Witten. Lange hat sich Musikerin Fee Badenius aus Witten für ihr „Superheldenteam“ Zeit gelassen. Nun ist das Album da. Es klingt etwas anders als sonst.

Seit zehn Jahren ist Fee Badenius als Künstlerin erfolgreich. Sie singt, textet und spielt Gitarre. Sie trat in TV-Comedys wie „Ladies Night“ auf und räumte Kleinkunstpreise ab. Nun möchte die Singer-Songwriterin aus Witten mitten in der Pandemie ganz pur als Musikerin durchstarten. Vor wenigen Tagen veröffentlichte sie ihr Album „Superheldenteam“. Im Interview spricht die 34-Jährige über die Zeit während Corona, ihre Songs und den Ruhrpott.

Wie geht es Ihnen?

Fee Badenius: Tatsächlich geht’s mir gut, vom wirtschaftlichen Druck durch Verdienstausfälle mal abgesehen. Ich arbeite ja seit 2018 nicht mehr als Lehrerin an der Blote-Vogel-Schule. Ich fühle mich ein bisschen, als wäre ich aus Raum und Zeit gefallen. Manchmal denke ich: Oh, es ist ja schon Juli. Ich sehe nicht nur Negatives in der Krise, so bin ich nicht. Ich bin sonst immer ziemlich an meine Belastungsgrenzen gegangen. Im letzten Jahr habe ich auf über 100 Terminen gespielt. Nun genieße ich es, keine äußeren Verpflichtungen zu haben, mal genug schlafen zu können. Und ich hoffe, dass ich in einer Zeit, in der Konzerte kaum stattfinden, mit meinem Album eine Lücke füllen kann.

Gitarre spielen geht ja gerade sowieso nicht so gut. Was haben Sie mit Ihrem Arm gemacht?

Das Cover des neuen Albums.
Das Cover des neuen Albums. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Ich bin vom Pferd gefallen und habe mir die Speiche gebrochen. Nun muss ich abwarten und stillhalten.

„Ich bin immer im Grenzbereich zwischen Comedy und Chanson hin- und hergehüpft“

Sie sagen selbst, Sie wollen als Musikerin durchstarten. Aber Sie sind doch längst eine. Wie meinen Sie das?

Ich bin immer so im Grenzbereich hin- und hergehüpft zwischen Comedy, Kabarett und Chanson, habe überwiegend humorige Lieder gesungen. Aber das spiegelt nicht wider, wie ich mich empfinde. Das neue Album geht mehr in Richtung Pop, mit Liedern, die ich auch selbst gerne hören würde. Ich höre nämlich viel Radio und finde, da klingt alles sehr ähnlich, vor allem bei den deutschsprachigen Liedern. Davon möchte ich mich abgrenzen, völlig unabhängig davon, ob ich damit Erfolg habe.

Inwiefern klingt ihre Musik denn jetzt anders?

Die 14 Lieder auf dem Album sind komplett verschieden. Mal hört man nur meine Stimme und die Gitarre – ganz klassisch, so wie ich angefangen habe. Dann gibt’s eine Power-Ballade, bei der alles elektronisch arrangiert ist. Der Song „Pferdemädchen“ wiederum klingt beinahe nach Country. Ich habe mir mit dem Album auch zwei Jahre Zeit gelassen. Habe Lieder aufgenommen und wieder verworfen. Den Song „Woanders“ gab’s zum Beispiel in vier, fünf Versionen. Erst wenige Tage vor der Produktion passte dann alles. Nun bin ich total zufrieden damit. Mein erstes Album entstand dagegen an zwei Nachmittagen im Keller.

Musikerin aus Witten: „Ich hatte keine Lust, mich künstlerisch mit Corona zu beschäftigen“

Hat irgendein Lied des neuen Albums etwas mit Corona zu tun?

Ich hatte keine Lust, mich damit künstlerisch zu beschäftigen. Stephan Sulke, den ich in Stuttgart bei meinem ersten Auftritt kennengelernt habe, hat mal gesagt, ein Lied müsse zeitlos sein und auch noch in 20 Jahren funktionieren. Die Liebe darf also als Thema nicht fehlen. Auch um Abgründe geht es, um Schwächen. Und ums Aufräumen. Dabei bin ich eigentlich ein ganz ordentlicher Mensch, aber ich komme aus einer chaotischen Familie. „Woanders“ habe ich nach einem Klassentreffen geschrieben. Es geht um Träume und was daraus geworden ist. Dann gibt es noch ein Erinnerungslied, das ich meiner Mutter gewidmet habe, die letztes Jahr verstorben ist.

Das neue Album

Fee Badenius’ neues Album „Superheldenteam“ ist beim Bochumer Plattenlabel „Retter des Rock Records“ erschienen. Im Laden ist es nicht zu haben, aber Fans können es auf feebadenius.de bestellen. Es kostet 15 Euro. Einige Songs hat die Musikerin schon bei einem Online-Konzert vorgestellt.

Fester Bestandteil ihrer Band, die keinen eigenen Namen hat, sind: Johannes Still (Piano, Akkordeon), Jochen Reichert (Bass) und Christoph Helm (Schlagzeug, Perkussion).

Sie texten und komponieren selbst. Was entsteht zuerst?

Beides gleichzeitig. Oft habe ich eine Liedzeile im Kopf und die passende Melodie dazu. Meist fällt mir die Pointe zuerst ein, ich schreibe also quasi rückwärts. Mir ist wichtig, dass die Sprache mit dem Rhythmus der Musik ineinanderfließt.

„Im Winter möchte ich eine Kinderplatte machen“

Ihr nächstes Projekt?

Ich habe Lust, im Winterhalbjahr eine Kinderplatte zu machen. In meine Konzerte kommen ja auch viele Familien.

Sie stammen aus Lübeck. Warum mögen Sie Witten?

Seit ich hier lebe, weiß ich, dass ich mich im kühlen Norden eher fremd gefühlt habe. Witten ist ja keine biedere Kleinstadt, aber eben auch nicht so anonym. Am Ruhrpott mag ich generell, dass die Menschen nicht so auf Distanz sind und schnell von sich erzählen. Das ist zum Touren ideal.

Auch interessant