Witten. Was die Jugend kann, können Senioren auch: In der Tagespflege im Wullener Feld widmen sie sich dem Umweltschutz – spielerisch und im Alltag.

Nicht nur die Jugendlichen der „Fridays for Future“-Bewegung kümmern sich um den Klimaschutz. Auch die ältere Generation ist offen für Themen wie Müll trennen und Vermeidung von Plastik. Bei der Familien- und Krankenpflege im Wullener Feld dreht sich an diesem Mittwoch alles um die Umwelt.

Das Müll-Trennungs-Spiel macht allen Spaß

Auf einem Tisch im Garten stehen verschiedene Behälter. Zettel hängen daran. Darauf steht: Gelber Sack, Glas, Batterien, Restmüll. Altenpflegerin Angela Bracht hat einen Korb dabei, der gefüllt ist mit Eierkartons, Flaschen, leeren Pralinenpackungen. „Das wollen wir gleich mal trennen“, sagt sie und animiert die Tagesgäste zum Mitmachen. Die legen los und schmeißen weg. „Ach nee, das ist doch Papier“, bemerkt eine Frau, die die leere Box für Kosmetiktücher in den Restmüll werfen will, gerade noch rechtzeitig. Das Müll-Trennungs-Spiel macht allen sichtlich Spaß.

Am Hochbeet: Pflegedienstleiterin Rebecca Mensah (li.) und Pflegerin Simone (3. v.li.) begutachten mit den Tagesgästen Hildegard Seliger und Klaus-Dieter Hennig, wie alles wächst.
Am Hochbeet: Pflegedienstleiterin Rebecca Mensah (li.) und Pflegerin Simone (3. v.li.) begutachten mit den Tagesgästen Hildegard Seliger und Klaus-Dieter Hennig, wie alles wächst. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Ja, sie trenne natürlich auch zuhause, sagt Elisabeth Kammer, die seit einem Jahr die Einrichtung besucht. Und sonst? „Nehme ich einen Stoffbeutel und keine Plastiktüten“, sagt die 86-Jährige. Dem Tun der jungen Klima-Aktivisten steht sie trotzdem skeptisch gegenüber: „Ob das was bringt, wenn die auf die Straße gehen?“

Das darf sie gegenüber Angela Bracht aber nicht laut sagen.

Denn die Altenpflegerin ist die „grüne Dame“ des Hauses – und das hat nichts mit dem Ehrenamt in Kliniken zu tun. Die Rüdinghauserin achtet seit zehn Jahren darauf, dass in der Tagespflege im Wullener Feld der Schutz der Umwelt im Alltag immer im Vordergrund steht. „Ich bin eine alte Öko-Tante“, sagt Angela Bracht. Und sie hat einen großen Garten. Aus dem hat sie anfangs Obst und Gemüse mitgebracht, das in der Küche verwertet wurde. Inzwischen ernten Mitarbeiter und Tagesgäste Beeren, Äpfel oder Kräuter im Garten, der zur Tagespflege gehört. Zusätzlich wird regelmäßig eine Abo-Kiste mit frischen Produkten aus der Region für die Küche geliefert. Und damit ist hier längst nicht Schluss beim Thema Nachhaltigkeit.

Es gibt keine Plastikflaschen mehr in der Einrichtung, stattdessen Wassersprudler, Saft im Tetra-Pack. „Oder wir machen Tee“, so Bracht. Haben sie vorher wegen der Sturzprophylaxe überall ständig das Licht angelassen, schalten sie das jetzt öfter aus, um Strom zu sparen. „Wir lassen Wasser nicht unnötig laufen“, ergänzt Pflegedienstleiterin Rebecca Mensah. Und jeder neue Mitarbeiter, Praktikant oder Auszubildende werde in die Mülltrennung eingeführt. „Die meisten wissen da schon gut Bescheid“, lobt Angela Bracht. Sie hat aber auch festgestellt: „Je jünger, desto weniger Bewusstsein.“ Und, ja, wenn es schnell gehen muss, dann lande halt schon mal was im falschen Behälter.

Anlass: Weltumwelttag

Der 5. Juni ist Weltumwelttag. Deshalb hat die Familien- und Krankenpflege im Wullener Feld ihren traditionellen Thementag unter das Motto gestellt: „Unsere Umwelt – Was kann jeder Einzelne Förderliches tun?“.

Der Tag begann mit einem gesunden Frühstück. Es folgten ein Film über Braunkohle, ein Umweltquiz und das Müll-Trennungs-Spiel. In den Räumen waren außerdem Ausstellungen zu den Themen Wald, Gewässer und Insekten zu sehen.

„Es war unser erster Umwelttag“, sagt Pflegedienstleiterin Rebecca Mensah. „Wir werden ihn jedes Jahr anbieten.“

Rebecca Mensah zählt weiter auf: Weichspüler sei passé im Haus. Der Trockner laufe nur, wenn es wirklich sein muss. Sie nutzen das Regenwasser, das in großen Containern aufgefangen wird. Und zum Basteln verwenden sie vor allem Material aus der Natur.

Für die meisten Senioren ist das alles ja gar nicht so neu. „Früher hatte jeder eine Einkaufstasche und die Sachen waren nicht verpackt“, sagt die Pflegedienstleiterin. Trockner und andere elektrische Geräte gab es nicht. Zurück zu den Wurzeln also.