Witten. Lea Banger tritt für die FDP an. Dabei lebt sie noch gar nicht lange in Witten. Aber sie sagt: „Ich habe mich in die Stadt verliebt.“

Sie ist Studentin und Unternehmerin, sie ist Model und Kandidatin für den Wittener Stadtrat – und mit gerade mal 22 Jahren eines der jungen Gesichter für die Kommunalwahl. Wie sie das alles unter einen Hut bringt, darüber spricht Lea Banger im Interview.

Sie sind Rheinländerin, was hat Sie nach Witten verschlagen?

Nein, ich bin in Essen geboren, aber in Bonn aufgewachsen. Studiert habe ich dann in der Nähe von Koblenz – Internationales Management. Aber nach dem Bachelor-Abschluss war mir klar, das reicht mir nicht. Immer nur über Gewinnmaximierung zu reden, war mir zu wenig. Mir fehlten da einfach die ethischen und politischen Aspekte. Bei einem Studienjahr in Frankfurt habe ich dann vom Studiengang PPE (Philosophy, Politics & Economics) erfahren, den gab es damals nur in Witten. Mir war gleich klar: Das ist das Richtige. So bin ich hergekommen.

Lea Banger arbeitet als Curvey Model. Dieser Job brachte sie auch schon bis nach Mailand, für eine Kampagne von Elena Miro.
Lea Banger arbeitet als Curvey Model. Dieser Job brachte sie auch schon bis nach Mailand, für eine Kampagne von Elena Miro. © Werner Krause Fotografie

Jetzt machen Sie hier Ihren Master. Und sind dann in zwei Jahren wieder weg...

Nein, auf keinen Fall. Ich hätte es selbst nicht gedacht, aber ich habe mich in die Stadt verliebt. Hier will ich bleiben und auch hier meinen Doktor machen. Also die nächsten fünf Jahre gehe ich nicht weg – mindestens.

Was finden Sie denn hier so liebenswert, ist Bonn nicht viel schöner?

Ich schätze die Vielfalt der Stadt. Ich entdecke jeden Tag etwas Neues, ein Café, eine Imbissbude. Ich mag das Grün, den See und natürlich die Uni. Und vor allem: Die Offenheit der Menschen, die kannte ich von woanders bislang so nicht.

Waren Sie denn vorher schon in der Partei?

Nein. Aber ich habe bereits mit 17 Jahren mit dem Gedanken gespielt, FDP-Mitglied zu werden, und habe mich schon im Studium politisch engagiert. Um der Partei beizutreten, hat mir wohl noch der konkrete Anlass gefehlt. Doch als dann die Corona-Krise losging, wusste ich, dass wir noch einige Dinge verändern müssen. Und ich wollte ein Teil der Veränderung werden. Mir ist es wichtig, dass auch junge Frauen in der Politik repräsentiert werden, um andere Blickwinkel und Meinungen vorzubringen.

Aber warum die FDP – das ist ja nicht gerade eine typische Studentenpartei.

Mir ist der Freiheitsgedanke wichtig. Und die Chancengleichheit. Jeder soll in Deutschland die Möglichkeit haben, die beste Bildung zu bekommen. Mit diesen Themen fühle ich mich bei den Liberalen gut aufgehoben – und wurde mit offenen Armen empfangen. Außerdem: Wir setzen und hier in Witten speziell für Nachhaltigkeit ein. Das ist ja vielleicht auch nicht das erste, an was man bei der FDP denkt. Es ist Zeit, mit den alten Stereotypen zu brechen.

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Sie sind gleich auf Listenplatz 4 gelandet – und das mit gerade mal 22 Jahren.

Ja, aber unser Vorsitzender ist 24, sein Stellvertreter 22, so wie ich. Wir sind viele junge Köpfe, kombinieren unsere Ideen und unseren Einsatz mit der Erfahrung der Älteren. Das ist eine gute, gesunde Mischung.

Wie sind denn die Reaktionen Ihrer Kommilitonen auf Ihre Kandidatur ausgefallen?

Es gab viele nette Kommentare, viel Ermutigung. Wir sind ja bunt aufgestellt an der Uni. Und wenn einer mich nicht wählen will, ist das okay. So ist mein Demokratieverständnis. Aber klar, es gab auch Anfeindungen von Unbekannten über die sozialen Medien – vor allem wegen meines Nebenjobs.

Kaum zu glauben, so schlank wie Sie sind, arbeiten Sie als Curvey Model, also als Model für Übergrößen. Wieso gab es da Anfeindungen?

Jemand meinte, ich solle meine Reize nicht einsetzen, wenn ich für Chancengleichheit kämpfen will… Dabei posiere ich ja nicht in Unterwäsche auf den Plakaten. Aber mir war klar, dass das ein Stein des Anstoßes werden könnte. Mir ist das egal. Das Modeln ist ein Teil von mir, ich stehe dazu. Ich möchte mich mit den Fotos dafür einsetzen, dass Menschen sich in ihrem Körper wohlfühlen, egal mit welcher Figur. Und ich mache ja nichts Anrüchiges, keine Akt-Fotografie.

Unterstützung für Sonja Leidemann

Die FDP geht ohne eigenen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen. In Witten haben die Liberalen SPD-Bürgermeisterkandidatin Sonja Leidemann wieder ihre volle Unterstützung zugesichert.

Sie sei eine Bürgermeisterin für alle Wittener und stelle inhaltliche Politik vor parteipolitische Interessen, so der neue FDP-Chef Jan Pohl. Dies sei auch ein großes Anliegen der Freien Demokraten.

Sie arbeiten auch noch als Online-Marketingberaterin. Hat ihr Tag mehr als 24 Stunden?

Ach, mir kommt das meiste gar nicht wie Arbeit vor. Mir macht das alles miteinander viel Spaß.

Etwa acht Prozent müsste die FDP erreichen, damit Sie in den Rat kommen. Was würden Sie dann tun?

Wir wollen mehr eigene Anträge stellen. Ich möchte, dass Witten ein Vorreiter in der Digitalisierung wird, in den Schulen, aber auch im Gesundheitswesen. Das ist mein Herzensthema. Und ich will mich für eine bessere Integrationsarbeit einsetzen. Wenn nicht als Ratsmitglied, dann als Sachkundige Bürgerin in den Ausschüssen.

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