Witten. Die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte wurde vor 125 Jahren von Eisenbahnern gegründet. Heute gehören ihr über 1800 Wohnungen in der Stadt.

Wittens größte und älteste Wohnungsgenossenschaft wird am Samstag (22.8.) 125 Jahre alt. Mit der Gründung des „Spar- und Bauvereins“, einer „eingetragenen Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht zu Witten“ begann 1895 die Erfolgsgeschichte der Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte.

Ende des 19. Jahrhunderts herrschte in Witten eine große Wohnungsnot. Als 1863 die Hauptwerkstätte der Bergisch-Märkischen Eisenbahn von Elberfeld nach Witten verlegt wurde, kamen viele hundert Arbeiterfamilien in die Stadt. Am 22. August 1895 gründeten Angehörige der damaligen Eisenbahner Hauptwerkstatt, heute bekannt als Werk Oberbaustoffe, einen Spar- und Bauverein. Dieser sollte die Wohnungsnot lindern und den Mitgliedern bezahlbare Wohnungen zur Verfügung zu stellen.

Die ersten beiden Genossenschaftshäuser entstanden 1896 an der Kirchhofstraße

Zur Gründungsversammlung kamen 25 Männer, die meisten Eisenbahner, die den Vorstand und den Aufsichtsrat des neuen „Spar- und Bauvereins“ wählten. Nach dem Kauf eines Grundstücks an der damaligen Kirchhofstraße, der heutigen Marienstraße, wurden 1896 die ersten beiden Häuser mit 22 Wohnungen fertiggestellt. Die Marienstraße 20 und 20a gelten daher als „Wiege der Genossenschaft“. Die Mieter erhielten ihre Wohnungen durch eine Verlosung. Wer länger als drei Monate mit seinen Einzahlungen auf den Geschäftsanteil in Höhe von 300 Mark im Rückstand blieb, verlor das Recht auf Teilnahme an der Verlosung von Wohnungen oder das Recht, eine bereits bezogene Wohnung zu behalten. Wer nicht zahlte, konnte aus der Genossenschaft ausgeschlossen werden.

Die Genossenschaft setzte ihre Bautätigkeit zügig fort. 1897/98 entstanden an der Breite Straße acht Häuser mit zusammen 100 Wohnungen. Es folgten Neubauten in der Oberstraße, am Tannenberg und Crengeldanz sowie in der Boltestraße. Der Wert des Hausbesitzes der Genossenschaft vor dem Ersten Weltkrieg wurde auf über eine Million Mark geschätzt. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges baute die Genossenschaft 46 Häuser mit 381 Wohnungen. Mit vereinten Kräften wurden dann bis in die 50er Jahre hinein die schlimmsten Kriegsschäden beseitigt.

Die Bundesbahn und das Edelstahlwerk stellten Darlehen für Neubauten zur Verfügung

Frank Nolte, Vorstandsvorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte (vorne), und Vorstand Gerhard Rother in ihrem Neubau an der Otto-Hue-Straße in Vormholz, wo 17 öffentlich geförderte Wohnungen entstanden sind.
Frank Nolte, Vorstandsvorsitzender der Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte (vorne), und Vorstand Gerhard Rother in ihrem Neubau an der Otto-Hue-Straße in Vormholz, wo 17 öffentlich geförderte Wohnungen entstanden sind. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Später profitierte die Genossenschaft von der immer noch engen Verbindung zur Bundesbahn, die ebenso wie das Wittener Edelstahlwerk Darlehen bereitstellte, mit denen die Bautätigkeit wieder aufgenommen werden konnte. So wuchs der Immobilienbestand der Genossenschaft bis 1970 auf 213 Häuser mit über 1300 Wohnungen. So entstand auch preiswerter Wohnraum in Bommern und Heven.

Auch durch den Kauf weiterer Immobilien ist die Genossenschaft in den letzten Jahren stetig gewachsen. Durch die Verschmelzung der Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte mit der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft Herbede 2015 vergrößerte sich der Bestand um weitere 45 Häuser mit fast 200 Wohnungen.

2019 wurden 6,4 Millionen Euro in Witten investiert

Im vergangenen Jahr hat die Genossenschaft, der heute 296 Häuser mit über 1800 Wohnungen in der Stadt gehören, 6,4 Millionen Euro in ihren Bestand und die Schaffung neuer Werte investiert. Die Genossenschaft, die 2300 Mitglieder zählt, hat in den letzten Jahren in Witten auch rund 160 Kita-Plätze geschaffen. Gegenüber vom Wittener Hauptbahnhof möchte sie zeitnah ein viergeschossiges Bürogebäude errichten. Ihr bisheriger Sitz am Dieckhoffsfeld ist zu klein geworden ist. Das aktuelle Neubauprojekt der Genossenschaft mit 17 öffentlich geförderten Wohnungen in der Otto-Hue-Straße 12 in Vormholz ist so gut wie fertiggestellt.

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