto wieder aus der Garage geholt, obwohl sie nur noch ungern fährt. „Ich hatte das Autofahren eigentlich eingestellt. Auch mein Mann fährt schon seit Jahren nicht mehr.“ Zu Fuß schaffe sie es aber nicht mehr in die Stadt – und mit dem Bus fährt sie vorerst auf keinen Fall mehr.


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