Witten. Ein Tagespflege-Betreiber aus Witten eröffnet bald ein neues Haus. An der Wetterstraße können 20 Menschen betreut werden – mit Blick aufs Wasser.

Wer die neue Tagespflege an der Wetterstraße betritt, blickt durch die große Fensterfront gegenüber gleich ins Grüne und auf den Mühlengraben. Hinterm Haus breiten sich Beete mit Wildblumen aus. Sie blühen dort nicht zufällig. 1200 Stauden wurden bereits von Hand eingesetzt, sagt Volker Rumpel, Geschäftsführer der Familien- und Krankenpflege, die hier baut. Ab 1. September werden die ersten Gäste erwartet.

„Der Bedarf ist da“, sagt Rumpel. Er verweist auf die Warteliste der Tagespflege im Wullener Feld, wo 22 Senioren betreut werden. 20 Plätze werden am neuen Standort angeboten. Außerdem soll die Sozialstation des ambulanten Pflegedienstes, mit dem 1989 alles begann, ins Obergeschoss des zweistöckigen Gebäudes ziehen. Sie hatte ihren Platz bislang im Rathaus der Medizin in Herbede.

Vor einem Jahr glich das Gelände hinter Cafe Del Sol in Witten einem Acker

Dieser Leuchtturm steht nicht an der Nord- oder Ostsee, sondern in Witten – im Garten der neuen Tagespflege an der Wetterstraße.
Dieser Leuchtturm steht nicht an der Nord- oder Ostsee, sondern in Witten – im Garten der neuen Tagespflege an der Wetterstraße. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Noch vor einem Jahr sah das 4000 m² große Gelände an der Wetterstraße gleich hinter Cafe Del Sol wie ein brachliegender Acker aus. Jetzt sind die Handwerker dabei, die letzten Kleinigkeiten zu erledigen. Sie schließen Lampen an oder befestigen das neue Firmenschild. Bald steht die erste Grundreinigung an und nächste Woche kommen die neuen Möbel. Die Auflagen für die Gartenstühle lagern sogar schon in einer Ecke. Denn vieles wird sich bei gutem Wetter draußen abspielen. Ein meterhoher Leuchtturm und ein Springbrunnen auf der Terrasse sorgen bereits für Atmosphäre. Auch Hochbeete mit Kräutern sind geplant.

Die Räume der Tagespflege befinden sich ebenerdig auf 368 m². Sie sind voll klimatisiert. Es gibt Fußbodenheizung und auf dem Dach eine Photovoltaikanlage. „Damit versorgen wir uns zum großen Teil selbst mit Energie“, sagt Volker Rumpel. Drei Ladesäulen für E-Mobilität sind geplant. Nach und nach sollen deshalb alle Fahrzeuge ausgetauscht werden. 28 Stellplätze – auch für Besucher – gibt’s am Haus.

Wittener Pflegedienstleiterin: Eine Einrichtung an zwei Standorten

„Wir werden in beiden Tagespflegen ein gleichwertiges Angebot vorhalten“, sagt Pflegedienstleiterin Rebecca Mensah. „Wir sind eine Einrichtung an zwei Standorten.“ So wird an der Wetterstraße für beide Häuser gekocht, im Wullener Feld sind sie fürs Backen zuständig. Allerdings soll es am neuen Standort auch nach Ende der Betreuung um 16 Uhr verschiedene Angebote geben.

Die Gäste könnten dort Geburtstag feiern. „Und eine Kooperation mit der VHS wäre toll“, sagt Geschäftsführer Rumpel. Workshops für die Nutzung von Tablets könne er sich etwa vorstellen, denn die gehören hier zur Ausstattung. Ebenso wie ein Beamer zum Filme gucken. „Die Ansprüche ändern sich“, weiß Kollegin Mensah.

90 Tagespflegeplätze gibt es insgesamt in Witten

Die Eröffnungsfeier der neuen Tagespflege an der Wetterstraße 8 findet am 31. August ab 11 Uhr statt. Ab dem 1. September werden Gäste betreut. Das Projekt hat 2,2 Millionen Euro gekostet, gefördert wurde es u.a. von der Deutschen Fernsehlotterie mit 300.000 Euro.

Die Familien- und Krankenpflege bietet bald insgesamt 42 Tagespflegeplätze an ihren zwei Standorten an. Außerdem gibt es 16 solcher Plätze im Tagespflegezentrum der Lührmann & Partner GmbH in der Wittener City (Theodor-Heuss-Straße). Stephanie Ludwig bietet in ihrem Chelonia-Haus in Heven 20 Plätze an, die Diakonie zwölf Plätze.

Beide freuen sich, dass die neue Tagespflege trotz Corona bald startet. Schlaflose Nächte haben sie hinter sich, seit am 17. März um 23 Uhr die Mail ankam, die die sofortige Schließung der Einrichtung am Wullener Feld ankündigte. Nur eine Notbetreuung mit fünf bis sechs Gästen sei möglich gewesen.

„Für uns war es eigentlich undenkbar, den übrigen Angehörigen von heute auf morgen nichts mehr anbieten zu können“, erinnert sich Rebecca Mensah. Sie haben deshalb ehrenamtliche Einkaufshilfen organisiert und eine Telefonsprechstunde eingerichtet. „Ich habe mit den Menschen am Telefon geweint“, schildert die Pflegedienstleiterin die dramatische Zeit.

Doch ebenso seien Tränen – diesmal der Freude – geflossen, als es dann am 8. Juni wieder losgehen konnte. „Wir haben die Bewährungsprobe bestanden – ohne Covid-19-Fall“, sagt Volker Rumpel. „Alle haben toll mitgezogen“, lobt er sein Team. Nun sei er zuversichtlich, dass der Neueröffnung am 1. September nichts mehr im Wege stehen wird.

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